Ritual des Meistergrades
nach
Friedrich Ludwig Schröder
Deze versie dateert uit 1960.
Einrichtung der Meisterloge
Die Einrichtung der Meisterloge
weicht von derjenigen der Lehrlingsloge im Folgenden ab: Tempel, Altar und
Aufseher-Tische sind schwarz umkleidet. Die drei Säulen sind mit schwarzem Flor
umschlungen.
Die Meister tragen einen weißledernen
Schurz mit einer etwa 3 cm breiten, blauen Einfassung und blauen Bändern. Die
Rückseite des Schurzes ist blau gefüttert. Die Klappe wird heruntergeschlagen.
In der Mitte des Teppichs steht
ein niedriger schwarzer Sarg. Eine schwarze Matratze mit Kopfpolster und ein großes
weißes undurchsichtiges Tuch werden bereitgehalten.
Im Norden, Osten und Süden des
Tempels ist an der Wand ein Totenkopf angebracht. Auf dem Altar liegen Bibel,
Winkelmaß und Zirkel, die Spitzen auf dem Winkelmaß.
Bei der Einführung des zu
Erhebenden brennen nur die Kerzen.
Dunkle Kammer
Der Bürge führt den zu
Erhebenden, der als Geselle bekleidet ist, an die Tür der Dunklen Kammer und läßt
ihn eintreten. Auf dem Tisch stehen ein Totenkopf und ein Stundenglas. In einer
Ecke kann ein Skelett stehen. Eine Tafel zeigt folgende Denksprüche:
Der Glaube an Gott und
Unsterblichkeit baut eine Brücke über den Abgrund des Todes.
Suchst du nur hier in der Welt
deinen Lohn und fürchtest du den Tod, dann wirst du leicht deinen heiligsten
Pflichten untreu werden.
Betrachte die ganze Natur!
Überall erblickst du Veränderung und Verwandlung, nirgends Vernichtung.
Am Tisch sitzt ein Bruder
Meister. Beim Eintritt des zu Erhebenden geht er ernst auf diesen zu, reicht ihm
die Hand mit dem Gesellendruck und spricht: Willkommen, mein Bruder,
hier im Dunkel der Nacht, unter den Sinnbildern des Todes! Prüfen Sie sich in ernster Stille,
ob Sie sich stark genug finden, dem Tode furchtlos ins Angesicht zu sehen. Ich
entferne mich, um Sie in dieser Selbstprüfung nicht zu stören.
Er verläßt ihn und meldet die
Anwesenheit des zu Erhebenden dem Vorbereitenden.
Eröffnung der Meisterloge
Wenn nach der Einführung alle
Brüder an ihren Plätzen stehen, schlägt der Meister mit dem Hammer einmal auf.
Der Schlag wird von dem Zweiten und dann von dem Ersten Aufseher wiederholt.
Meister: Bruder
Zweiter Schaffner! Erfüllen Sie die erste Pflicht eines Freimaurers!
Der Zweite Schaffner überzeugt
sich durch einen Rundgang, daß alle Brüder als Meister bekleidet sind. Er klopft
dann mit dem Meisterschlag an die Logentür. Sobald der Turhüter mit dem gleichen
Schlag von außen geantwortet hat, geht der Zweite Schaffner an seinen Platz und
spricht, ohne ins Zeichen zu treten: Ehrwürdiger Meister! Die
Meisterloge ist gedeckt.
Der Meister reicht dem Ersten
Schaffner die kleine Kerze vom Altar. Dann werden die großen Kerzen wie in der
Lehrlingsloge entzündet.
Meister: Weisheit
leite unseren Bau!
1. Aufseher: Stärke
führe ihn aus!
2. Aufseher:
Schönheit ziere ihn!
Sobald der Meister wieder hinter
dem Altar steht, schlägt er mit dem hammer einmal auf. Der Zweite und dann der
Erste Aufseher wiederholen den Schlag.
Meister: In Ordnung,
meine Brüder!
Alle Brüder treten ins
Meisterzeichen.
Meister: Da hier nur
Meister sind mid jeder seine Pflichten kennt, so eröffne ich eine Meisterloge in
Ehrfurcht vor dem Großen Baumeister aller Welten und nach den alten Gebräuchen
der Freimaurermeister.
Er tut den Meisterschlag, der
von dern Zweiten und dann von dern Ersten Aufseher wiederholt wird, und spricht
das
Gebet
Du, der zu des Lebens schöner Gabe
Fügt die Hoffnung einer bessern Welt,
Gib uns Stärke an des Meisters Grabe,
Der, ein Opfer seiner Treue, fällt.
Laß sein Todesbeispiel uns ermahnen,
Treu zu sein in jeder Maurerpflicht,
Wert zu sein des Lebens, das wir ahnen,
Wenn fur dieses unser Auge bricht.
Laß in Wahrheit, laß in Lieb’ uns wandeln,
Für die Tugend unermüdet handeln,
Daß der Tod, von seinen Schrecken frei,
Uns ein Lehrmeister des Friedens sei.
Nach dem Gebet vollendet der
Meister mit allen Brüdern das Meisterzeichen.
Meister: Die
Meisterloge ist eröffnet. Gesegnet sei diese Studen!
Alle Brüder setzen sich.
Vorbereitung zur Erhebung
Der Vorbereitende begibt sich in
Begleitung eines Bruders, beide als Meister bekleidet, in die Dunkle Kammer.
Vorbereitender: Mein
Bruder! In einer noch erusteren Stimmung als bei Ihrer Aufnahme und Beförderung werden Sie heute von Ihren
Brüdern erwartet. Der Tod ist der ernste Gedanke, der uns in diesen
feierlichen Augenblicken beschäftigen, aber nicht bedrücken soll.
Auch unser Schädel wird früher oder spater diesem Schädel
ähnlich sein, auch unsere Lebensuhr wird ausrinnen bis zum letzten Sandkorn wie
diese. Aber so wie Sie ,,freudig leben” und ,,weise leben” durch die bisherigen
Vorschriften gelernt haben, so soll Ihnen heute der Weg gewiesen werden, einst
auch dem Sterben getrost entgegenzusehen.
Die Meisterloge kennt Ihren Wunsch, erhoben zu werden, und
ist bereit, ihn zu erfüllen. Auch hier auf der dritten Stufe unseres Bundes
sollen Sie uns ein herzlich willkommener Bruder sein. Erst heute werden Sie ganz
verstehen, daß Sie sich uns auf Leben und Tod geweiht haben. Noch gewisser als
bei Ihrer Gesellen-Beförderung müssen wir bei Ihrer Erhebung voraussetzen, daß
Sie erfüllt sind von dem Streben nach großerer Vollkommenheit.
Verhält es sich so?
Antwort.
Vorbereitender: Die
Wege, die Sie bis jetzt auf der Maurerbahn gewandelt sind, sollten Sie fur die
letzte Stufe der Freimaurerei vorbereiten. Wohl Ihnen, wenn diese Vorbereitung
wahrhaft und würdig war. Erinnern Sie sich noch an die Bedeutung des
Lehrlings-Grades?
Antwort.
Sollte die Antwort unzulänglich
sein, so sagt der Vorbereitende: Der Lehrlingsgrad ist ein Bild der
Geburt des Menschen zu einem neuen sittlichen Leben.
Und der Gesellengrad?
Antwort.
Vorbereitender: Er
ist ein Bild des Fortschreitens auf diesem Wege. Dem uralten Gebrauche gemäß
stelle ich Ihnen jetzt einige Fragen aus dem Gesellen-Katechismus.
Woran soll ich erkennen, daß Sie ein Bruder Geselle sind?
Antwort: An Zeichen,
Wort und Griff und der Wiederholung der besonderen Umstände meiner Beförderung.
Vorbereitender: Geben
Sie mir das Zeichen, das Wort und den Griff.
Geschieht.
Wie wurden Sie um die Loge geführt?
Antwort: Mit offenen
Augen, mit Brüdern in eine Kette geschlungen und unter aufmunterndem Gesang.
Vorbereitender:
Wodurch soll sich der Geselle von den Lehrlingen unterscheiden?
Antwort: Durch eine
großere Fertigkeit in der Ausübung aller maurerischen Tugenden und durch
fortgesetztes Streben nach Vollkommenheit.
Vorbereitender: Sind
Sie bemüht gewesen, diese Aufgaben nach Möglichkeit zu erfüllen?
Antwort.
Haben Sie die angelobte Verschwiegenheit beobachtet?
Antwort.
Haben Sie der Wahrheit gehuldigt und mit Eifer an Ihrer
Veredelung gearbeiret?
Antwort.
Sind Sie ein aufrichtiger Freund Ihrer Brüder gewesen?
Antwort.
Haben Sie nach Ihren Kräften Wohltatigkeir gegen alle
Menschen geübt?
Antwort.
Vorbereitender: Mein
Bruder! Legen Sie sich selbst hierüber noch Rechenschaft ab, und handeln Sie
weiter nach diesen Grundsätzen. Denn Sie würden sich irren, wenn Sie glaubten,
daß mit Ihrer Erhebung in den letzten Grad alles maurerische Streben beendigt
sei. In der Ihnen im Gesellengrad gegebenen Ermahnung zur Selbsterkenntnis wurde
es deutlich ausgesprochen, daß die Hauptarbeit des Freimaurers stets
fortgesetzt werden muß und nie ihre Vollendung erreicht.
Folgen Sie mir jetzt, mein Bruder! Ich will Sie dorthin
führen, wo Meister arbeiten. Des Meisters Hammerschlag schallt dumpf hinab bis
in des Grabes Tiefe. Wohl dem, der auf Erden sein Meisterwerk glücklich
vollendet!
Er führt ihn an die Tür des Tempels, läßt ihn mit der
geballten Hand drei langsame starke Schläge tun. Er wendet ihn dann mit dem
Rücken gegen die Tür. Der Begleiter des Vorbereitenden nimmt den Hut des zu
Erhebenden und legt ihn am Altar nieder.
Erhebung
Nach dem Anklopfen des Gesellen
schlagen der Erste Aufseher, dann der Zweite und zuletzt der Meister einmal
stark auf.
Alle Brüder erheben sich und
treten um den Teppich. Vollkommene Stille.
Meister: Bruder
Zweiter Schaffner! Wer hat angeklopft?
Der Zweite Schaffner geht an die
Tur, die bei jeder der nun folgenden Fragen von dem Wachthabenden geöffnet und
wieder verschlossen wird, und fragt: Wer hat angeklopft?
Vorbereitender: Ein
Bruder, der die rechte gesetzmäßige Zeit als Geselle gearbeitet hat und nun um
die Meisterschaft bittet.
2. Schaffner:
Ehrwürdiger Meister! Ein Bruder, der die rechte gesetzmäßige Zeit als Geselle
gearbeitet hat und nun um die Meisterschaft bittet.
Meister: Sind seine
Meister mit ihm zufrieden, und ist er fest entschlossen, beständig seiner
Pflicht zu folgen?
2. Schaffner: Sind
seine Meister mit ihm zufrieden, und ist er fest entschlossen, beständig seiner
Pflicht zu folgen?
Vorbereitender: Ja.
2. Schaffner: Ja.
Meister: Wer bürgt
für ihn?
2. Schaffner: Wer
bürgt für ihn?
Vorbereitender: Der
Bruder ...
2. Schaffner: Der
Bruder ...
Meister zu dem Burgen:
Bruder ... bestätigen Sie Ihre
Bürgschaft?
Bürge, indem er ins
Meisterzeichen tritt: Ja.
Meister: Lassen Sie
ihn auf die gebräuchliche Art eintreten!
2. Schaffner: Er darf
auf die gebräuchliche Art eintreten.
Der Vorbereitende faßt ihn an
beiden Armen und führt ihn rückwärts nach Westen. Der Erste Aufseher tritt zu
ihm.
Vorbereitender:
Bruder Erster Aufseher! Ich übergebe Ihnen diesen treuen Gesellen, der um die
Meisterschaft bittet.
1. Aufseher:
Ehrwurdiger Meister! Ein treuer Geselle bittet um die Meisterschaft.
Meister: Wenn er sich
würdig zur Meisterschaft hält, wenn ihm sein Gewissen nichts vorwirft, was ihn
abhalten könnte, mit festem Mute fortzuschreiten, so wandere er in diesem
Vertrauen mit einem neuen Führer und mit Gedanken, welche dieserWanderung
angemessen sind.
Der Vorbereitende läßt ihn los
und begibt sich an seinen Platz.
Der Meister schlägt einmal auf,
worauf alle Brüder ins Meisterzeichen treten.
Der Zweite Schaffner faßt mit
der linken Hand die rechte des zu Erhebenden und legt die rechte Hand um dessen
Schulter. Er erinnert ihn leise, immer nach der Wand zu blicken, und führt ihn
einmal langsam, mit dem Rücken zur Bruderschaft, seitwärts schreitend, durch
Norden, Osten und Süden nach Westen zurück. Bei den Totenköpfen im Norden, Osten
und Süden steht er so lange still, bis der Denkspruch gesagt ist.
Steht er im Norden, so schlägt
der Meister einmal auf und spricht: Denk an den Tod!
Der Tod ist das letzte, sichere Ziel der menschlichen
Wanderung durch das Erdenleben. Darum ist es weise, bei jedem Schritt durch das
Leben auf ihn gerüstet zu sein.
Wenn er im Osten steht, schlägt
der Meister einmal auf und spricht: Denk an den Tod!
Der Gedanke an den Tod ist dem Leidenden Trost, dem
Glücklichen Mahnung zum weisen Maßhalten.
Wenn er im Suden steht, schlägt
der Meister einmal auf und spricht: Denk an den Tod!
Die Wanderung zum Tode ist die Wanderung zum Ziele unserer
Vollkommenheit.
Hat nach vollendeter Umführung
der Zweite Schaffner den zu Erhebenden, immer mit dem Rücken zur Bruderschaft.
wieder an die Seite des Ersten Aufsehers gebracht, dann spricht nach einer
kleinen Pause der 1. Aufseher: Ehrwürdiger Meister! Der Bruder
Geselle hat seine Wanderung beendet.
Meister: Unser Bruder
vermutete vielleicht, indem er sich seiner Gesellenaufnahme erinnerte,
Aufmunterung und Freude zu finden; aber diese Heiterkeit ist verschwunden.
Der Erste Aufseher wendet ihn
rasch nach Osten. Alle Brüder vollenden das Meisterzeichen.
Meister, nach einer Pause:
Sie finden uns in Trauer gehüllt. Sie sehen sich mit Bildern des Todes umgeben.
Sie stehen am Rande des Grabes. Als Lehrling wurden Sie mit verschlossenen Augen
von einem erfahrenen Führer ins Leben geleitet. Die Wanderung, welche Sie als
Geselle an Freundes Hand froh und zufrieden durchs Leben fortsetzten, sollen Sie
jetzt als Meister vollenden. Das Ziel dieser Wanderung ist der Tod.
Wohl dem, der mit ruhigem Gewissen auf sein durchwandertes
Leben zurücksehen und ohne Furcht in das geöffnete Grab blicken kann. Der ist
ein Meister in der Kunst zu leben und zu sterben, der den Zweck des Lebens, die
strenge Ausübung seiner Pflicht, beständig vor Augen hat, der, wenn es sein muß,
auch zum Opfer seines Lebens bereit ist.
Mein Bruder, festigen Sie nun durch die Darstellung einer
uns ehrwürdigen alten Allegorie Ihre Überzeugung, daß der Freimaurermeister der
Pflicht alles unterordnen, auch das Leben nicht achten soll, wenn es ohne
Verletzung der Pflicht nicht erhalten werden kann. Nach dieser Überzeugung
unwandelbar handeln, ist die Stärke des Meisters.
Meister: Nur der
feste Vorsatz, diese Überzeugung heilig und treu zu bewahren, macht Sie der
Erhebung würdig. Ist das auch Ihre Überzeugung, auch Ihr
Vorsatz?
Antwort:
Ja.
Meister: Brüder
Aufseherl Lassen Sie unseren Bruder sich durch die drei Meisterschritte dem
Osten nahern.
1. Aufseher: Ich
mache Ihnen die drei Schritte vor.
Der Erste Aufseher zeigt ihm die
drei Schritte über den Sarg, von Nordwesten nach Süden, von Suden nach Norden,
von Norden nach Südosten. Die Aufseher helfen ihm, indem sie ihn bei der Hand
halten, und führen ihn dann vor den Altar. Unterdessen wird der Sarg leise
weggenommen und eine lange schwarze Matratze mit einem Kopfpolster an dessen
Stelle gelegt.
Meister: Entblößen
Sie die Hände! Setzen Sie die Spitze dieses Zirkels mit Ihrer linken Hand auf
Ihr Herz!
Legen Sie Ihre rechte Hand auf die Bibel und das Winkelmaß!
Er tut einen Schlag mit dem
Hammer.
Meister: In Ordnung,
meine Brüder!
Alle treten ins Meisterzeichen.
Meister: Sind Sie
bereit, die Verpflichtung, welche Sie als Lehrling unterschrieben und als
Geselle bekräftigten, zu erneuern und noch zu geloben, alles, was Ihnen als
Meister anvertraut wird, ebenso unverbrüchlich gegen die Gesellen wie gegen die
Lehrlinge und Nichtmaurer geheimzuhalten?
Antwort: Ja.
Meister: Darauf nehme
ich Ihren Handschlag, das Wort des ehrlichen Mannes an.
Er läßt sich den Handschlag
geben und nimmt ihm den Zirkel ab. Alle Brüder vollenden das Meisterzeichen.
Meister: Heften Sie
Ihre Aufmerksamkeit auf die folgende allegorische Erzählung. Sie werden in ihr
die Ursache unserer Trauer entdecken und die Ihnen vorhin mitgeteilte Lehre, die
Erfüllung der Pflicht selbst dem Leben vorzuziehen, in einem Beispiel
dargestellt finden.
Die Aufseher führen ihn
rückwärts. Er muß die Absätze seiner Fuße aneinanderstellen. Der
Meister nimmt den Hammer und steilt sich vor ihn.
Der Redner trägt in feierlichem
Ton Folgendes vor: Aus den Erklärungen, die Ihnen bei Ihrer
Beförderung zum Gesellen mitgeteilt wurden, wissen Sie, daß das rechtwinklige
längliche Viereck auch der Abriß des Salomonischen Tempels genannt wird. Hiram
Abiff, der Witwe Sohn, war der weise Mann, dem Salomo die Aufsicht über diesen
Bau anvertraut hatte.
Da es ihm unmöglich war, die große Menge der Arbeiter
kennenzulernen und die Lehrlinge, Gesellen und Meister zu unterscheiden, gab er
jeder Kiasse ein besonderes Zeichen, Wort und Griff, um jedem Arbeiter den
verdienten Lohn zu bezahlen. Die Lehrlinge und Gesellen mußten sich im Vorhofe,
bei den Säulen J und B, die Meister aber im mittleren Raume versammeln.
Fünfzehn Gesellen vereinigten sich, dem Baumeister Hiram
das Meisterwort bei der ersten Gelegenheit abzuzwingen, um in anderen Ländern
fur Meister gehalten zu werden und Meisterlohn zu bekommen.
Zwölf dieser Gesellen bereuten den Vorsatz; drei
beschlossen, ihn auszuführen. Sie kannten die Gewohnheit des Meisters, um
Hochmittag, wenn die Arbeiter zur Erholung berufen waren, in den Tempel zu
gehen und zu beten. Sie stellten sich an die drei Eingänge des Tempels in
Westen, Süden und Osten.
Als der Meister an das südliche Tor kam, vertrat ihm einer
dieser Bösewichte den Weg und begehrte das Meisterwort mit Ungestüm. Sanft
antwortete ihm Hiram, daß er es auf eine solche Art nicht erhaltn würde, daß nur
Zeit und Geduld es ihm verschaffen könnten. Aufgebracht über diese Antwort,
schlug ihm der Geselle mit dem Maßstock quer über die Gurgel.
Der Zweite Aufseher berührt mit
dem Hammer sanft die Gurgel des zu Erhebenden.
Hiram floh zum westlichen Tor; er wurde aber auf dieselbe
Art von dem zweiten Gesellen aufgehalten, dem er die gleiche Antwort gab.
Darüber ergrimmt, gab ihm der Bosewicht mit dem Winkelmaß einen Schlag auf die
linke Brust, der ihn zum Taumeln brachte.
Der Erste Aufseher berührt mit
dem Hammer sanft die linke Brust des zu Erhebenden.
Obgleich betäubt, behielt Hiram doch noch Gegenwart des
Geistes genug, sich durch das östliche Tor retten zu wollen, als ihm der dritte
Bösewicht den Weg vertrat und, wie die ersten, das Meisterwort forderte. Dem
Tode nahe, blieb Hiram dennoch standhaft. Da empfing er mit einem Spitzhammer
den dritten und tödlichen Schlag auf das Haupt.
Der Meister berührt sanft mit
dem Hammer die Stirn des zu Erhebenden. In diesem Augeriblick bringen die beiden
Aufseher uber ihre vorgestellten Fußspitzen den Gesellen rückwärts zu Fall, und
zwar so, daß er mit den Kniekehlen auf den Rand der Matratze zu liegen kommt.
Der Zweite Schaffner deckt ein undurchsiditiges weißes Tuch über sein Haupt. Der
Erste Aufseher legt ihn so, daß der linke Arm gerade am Leibe herunter und das
linke Bein ausgestreckt liegt. Der Zweite Aufseher legt die rechte Hand des zu
Erhebenden auf dessen linke Brust, das rechte Bein beugt er so, daß die Sohle
auf dem Fußboden steht.
Inzwischen wird der Tempel so
hell wie möglich erleuchtet. Der Redner führt fort: Die Gesellen
schleppten den erschlagenen Meister aus dem westlichen Tore, verbargen ihn unter
einem Schutthaufen bis Mitternacht, dann verscharrten sie ihn an der Seite eines
Hügels in ein ordentliches Grab.
Hiram wurde bald vermißt, und Salomo stellte vergebliche
Nachforschungen an, bis die zwölf Gesellen, die den Vorsatz bereut hatten, zum
Zeichen ihrer Unschuld mit weißen Schürzen und Handschuhen angetan, vor den
König traten und ihm entdeckten, was sie wußten.
Salomo schickte sie aus, die drei Mörder zu suchen, welche
die Flucht ergriffen hatten.
Einer von den Ausgesendeten, der ermüdet an der Seite eines
Felsens ruhte, hörte aus einer Kluft Wehklagen: Oh, daß eher meine Gurgel
durchschnitten wäre, ehe ich teil an dem Morde unseres Meisters nahm!
Und wieder vernahm er ein anderes Jammern: Oh, daß eher
mein Herz aus meiner Brust gerissen worden wäre, ehe ich die frevelnde Hand an
unseren Meister legte.
Und zum dritten Mal hörte er stöhnen: Oh, daß man eher
meinen Körper in zwei Teile geteilt hätte, ehe ich den teuren Meister erschlug!
Der Geselle holte seine Gefährten; sie stiegen in die
Kluft, fanden die Mörder, griffen und schleppten sie vor Salomo.
Die Übeltäter bekannten ihre Tat, verlangten den Tod und
erhielten ihn durch die selbstgewählten Strafen.
Hierauf sandte Salomo einige Meister aus, um Hirams Körper
aufzusuchen, damit er an heiliger Stätte begraben würde. Er sagte ihnen
zugleich: Da das alte Meisterwort vielleicht verraten und als verloren zu
betrachten sei, so sollte das erste Wort, welches bei der Erhebung des Körpers
würde gesprochen werden, das künftige Meisterwort sein.
Meister: Laßt uns dem
Befehle Salomos folgen und den Körper des erschlagenen Meisters suchen!
Der Meister und die Aufseher
gehen langsam um den zu Erhebenden herum durch Süden, Westen und Norden zurück
nach Osten.
Meister: Hier ist
frisch aufgegrabene Erde; hier liegt der erschlagene Meister!
Der Zweite Schaffner nimmt dem
zu Erhebenden rasch das Tudi ab, darauf machen alle Brüder das
Erstaunungszeichen und treten dann in das Meisterzeichen.
Meister zum 2. Aufseher:
Mein Bruder! Versuchen Sie Ihre Kraft, den Körper aufzuheben.
Der Zweite Aufseher ergreift den
Liegenden bei dem Zeigefinger der rechten Hand, läßt diesen durchschlüpfen und
spricht: Jakin! Die Haut verläßt das Fleisch!
Meister zum 1. Aufseher:
Mein Bruder! Versuchen Sie denn Ihre Kraft!
Der Erste Aufseher faßt den
Liegenden bei dem Mittelfinger der rechten Hand, läßt diesen durchschlüpfen und
spricht: Boas! Das Fleisch verläßt das Bein.
Meister: So will ich
es versuchen, ihn durch die fünf Punkte der Meisterschaft zu heben.
Er setzt semen rechten Fuß gegen
den rechten Fuß des Liegenden und stellt Knie gegen Knie. Mit der rechten Hand
faßt er dessen rechte Hand über dem Faustgelenk und zieht ihn zu sich empor, so
daß Brust gegen Brust steht. Der Meister legt die linke Hand um die Schulter des
Erhobenen und flüstert ihm halblaut in das eine Ohr: Macbenach, und leiser in
das andere Ohr: Er lebt im Sohne! Das Wort Macbenach wird dabei von allen
Brüdern halblaut nachgesprochen.
Meister: Durch das
neue Meisterwort und durch die fünf Punkte der Meisterschaft erkläre ich Sie zum
Freimaurer-Meister. Er berührt
die Gurgel des Erhobenen mit dem Hammer.
Zur Ehre des Großen Baumeisters aller Welten!
Er berührt die linke Brust des Erhobenen.
Im Namen der Vereinigten Großlogen von Deutschland
Er berührt die Stirn. und kraft meines Amtes
als Meister vom Stuhl der Loge ... Alle Brüder
vollenden das Meisterzeichen und setzen sich.
Nun kann das folgende Lied
gesungen oder gesprochen werden:
Was aus dem Staub geboren,
Muß wieder werden Staub;
Der Geist ist nicht verloren,
Nicht der Verwesung Raub.
Er ist ein ew’ger Hauch aus Gott
Und sieget über Zeit und Tod.
Laßt denn die Blätter fallen,
Die Blumen nur verblühn;
Laßt jede Freud’ verhallen,
Die Lust vorüberziehn!
Wir sind und werden ewig sein;
Der Tod ist Sieg und keine Pein.
Nach Beendigung des Liedes führt
der Meister den Erhobenen vor den Altar; er selbst tritt an seinen Platz hinter
den Altar.
Der Meister erteilt dann den
Unterricht.
Meister: Mein Bruder!
Auch die Meister haben ihr besonderes Zeichen, Griff und Wort. Wie das
Gesellenzeichen sich auf die Strafe in dem Geselleneide bezieht, so hat das
Meisterzeichen semen Bezug auf die Bestrafung in dem alten Meistereide: lieber
semen Leib zerteilen zu lassen, als ein Verräter zu werden.
Er zeigt ihm das Zeichen.
Das zweite Zeichen ist das Erstaunungs- oder große
Meisterzeichen, welches nur bei Erhebungen gebraucht wird.
Er zeigt es ihm.
Der Meistergriff ist der, durch den Sie mit den fünf
Punkten der Meisterschaft aufgehoben wurden, nähmlich: Fuß gegen Fuß, Knie gegen
Knie, Hand in Hand, indem man sie wie eine Kralle unter das Faustgelenk setzt,
Brust gegen Brust und den linken Arm um den Nacken des Bruders, wobei man sich
zugleich das Meisterwort Macbenac, das auch Macbenach ausgesprochen wird, ins
Ohr flüstert.
Der Sinn der fünf
Punkte wird Ihnen im MeisterKatechismus erläutert.
Das Paßwort ist Tubal Kain. Viele Logen gebrauchen es
bereits im ersten Grade; sie haben deshalb im Meistergrade teils Giblim, teils
Cassia angenommen. Der Schlag besteht aus drei gleichen Schlägen, deren letzter
etwas verstärkt wird. Sie deuten auf die Todesschläge Hirams, dessen
allegorische Geschichte Ihnen heute nach der alten Überlieferung mitgeteilt
wurde.
Empfangen Sie diesen Meisterschurz! Seine weiße Farbe
erinnere Sie aufs neue an die Bewahrung eines reinen Herzens, seine blaue an
meisterliche Treue und Standhaftigkeit.
Die weißen Handschuhe mögen Sie an die zwölf Gesellen
erinnern, die solche als ein Zeichen der Unschuld trugen. Nehmen Sie auch Ihren
Hut, und bedecken Sie sich mit diesem Zeichen der Freiheit und Gleichheit!
Geben Sie sich jetzt den Brüdern Aufsehern im Süden und
Westen als Meister zu erkennen, und danken Sie nach geschlossener Loge Ihrem
Bürgen.
Der Erste Schaffner, welcher bei
der Bekleidung behilflich war, führt den neuen Meister zu den Aufsehern, die
sich die Erkennungszeichen des Meistergrades wiederholen lassen.
Meister: Begeben Sie
sich jetzt nach Norden, und heften Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das, was Ihnen
vorgetragen wird.
Der Erste Schaffner führt ihn
nach Norden.
Erläuterung der Erhebung
Sie wird durch den Redner oder
durch den Zweiten Aufseher vorgetragen. Überninimt ein anderer Bruder den
Vortrag, so stellt er sich im Süden zur Seite des Zweiten Aufsehers in die Nahe
des Teppichs.
Mein Bruder! Sie sind es gewohnt, unsere Bruderschaft
symbolisch und allegorisch handeln zu sehen, und vermudlich erwarten Sie, mit
neuen Symbolen und Allegorien bekannt gemacht zu werden. Der Tempel, an dem wir
bauen, hat Stufen. Sie führen zur Erwerbung der Eigenschaften, die der
Koniglichen Kunst gemäß sind und ohne die man bei diesem Bau nicht als Meister
angestellt werden kann.
Was Sie heute erfuhren, sollte Ihnen die Bedeutung dieses
Schrittes verdeutlichen: es ist die Meisterschaft des Freimaurers, zu der Sie
erhoben wurden. Sie ist die letzte und höchste Stufe der Freimaurerei und setzt
das Bemühen des Freimaurers voraus, in allen Tugenden, die ihm eigen sein
sollen, die größtmögliche Vollkommenheit zu erreichen.
Auf Ihrer Wanderung trat Ihnen das düstere Bild des Todes
entgegen. Des Meisters Stimme mahnte Sie dreimal, des Todes eingedenk zu sein.
Nach der belebenden und freudvollen Arbeit im Kreise der Gesellen sollten Sie
als Meister nun wieder auf sich selbst zurückgewiesen und mit dem Gedanken
bekannt gemacht werden, der dem menschlichen Streben das letzte Ziel setzt, den
höchsten Grad der Läuterung: mit dem Gedanken an den Tod.
Erinnern Sie sich wohl: jäh wurde nach der Wanderung Ihr
Auge uns zugewandt. Sie sahen uns in Trauer gehüllt und erblickten zu Ihren Füßen
die Behausung des Todes. So tritt der Tod düster und freuderaubend in das
bewegte Leben hinein und ruft uns gebieterisch zu: Bis hierher! Trauer über
seine Härte und Unerbittlichkeit erfüllt unsere Seele. Weil der Tod uns
plötzlich überraschen und unserem irdischen Streben ein Ziel setzen kann, muß
der Meister mit ihm vertraut und auf ihn vorbereitet sein.
Mit drei Schritten über den Sarg begaben Sie sich nach
Osten, mein Bruder. Geburt, Leben und Tod sind die drei Schritte zum ewigen
Dasein, von dem wir hoffen, daß es uns an das hier nicht erreichbare Ziel der
wahren Vollkommenheit bringen möge. Es ist unser Auftrag, uns hier soweit wie
möglich diesem Ziele zu nähern. Die Erfüllung Ihrer Pflichten wird Ihnen nicht
immer leicht gemacht werden.
Machen Sie sich auf schmerzhafte Erfahrungen gefaßt.
Der Meister muß bereit sein, auch den Tod ob seiner
Meisterpflicht auf sich zu nehmen. Um diese Lehre sich zu eigen zu machen, mußten
Sie selbst handeln und gleichsam den Tod Hirams an sich selbst erdulden. Sie
wurden Hirams lebendiger Sohn! Denn Sohn heißt Nachfolger, Fortsetzer des Werks;
dazu wurden Sie bei Ihrer Aufhebung durch das gesprochene Wort feierlich erklärt.
Auch Sie sollen Ihr Leben nichit achten, wenn Ihre Pflicht und die Sorge fur
Ihre Brüder es von Ihnen als notwendiges Opfer fordern.
Aber auchi unsere Hoffnungen deutete die allegorische
Handlung an. Statt des Erschlagenen wurde ein Lebender aufgehoben. Ein neuer
Meister tritt an Hirams Platz, zwar noch nicht fähig, ihn uns zu ersetzen, aber
bereit, es mit Eifer dahin zu bringen.
Durch seinen Baumeister Hiram ließ Salomo den Arbeitern
ihre Plätze und ihren Lohn beim Tempelbau anweisen. So auch sind jedem Menschen
in dieser sichtbaren Welt sein Wirkungskreis und der äußere Lohn seiner Arbeit
bestimmt. Aber stolzes Selbstvertrauen, Dünkel, Selbstsucht und Mißgunst,
ungebändigte Genußsucht stören die Ordnung der Natur und wollen gelten und
wirken, was sie nicht können und sollen. Die Gesellen forderten ohne Recht das
Wort und den Lohn der Meister. Drei Aufrührer gaben der Menschenwurde drei
Todesstoße. Durch sie ward Wahrheit, Recht und Bruderliebe verletzt. Das
Verbrechen siegte über den Gerechten. Sollten wir mutlos werden, weil es
zuweilen siegt?
Ein neues Meisterwort tritt an die Stelle des vielleicht
verratenen, also für verloren erachteten: eine neue Verbindung der Edlen
entsteht und wird tätig.
Ihre Aufhebung, mein Bruder, geschah nach zwei vergeblichen
Versuchen. Denn jeder Zweck wird verfehlt, werden die unrechten Mittel dazu
angewendet. Aber sie gelang durch die fünf Meisterpunkte. Keine Schwierigkeiten
sollen uns abschrecken, über Vorurteil und Laster die Übermacht zu erringen.
Unsere Schwäche, Mißtrauen in eigene Kräfte, Furcht vor dem Ausgänge halten uns
vom Kampf gegen das Böse oft ab. Aber wir finden Freunde, die uns Mut einflößen,
die uns ihren Beistand widmen, mit uns Hand an das Werk legen, und wir erheben
uns in schöner Menschenwürde, tätig zu sein mit unseren Brüdern.
So wurden Sie erhoben: Fuß gegen Fuß und Knie gegen Knie
ist unser Widerstand nur einer. Hand in Hand: Wir wirken gemeinschaftlich; wo
des Einen Kraft nicht ausreicht, da soll die Hand des Bruders ihn unterstützen.
Brust an Brust, den Arm um den Nacken des Bruders, trennt keine Gewalt die fest
Vereinten. Der Bund ist unauflöslich geschlossen. Die Meistertugenden bestehen
in Reinheit des Herzens, Wahrheit in Worten, Besonnenheit in Handlungen,
Unerschrockenheit bei unvermeidlichen Übeln und in unermüdetem Eifer, überall
das Gute zu schaffen und zu fördern. Beweisen Sie, mein Bruder, wie Hiram
meisterliche Standhaftigkeit und Seelengröße im Unglück und in Gefahren, und
lassen Sie sich durch nichts von dem Pfade der Pflicht, der Wahrheit und
Gerechtigkeit ablenken.
Gehen Sie von nun an den Gesellen und Lehrlingen sowohl in
Treue und Eifer für den Bund als auch in der Erfüllung aller maurerischen
Tugenden voran! Und der edelste Lohn harrt Ihrer: ein gutes Gewissen. Hören Sie
auch als Meister nicht auf, sich selbst zu prüfen und mehr und mehr zu erkennen.
Seien Sie ein Meister unter uns in der Tat und in der Wahrheit.
Der große Baumeister segne Ihren heutigen Schritt und lasse
ihn heilsam sein für Sie und unseren Bund!
Pflichten und Rechte der Meister
Sie werden vom Ersten Aufseher
vorgetragen
1. Der Meistergrad ist die letzte und höchste Stufe der
Freimaurerei.
2. Der Meister muß sich bemühen, in allen Tugenden, die dem
Freimaurer eigen sein sollen, die Meisterschaft, das heißt die größtmögliche
Vollkommenheit zu erringen.
3. Daher darf man
von ihm fordern, daß er stets bemüht sein wird, fur die Bruderschaft tätig zu
sein, sie dem Nichtmaurer im wahren Licht zu zeigen, gegen fremde Angriffe zu
verteidigen und mit Klugheit zu verbreiten.
4. Jeder neuerhobene Meister prüfe sich, inwiefern er den
Lehren nachgelebt hat, die ihm in den ersten Graden erteilt wurden. Nach dem
Ergebnis dieser Prüfung gelobe er sich selbst: zu bessern, was unvollkommen; zu
ergänzen, was mangelt; zu befestigen, was schwankr; zu vollenden, was reift;
damit die Loge nie ihr Vertrauen bereuen, er nie vor ihr erröten moge.
5. Der Meister übernimmt bei seiner Erhebung in den
Meistergrad die Verpflichtrung, alles geheimzuhalten, was ihm als Meister
anvertraut wird, und zwar gegen die Lehrlinge und Gesellen wie auch gegen Fremde.
6. Die Loge schenkt
dem Meister ihr ganzes Vertrauen. Sie hat kein Geheimnis mehr für ihn.
7. Der Meistergrad bedeutet die Fähigkeit, zu Logenämtern
gewählt zu werden.
8. Pflicht eines jeden Meisters ist es, sich mit den
Gesetzen und Ritualen, mit der Verfassung der Loge und dem Gang der
Logenregierung so vollständig wie möglich bekannt zu machen, damit er imstande
ist, zu jeder Zeit eine Beamtenstelle mit Ehre einzunehmen.
9. Er muß daher, soweit es ihm möglich ist, die Logen aller
Grade fleißig besuchen und hierin den Lehrlingen und Gesellen durch sein
Beispiel vorangehen.
10. Ein Meistermaurer soll nach keinem Amt streben, aber auch kein Amt ohne triftige Gründe ausschlagen.
Meister-Katechismus
Fragen an den Zweiten Aufseher
Meister:
Bruder Zweiter Aufseher! Sind Sie ein FreimaurerMeister?
Antwort:
Dafür werde ich unter Meistern gehalten.
Meister:
Woran soll ich erkennen, daß Sie es sind?
Antwort:
An dem Zeichen, dem Griff, dem Wort und der Wiederholung der besonderen Umstände
meiner Erhebung.
Meister:
Wie vielerlei Zeichen haben die Meister?
Antwort:
Zweierlei: Das Meisterzeichen und das Erstaunungszeichen. Das erste bezieht
sich auf die Verpflichtung und das zweite auf die Geschichte.
Meister:
Wie viele Punkte hat der vollkommene Meistergriff?
Antwort:
Fünf: Fuß
gegen Fuß, Knie gegen Knie, Hand in Hand, Brust gegen Brust, und die linke
Hand um den Nacken des Bruders.
Meister:
Was bedeuten sie?
Antwort:
Die Bereitwilligkeit, meinem
Bruder zu Hilfe zu eilen, den guten Willen, Gnade für ihn zu erbitten,
Freundschaft und Einigkeit, Aufrichtigkeit und Mitgefiihl, die Sorge, dem
Falle meines Bruders zuvorzukommen.
Meister:
Was bedeutet das Meisterwort?
Antwort:
Den Sohn des toten Meisters.
Meister:
Wie heißt das Paßwort der Meister?
Antwort:
Tubal Kain. Es bezeichnet den Übergang von der zweiten zur dritten Stufe.
Fragen an den Ersten Aufseher
Meister:
Bruder Erster Aufseher! Wie klopfen die Meister?
Antwort:
Mit drei langsamen Schlägen, deren letzter verstärkt wird.
Meister:
Worauf deuten sie hin?
Antwort:
Auf Hirams Todesschläge.
Meister:
Und die drei Meisterschritte?
Antwort:
Auf Geburt, Leben und Tod.
Meister:
Welche Tugenden muß ein wahrer Meister besitzen?
Antwort:
Reinheit des Herzens, Wahrheit in Worten, Vorsicht in Handlungen, Unerschrockenheit bei
unvermeidlichen Übeln und unermüdeten Eifer, wenn es gilt, Gutes zu tun.
Meister:
Woran arbeiten die Meister?
Antwort:
Am Reißbrett, um mit dem Maßstab der Wahrheit, dem Winkelmaß des Rechts und dem
Zirkel der Pflicht ihre Entwürfe zu machen.
Meister:
Wodurch soll sich ein Meister von den Gesellen und Lehrlingen unterscheiden?
Antwort:
Durch die genaueste Erfüllung seiner Pflichten, wodurch er nicht nur die Liebe seiner
Brüder, sondern auch die Hochachtung der Welt erwirbt.
Schluss der Meisterloge
Will der Meister nach
Beendigung der Arbeiten die Loge schließen, schlägt er mit dem Hammer einmal
auf, was vom Zweiten und dann vom Ersten Aufseher wiederholt wird.
Meister:
Bruder
Zweiter Aufseher! Hat noch jemand etwas zum Besten dieser Meisterloge oder der
Freimaurerei uberhaupt vorzutragen?
2. Aufseher:
Meine
Brüderl Nach dem Willen des Ehrwürdigen Meisters frage ich Sie, ob noch jemand
etwas zum Besten dieser Meisterloge oder der Freimaurerei überhaupt
vorzutragen hat.
Wer sprechen will, steht auf
und macht sich durch Erheben der rechten Hand bemerkbar, warauf der Zweite
Aufseher dem Meister van der Meldung Kenntnis gibt. Erteilt der Meister einem
Bruder das Wort, so tritt dieser ins Zeichen und vollendet es, bevar er zu
sprechen beginnt.
Hat sich niemand zum Wart gemeldet:
2. Aufseher:
Ehrwürdiger Meister! Es hat sich niemand gemeldet.
Meister:
Bruder Zweiter Schaffner! Wir gedenken der Armen.
Der Zweite Schaffner nimmt die Armenbüchse vom Tisch des Schatzmeisters und sammelt van Bruder zu Bruder.
Nach der Sammlung kann der
Meister das Protokoll vorlesen lassen. Wenn niemand etwas gegen das Protokoll
einzuwenden hat, so unterschreibt es der Meister.
Meister:
Bruder Erster Aufseher! Die Arbeit ist geendet.
Der Erste Aufseher schlägt
mit dem Hammer einmal auf, ihm folgt der Zweite Aufseher, dann der Meister.
1. Aufseher:
In Ordnung, meine Brüder!
Alle Brüder stehen auf und treten in das Meisterzeichen.
1. Aufseher:
Meine
Brüder! Nach dem Willen des Ehrwürdigen Meisters schließe ich diese
Meisterloge in Ehrfurcht vor dem Großen Baumeister aller Welten und nach den
alten Gebräuchen der Freimaurermeister.
Er schlägt den Meisterschlag,
der von dem Zweiten Aufseher und dann von dem Meister wiederholt wird. Alle
Brüder vollenden das Meisterzeichen. Der Meister tritt an seine Säule, während
die beiden Aufseher an die ihren treten. Die Kerzen werden nacheinander mit
folgenden Sprüchen gelöscht:
1. Aufseher:
Das
Licht erlischt, doch in uns wirke fort das Feuer der Stärke!
2. Aufseher: Das
Licht erlischt, doch um uns bleibe der Glanz der Schönheit!
Meister:
Das Licht
erlischt, doch über uns leuchte weiter das Licht der Weisheit!
Alle Brüder bilden die Kette.
Meister:
Uns schreckt kein Tod! Auch bei des Grabes
Bangen Reicht uns der treue Bruder Trost und Ruh’;
Und sind auch alle kalt von uns gegangen,
Er drückt in Liebe uns die Augen zu.
Und wenn des Todes Schrecken uns umfangen,
Vernimmt das Ohr noch leis’ das traute Du,
Und Bruderliebe streut die erste Erde
Auf unser Grab und wünscht ein selig “Werde”
Uns schreckt kein Tod!
Die letzte Zeile wird von allen Brüdern zweimal wiederholt.
Die Kette wird gelöst. Es wird nicht geklatscht.
Meister:
Friede und Eintracht geleite euch, meine Brüder!
Die Bruderschaft verläßt den Tempel unter Vorantritt
der Brüder im Osten.
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