Ritual des Gesellengrades
nach
Friedrich Ludwig Schröder
Deze versie dateert uit 1960.
Wenn nach der Einführung alle
Brüder an ihren Plätzen stehen, schlägt der Meister mit dem Hammer einmal auf.
Der Schlag wird von dem Zweiten und dann von dem Ersten Aufseher wiederholt.
Meister: Bruder
Zweiter Schaffner! Was ist die erste Sorge eines Freimaurers?
2. Schaffner: Zu
untersuchen, ob die Loge gedeckt ist.
Meister: Erfullen
Sie diese Pflicht!
Der Zweite Schaffner überzeugt
sich durch einen Rundgang, daß alle Brüder als Gesellen oder Meister bekleidet
sind. Er klopft dann mit dem Gesellenschlag an die Logentür. Sobald der Türhüter
mit dem gleichen Schlag von außen geantwortet hat, geht der Zweite Schaffner an
seinen Platz und spricht, ohne ins Zeichen zu treten: Ehrwürdiger
Meister! Die Gesellenloge ist gedeckt.
Meister: Brüder
Schaffner, breiten Sie den Teppich aus!
Hiernach reicht der Meister dem
Ersten Schaffner die kleine Kerze vorn Altar. Dann werden die großen Kerzen wie
in der Lehrlingsloge entzündet.
Meister: Weisheit
leite unseren Bau!
1. Aufseher: Stärke
fuhre ihn aus!
2. Aufseher:
Schönheit ziere ihn!
Sobald der Meister wieder hinter dem Altar steht, schlägt
er mit dem Hammer einmal auf. Der Zweite und dann der Erste Aufseher wiederholen
den Schlag.
Meister: In Ordnung,
meine Brüder!
Alle Brüder treten in das
Gesellenzeichen.
Meister: Wo ist des
Zweiten Schaffners Platz?
2. Schaffner: In der
Nähe des Ersten Aufsehers, um dessen Aufträge zu vollziehen.
Meister: Wo ist des
Ersten Schaffners Platz?
1. Schaffner: Zur
Rechten des Meisters, um dessen Anordnungen auszuführen.
Meister: Wo ist des
Zweiten Aufsehers Platz?
2. Aufseher: Im
Süden, denn so wie die Sonne im Süden steht, wenn es Hochmittag ist, so steht
auch der Zweite Aufseher dort, um die Brüder von der Arbeit zur Erholung zu
berufen und Sorge zu tragen, daß jeder zur rechten Zeit wieder an die Arbeit
gehe, damit der Bau gefördert werde.
Meister: Wo ist des
Ersten Aufsehers Platz?
1. Aufseher: Im
Westen, denn so wie die Sonne im Westen untergeht, um den Tag zu enden, so steht
auch der
Erste Aufseher dort, um die Loge zu schließen, den
Arbeitern ihren Lohn zu geben und sie von der Arbeit zu entlassen.
Meister: Wo ist des
Meisters Platz?
2. Aufseher: Im
Osten, denn so wie die Sonne im Osten aufgeht, um den Tag zu beginnen, so steht
auch der Meister im Osten, um die Loge zu eröffnen und die Arbeiten anzuordnen.
Meister: Da ich
durch die freie Wahl meiner Brüder im Osten bin, so eröffne ich eine
Gesellenloge in Ehrfurcht vor dem Großen Baumeister aller Welten und nach den
alten Gebräuchen der Freimaurer-Gesellen.
Der Meister tut den
Gesellenschlag, der von dem Zweiten und dann von dem Ersten Aufseher wiederholt
wird, und spricht das
Gebet
Hoch über Sonnen hinaus strahlt herrlicher prangend der
Eine
Schöpfer der Sonnen und Quell reineren ewigen Lichts.
Ihm gilt der heilige Bau! Denn er hat Maurer berufen,
Leuchtend zu sein wie sie hier irn Erden-Gezelt.
Segen ströme herab aufs treue Wirken der Brüder,
Segen auf sie, die heut’ Liebe uns näher vereint!
Edel und hilfreich und gut, voll Eifer fürs Wahre und
Rechte,
Sollen sie klimmen mit uns mutig die Höhe hinan.
Hoch steht vor uns das Ziel, groß sind die Zwecke des
Bundes:
Nur wer wandelt im Licht, schreitet die Stufen empor!
Ewiger Schöpfer des Alls! Laß
Weisheit und Stärke und Schönheit
Nimmer fehlen dem Bau, dem wir uns brüderlich weihn.
Nach dem Gebet vollendet der
Meister mit allen Brüdern das Gesellenzeichen.
Meister: Die
Gesellenloge ist eröffnet. Jeder sei seiner Pflicht eingedenk, und gesegnet sei
diese Stunde!
Alle Brüder klatschen im
Gesellen-Rhythmus und setzen sich.
Vorbereitung zur Beförderung
Die zu befördernden Lehrlinge
werden von ihrem Bürgen oder einem Bruder Meister in das Vorbereitungszimmer
geführt. Sie bekleiden sich maurerisch, werden auf die Denksprüche hingewiesen
und zur Besinnung alleingelassen. Der Vorbereitende und sein Begleiter, ein
Geselle, betreten in maurerischer Bekleidung den Raum.
Vorbereitender:
Meine Brüder! Empfangen Sie unsere treue Bruderhand. Wir bieten sie Ihnen mit
dem Drucke der Liebe!
Sie geben jedem Lehrling den
Griff des ersten Grades.
Sie erwarten heute die Beförderung zum Gesellen. Vor der
Beförderung aber müssen wir uns überzeugen, ob Sie Ihre Lehrzeit genutzt haben.
Sie wissen, daß die Freimaurerei geistige Vertiefung und sittliche Veredelung
erstrebt. Wir dürfen voraussetzen, daß Sie vom Streben nach höherer
Vollkommenheit geleitet werden. Sagen Sie uns aufrichtig: Ist dies der Fall,
können wir diese Voraussetzung als gegeben annehmen?
Antwort.
Vorbereitender: Sie
kennen die Bahn, weiche Sie als Freimaurer betraten, die Pflichten, weiche Sie
zu erfüllen gelobt haben.
Zu dem altesten oder
erfahrensten Lehrling: Bruder .... Was ist nach Ihren bisherigen
Kenntnissen der Zweck der Freimaurerei?
Antwort.
Vorbereitender: Am
einfachsten bezeichnen wir als Zweck der Freimaurerei die Humanität. das heißt
Menschlichkeit im höchsten und vollkommensten Sinne. Die Freimaurerei will
Glückseligkeit durch Verbreitung von Sittlichkeit befördern. Der erste Grad ist
ein Bild unserer sittlichen Geburt; daher wurde Ihnen Streben nach Wahrheit,
Weisheit, Verschwiegenheit und Standhaftigkeit gegenüber äußeren und inneren
Anfechtungen zur Pflicht gemacht. Der II. Grad will die Freundschaft der Brüder
noch inniger werden lassen, um die Notwendigkeit der Erfüllung genannter
Pflichten lebendig vor Augen zu führen. Nach altem Brauch stelle ich Ihnen jetzt
einige Fragen aus dem Katechismus:
Sind Sie ein Freimaurer?
Antwort.
Vorbereitender:
Welches ist das Zeichen des Lehrlings?
Antwort.
Vorbereitender:
Welches ist das Wort?
Antwort.
Vorbereitender:
Welches ist der Griff?
Antwort.
Vorbereitender:
Zeigen Sie mir die Schritte des Freimaurers?
Antwort.
Vorbereitender:
Welches sind die drei großen Lichter der Freimaurerei?
Antwort.
Vorbereitender:
Welches sind die drei kleinen?
Antwort.
Vorbereitender:
Worauf ruht die Loge?
Antwort.
Vorbereitender: Wie
heißen diese?
Antwort.
Vorbereitender: Sie
haben bei Ihrer Aufnahme die Erfüllung wichtiger Pflichten versprochen. Sind Sie
entschlossen, weitere Pflichten auf sich zu nehmen und Ihren Eifer für das
erkannte Gute nicht erkalten zu lassen?
Antwort.
Vorbereitender: Mit
Vertrauen und Hoffnung glauben wir Ihrer Versicherung. Mit Vertrauen und
Hoffnung erwartet Sie der zu Ihrer Beförderung versammelte Bruderkreis. Der
einzelne Mann, mit Kraft und Mut zum Guten ausgerüstet, vermag viel, vereint mit
Brüdern vermag er alles. Geben Sie Ihre Hüte meinem Begleiter.
Dieser nimmt die Hüte später
mit in den Tempel.
Bilden Sie nun eine Kette und folgen Sie mir!
Er faßt die Hand des Ersten
Lehrlings und führt die Kette an die Tür der Loge, wo der Erste Lehrling mit
geballter Hand durch drei starke langsame Schläge Einlaß begehrt.
Beförderung
Nach dem Anklopfen der
Lehrlinge schlagen der Erste Aufseher, dann der Zweite und zuletzt der Meister
einmal stark auf. Alle Brüder erheben sich.
Meister: Bruder
Zweiter Schaffner, wer klopft so ungewöhnlich?
2. Schaffner geht an die Tür,
die bei jeder der nun folgenden Fragen geöffnet und wieder verschlossen wird,
und fragt mit starker Stimme: Wer hat angeklopft?
Vorbereitender:
Brüder, welche die gesetzmäßige Zeit als Lehrlinge gearbeitet haben und nun
bitten, zu Gesellen befördert zu werden, um in der Freimaurerei vollkommener zu
werden.
2. Schaffner, ohne von der Tür
zu gehen: Ehrwürdiger Meister! Es sind Brüder, welche die gesetzmäßige
Zeit als Lehrlinge gearbeitet haben und nun bitten, zu Gesellen befördert zu
werden, um in der Freimaurerei vollkommener zu werden.
Meister: Sind ihre
Meister und Gesellen mit ihnen zufrieden?
2. Schaffner: Sind
ihre Meister und Gesellen mit ihnen zufrieden?
Vorbereitender: Ja.
2. Schaffner: Ja.
Meister: Wer bürgt
fur sie?
2. Schaffner: Wer
bürgt fur sie?
Vorbereitender: Die
Brüder ...
2. Schaffner: Die
Brüder ...
Meister zu den Bürgen:
Brüder ..., bestätigen Sie Ihre Bürgschaft?
Bürge, indem er ins Zeichen
tritt: Ja.
Meister: Lassen Sie
sie eintreten!
2. Schaffner: Treten
Sie ein!
Vorbereitender führt sie, ohne
die Kette lösen zu lassen, herein, so daß der erste Lehrling neben den Ersten
Aufseher zu stehen kommt, und spricht: Bruder Erster Aufseherl Ich
übergebe Ihnen diese Lehrlinge, welche ihre gesetzmäßige Zeit gearbeitet haben
und Gesellen zu werden wünschen.
Die Kette wird gelöst. Der
Vorbereitende geht an seinen Platz.
1. Aufseher:
Ehrwürdiger Meister! Lehrlinge, welche ihre gesetzmäßige Zeit gearbeitet haben,
bitten um Beförderung.
Feierliche Pause.
Meister: Meine
Brüder! Wenn Sie in der ernsten Stunde, in der Sie zuerst an diesem Orte
standen, Unbefangenheit und guten Willen mitbrachten, so war es eine fruchtbare
Stunde für Ihr ganzes Leben. Ihr Gewissen wird Ihnen sagen, ob Sie Ihre
Beförderung zum Gesellen nur dem Brauchtum unseres Bundes oder Ihrer Würdigkeit
zu danken haben. Hiervon wird es abhangen, ob Sie immer nur Freimaurer heißen
oder es auch sein und unablässig die Pflichten erfüllen werden, die Ihnen dieser
Name auferlegt. In der Voraussetzung, daß Sie angefangen haben, den Geist
unseres Bundes zu erfassen, wollen wir Sie zu einer höheren Stufe befördern. Wir
haben das Vertrauen zu Ihnen, daß dieses Symbol des Wachsens zur Vollkommenheit
Sie zu erhöhtem Eifer fur unseren Bund anspornen wird.
Pause.
Brüder Lehrlinge! Wenn Sie das wohltätige Licht, das man
Ihnen bei Ihrer Aufnahme in den Bund erteilte, genutzt haben, wenn Sie
Vorurteile abgelegt, wenn Sie Wahrheit erkannt, wenn Sie sich Mühe gegeben haben,
Ihre Neigungen und Begierden zu veredeln, dann haben Sie angefangen, im Lichte
der Weisheit die Bahn des Maurers zu wandeln. Aber der Mensch darf in dieser
unvollkommenen Welt nie wahnen, am letzten Ziel der Vollkommenheit angelangt zu
sein; streben, gewissenhaft und unablässig streben, das ist Seine irdische
Bestimmung.
Damit eine bereits im ersten Grade gegebene Lehre sich den
Brüdern tiefer einpräge, sie zu öfterer, strengerer Selbstbeobachtung ermuntere,
lassen Sie, Bruder Erster Aufseher, die Brüder Lehrlinge sich nach Westen
wenden, und zeigen Sie ihnen den Anfang aller menschlichen Weisheit.
Der Erste Aufseher wendet sie
nach Westen; der Zweite Schaffner halt ihnen den Spiegel vor.
1. Aufseher:
Selbsterkenntnis ist der Weisheit Anfang!
Sie werden wieder nach Osten
gewendet.
Meister: Selbsterkenntnis ist der Weisheit Anfang! Wie wir
in einem reinen Spiegel die Gebrechen und Schönheiten unseres Körpers in ihrer
wahren Gestalt erblicken, so können wir nur durch strenge Selbstprüfung unsere
Fehler und Tugenden kennenlernen. Diese Prüfung soll uns gerecht gegen uns und
nachsichtig gegen andere machen. Selbsterkenntnis ist der Weisheit
Ende! Ein Mensch ist im wogenden Strom des Lebens nie
derselbe. Sich selbst bis zur letzten Erdenstunde unter allen noch so
verschiedenartigen Schicksalen klar zu erkennen und in sich selber den Spiegel
der großen, uns umflutenden Welt zu erblicken, das ist es allein, wohin der
Weiseste unter den Weisen gelangen kann. Wer daher zur Vollkommenheit
hinanklimmen will, lerne sich selbst erkennen.
Pause.
Unser Leben, meine Brüder, hat so viel Ähnliches mit einer
Wanderung, daß man es schon in den altesten Zeiten in diesem Sinnbild darstellte.
Ihre erste Wanderung als Lehrling deutete auf die
Mühseligkeiten des Lebens, welchen wir uns, gern oder ungern, unterziehen müssen,
und auf die Beschwerden, mit denen wir bei der Erfüllung unserer Pflichten zu
kampfen haben. Das Leben hat aber auch viele Freuden.
Bei Ihrer ersten maurerischen Wanderung waren Ihre Augen
verhullt, um den Blick ganz in Ihr Inneres zu lenken. Aber der Maurer soll auch
mit klarem Blick in die offene, freie Welt schauen und ein Herz haben für alles,
was Großes und Edles sich in ihr findet. Mit offenen Augen, mit treuen Freunden
einträchtig verbunden, wandert man leichter und fröhlicher durch das Leben.
Bruder Zweiter Schaffner! Lassen Sie die Lehrlinge die
Wanderung der Gesellen antreten.
Der Zweite Schaffner tritt
zwischen den Ersten Aufseher und den ersten Lehrling, läßt die Lehrlinge wieder
die Kette bilden und faßt den ersten Lehrling an der Hand. Während der ersten
Strophe des folgenden Liedes bleibt er mit den Lehrlingen im Westen stehen.
Meister, schlägt einmal:
In Ordnung!
Gesang:
Mühsam war die erste Reise
In der Wahrheit heilig’ Land,
Wo, von dichtem Dornenkreise
Eingehüllt, ihr Tempel stand.
Alle: Aber siegreich
Überwinden
Krönte jede Schwierigkeit;
Weiter wandernd seid bereit,
Neue Kenntnis aufzufinden.
Nun beginnt die erste Umführung
vom Westen über Norden nach Osten, wo sie sich vor den Meister hinstellen.
Während der Umfuhrung wird gesungen: Finstre Sorg’ und Kummer drücken
Auf das Auge nebelschwer;
Nur mit heitrem Sinn erblicken
Wir die Blumen um uns her.
Alle: Frohsinn
schweb’ um eure Tage!
Frohsinn rnacht die Augen klar,
Bietet Blüt’ und Frucht euch dar
Und vernichtet alle Klage.
Meister zeigt ihnen das
Winkelmaß: Meine Brüder! Das Winkelmaß ist uns ein Symbol der strengen
Gerechtigkeit in unserem ganzen Betragen; gerecht sollen wir sein gegen uns
selbst und gegen andere. Wohl dem, der im Rechts- und Ehrgefühl seine eigene
sittliche Würde wahrt und die Würde seiner Mitmenschen achtet, indem er die
Schranken heilig hält, welche Recht und Gerechtigkeit bilden. Das ist des
Maurers echte Weisheit.
Nun beginnt die zweite
Umführung von Osten über Süden, Westen, Norden, Osten nach Süden. Die Lehrlinge
stellen sich vor den Zweiten Aufseher hin. Während der Urnführung wird gesungen:
Gottes Hauch weht in uns allen,
In uns wohnt sein hoher Geist.
Stolz sich heben, nimmer fallen,
Gottes Adel uns verheißt.
Alle: Ehrt euch
selber in dem andern,
Ehrt das menschliche Geschlecht,
Schirmend eignes, fremdes Recht,
Friedlich sollen Brüder wandern.
2. Aufseher zeigt ihnen das
Senkblei: Meine Brüder! Das Senkblei ist uns ein Symbol der
unablässigen Forschung nach Wahrheit. Wahr sollen wir sein in Wort und Tat und
die Wahrheit suchen in allem, was uns umgibt. Wohl dem, der in Natur, Kunst und
Leben das wahrhaft Schöne sucht und findet. Das ist des Maurers
wahre Schönheit.
Nun beginnt die dritte
Umführung von Süden durch Westen, Norden, Osten, Süden nach Westen. Die
Lehrlinge stellen sich vor den Ersten Aufseher hin. Während der Umführung wird
gesungen: Auf, ins Reich der Wahrheit dringet
Freudiger mit jedem Schritt!
Prüfet, forscht im Licht und bringet
Uns den Glanz der Wahrheit mit.
Alle:
Wahrheitsforscher steigt hernieder,
Ungebeugt von dem Geschick,
Kehrt bekränzt zu uns zurück
Und empfangt den Dank der Brüder.
1. Aufseher zeigt ihnen die
Wasserwaage: Meine Brüder! Die Wasserwaage ist uns ein Symbol der
ursprünglichen Gleichheit aller Menschen; wir finden darin eine Aufforderung,
alle Menschen als Geschöpfe Gottes wie Brüder zu lieben. Wohl dem, der auf dem
Weg durchs Leben treue Freunde gefunden, denen er sich in aufrichtiger Liebe
anschließen kann und die ihm sichere Stützen sind auf
seiner Bahn. Das ist des Maurers wahre Stärke.
Die Lehrlinge bleiben im Westen
stehen, während gesungen wird: Mit dem Freunde sie zu teilen,
Bringt der Freude schönsten Schmuck,
Selbst des Kummers Wunden heilen
Freundes Wort und Händedruck.
Alle:
Doch des Glückes reichste Quellen
Uns die Bruderliebe beut;
Hand in Hand, erkennt es heut’
Auf der Wandrung der Gesellen.
Die Lehrlinge lösen die Kette.
Alle Brüder vollenden das Gesellenzeichen und setzen sich.
1. Aufseher:
Ehrwürdiger Meister! Die Brüder haben ihre Wanderung beendet.
Meister: Was lernten
sie auf der Wanderung?
1. Aufseher:
Begeisterung für Freundschaft, Gefühl fur das Schöne und Ehrfurcht fur Wahrheit.
Meister: Wohl ihnen,
wenn dem so ist! Meine Brüder! Sie stehen nun im Begriff, die zweite Stufe
unseres Bundes zu betreten. Unwichtig erscheint uns die Beförderung dessen, der
nur einige Gebräuche mehr kennenlernen, nur über den Lehrling erhaben sein will.
Mit jeder Stufe wachst die Verpflichtung des Freimaurers, an seiner
Vervollkommnung und an dem Glück seiner Mitmenschen zu arbeiten. Sind Sie sich
des vollen Ernstes dieser Aufgabe bewußt? Beharren Sie bei Ihrem Wunsch,
Gesellen zu werden?
Antwort.
Meister: Bruder
Erster Aufseher!
Lassen Sie die Brüder Lehrlinge sich nacheinander mit den
drei Freimaurer-Schritten dem Osten nahern.
Der Erste Aufseber fordert den
ersten Lehrling dazu auf und erinnert ihn daran, daß er bei den Schritten das
Lehrlingszeichen machen und nach Osten blicken müsse. Die Aufseher bleiben auf
ihren Plätzen. Der Zweite Schaffner tritt zu den Lehrlingen vor dem Altar.
Meister Entblößen Sie die Hände! Setzen Sie mit der linken
Hand eine Spitze dieses geöffneten Zirkels auf Ihre
linke Brust. Legen Sie Ihre rechte Hand auf die Bibel, das
Winkelmaß und den Zirkel.
Meister gibt ein Hammerschlag:
In Ordnung, meine Brüder!
Meister: Erinnern
Sie sich der Verpflichtung, die Sie als Lehrling übernahmen?
Antwort.
Meister: Sind Sie
bereit, diese Verpflichtung zu erneuern und noch ferner zu geloben, alles, was
Ihnen als Gesellen anvertraut wird, ebenso unverbrüchlich gegen die Brüder
Lehrlinge wie gegen Nichtmaurer geheim zu halten?
Antwort.
Meister: Ich erlasse
Ihnen die schriftliche Versicherung und nehme dafür Ihren Handschlag, das Wort
eines ehrlichen Mannes an.
Nach dem Handschlag legt er
jedes Lehrlings Hand wieder auf die Bibel und spricht, indem er mit dem Hammer
einen Schlag auf den Zirkel tut: Zur Ehre des Großen Baumeisters
aller Welten!
Mit einem zweiten Hammerschlag
auf den Zirkel: Im Namen der Vereinigten Großlogen von Deutschland!
und mit einem dritten
Hammerschlag auf den Zirkel: Und kraft meines Amtes als Meister vom
Stuhl der Loge ... befördere ich Sie zum Freimaurer-Gesellen.
Er legt beide Hände auf die
Schultern jedes Beförderten und spricht: Gesegnet sei dieser Schritt
für Sie und uns!
Alle Brüder vollenden das
Gesellenzeichen und setzen sich.
Dann erteilt der Meister den
Unterricht.
Meister: Meine
Brüder! Nicht allein die Lehrlinge, sondern auch die Gesellen haben ihr
besonderes Zeichen, Wort und Griff. So wie das Lehrlingszeichen sich auf die
Strafe im Lehrlingseide bezieht, so hat das Gesellenzeichen seine Beziehung auf
die Strafe in dem alten Geselleneide, sich lieber das Herz ausreißen zu lassen
als ein Verräter zu werden.
Er lehrt sie das Zeichen.
Meister: Das Wort
heißt Boas, nach der zweiten Säule im Vorhofe des Salomonischen Tempels, bei der
die Gesellen ihren Lohn erhielten. Es wird wie Jakin gefordert und gegeben. Das
Paßwort heißt Schiboleth, in anderen Logen Giblim. Der Griff ist der folgende.
Er lehrt sie den Griff.
Der Schlag ist * **. Er dient dazu, die Gesellen von den
Lehrlingen zu unterscheiden, und zum Einlaß in die Gesellenloge. Die Erklärung
wird Ihnen durch den Gesellen-Katechismus gegeben werden. Legen Sie nun Ihre
Schurze ab und empfangen Sie diese Gesellenschurze. Das blaue Band
versinnbildlicht die Treue, die, mit der Unschuld verbunden, unseren
Friedensbund befestigt.
Er gibt ihnen die Hüte zurück.
Nehmen Sie Ihre Hüte zurück, und bedecken Sie sich mit
diesem Zeichen der Freiheit und Gleichheit.
Schlägt einmal: In
Ordnung, meine Brüder!
Vereinigen Sie sich mit mir, den neuen Gesellen zu ihrer
Beförderung von Herzen Glück zu wünschen!
Es wird im Gesellen-Rhythmus geklatscht.
Meister zu den Beförderten:
Geben Sie sich nun den Brüdern Aufsehern im Westen und Süden als Gesellen zu
erkennen, und danken Sie nach geschlossener Loge Ihren Bürgen durch einen
herzlichen Händedruck.
Der Zweite Schaffner führt sie
zu den Aufsehern.
Aufseher Woran soll ich erkennen, daß Sie ein
Freimaurer-Geselle sind?
Die Aufseher lehren sie die
Antwort und lassen sich Zeichen, Wart und Griff wiederholen.
Meister: Begeben Sie
sich jetzt nach Norden und heften Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das, was Ihnen
vorgetragen wird.
Der Zweite Schaffner führt sie
nach Norden.
Erläuterung der Beförderung
Sie wird durch den Redner oder
durch den Zweiten Aufseher vorgetragen. Übernimmt ein anderer Bruder den Vortrag,
so stellt er sich im Süden zur Seite des Zweiten Aufsehers.
Meine Brüder! Haben Sie den maurerischen Fortschritt
richtig erfaßt und sind eingedenk der Bedeutung unserer Symbole und Zeremonien;
des äußeren Bandes unserer über den ganzen Erdball verbreiteten Bruderschaft und
des bildlichen Ausdrucks von der Einrichtung und dem Zweck unseres Bundes, so
werden Sie jetzt Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Nachdenken noch einmal auf das
richten, was bei der heutigen Beförderung vorgegangen ist.
Der Lehrlingsgrad hebt an mit unserer Geburt zum sittlichen
Leben, das uns Maurern heilige Pflicht ist. Der Gesellengrad verkörpert den
Fortschritt in unserer maurerischen Bildung. Daher sollte auch die Prüfung, der
Sie bei Ihrer Vorbereitung heute unterzogen wurden, uns überzeugen, daß Sie
durch Ihre bisherige Arbeit in der Kenntnis und Ausübung unserer Gebräuche und
Gesetze weiter gelangt sind. Die Frage, ob Ihre Meister und Gesellen mit Ihnen
zufrieden seien, sollte Sie vergewissern, daß nur derjenige zu einer höheren
Stufe in der Freimaurerei gelangen könne, der den Gesetzen getreu ist und sich
die Liebe und das Zutrauen seiner Brüder erwirbt.
Sie wurden heute mit offenen Augen in die Loge eingeführt
und haben Ihre neue Wanderung unverhüllten Blickes vollzogen. Wir setzten voraus,
daß Sie, nicht mehr geblendet von Vorurteilen und Leidenschaften, schon die
hellen Strahlen der unverhüllten Wahrheit ertragen könnten, der wir mit
forschenden Blicken uns nähern. Der Blick in den Spiegel sollte Sie veranlassen,
sich selbst zu prüfen, welchen Einfluß auf Ihre Gesinnung die Lehren hatten, die
Ihnen im ersten Grade mitgeteilt wurden.
Beherzigen Sie es wohl: das ,,Erkenne Dich selbst” saute
Ihnen vergegenwürtigen, daß nach unserer maurerischen Überzeugung
Selbsterkenntnis der Weisheit Anfang ist. Denn alle Bildung des Menschen
besteht in der bewußten Entwicklung seiner Fähigkeiten. Wie aber wäre diese wohl
möglich ohne eine gewissenhafte und vollständige Kenntnis von dem, was wir sind
und haben und was uns fehlt? Darum nennen wir die rechte Selbsterkenntnis
zugleich den Inbegriff menschlicher Weisheit, weil der Mensch nie aufhört und
aufhören soll, zu lernen und sich zu bilden.
Schauen Sie also auf allen Ihren Lebenswegen ungetrübten
Blickes in Ihr Inneres, beurteilen Sie sich und Ihre menschlichen Wert nicht
nach der Äußerlichkeit Ihrer Handlungen, sondern nach der Reinheit und
Lauterkeit Ihrer Gesinnungen. Heften Sie Ihre Augen ohne Umschweife auf das
Ziel unserer irdischen Bestimmung, damit Sie das große Geschenk der Gottheit,
das irdische Dasein, in seiner ganzen Fülle und Herrlichkeit erfassen und
Wirklichkeit werden lassen.
Ihre Wanderung war von frohem Gesange begleitet und sehr
verschieden von der Lehrlingswanderung. Der Mensch steht, wie er aus der Hand
der Natur kommt, zunächst hilflos da. Bei jedem Schritt droht ihm Gefahr, ein
Opfer der Vorurteile, des Betrugs und der Leidenschaften zu werden. Ein fester
Vorsatz im Guten, reine Heiterkeit des Gemüts und die Vereinigung mit guten
Menschen starken ihn im Kampfe für die Tugend.
Mit Frohsinn setzt er an der Hand treuer Freunde seine
Reise durch das Erdenleben fort. Wer als Mann in edler Gesinnung ausharrt, muß
finden, daß das Wandeln auf solch schöner Bahn seine Freude vermehrt, als Guter
den Guten zu suchen und zu finden und in brüderlicher Vereinigung, doppelt
aufmerksam auf das Schöne und Erhebende um ihn her, den reinen Pfad zum edlen
Ziele zu wandern.
Wandernd wurden Sie aufmerksam gemacht auf den Wert der
Freundschaft, auf die Ehrfurcht vor dem Schönen, auf das Streben nach Wahrheit
in Wort und Tat. Denn das Ziel der Maurerei ist kein anderes, als die wahre
geistige Würde des Menschen zu erkennen, sie auszubilden und zu kräftigen. Der
gute Maurer hütet sich davor, seine innere Ehre durch eigene Handlungen zu
verscherzen oder sie anderen gegenüber zu verlieren. Die Menschenwürde ehrt er
auch in seinen Lebensgefährten. Denn die eigene Ehre mit männlicher Kraft und
Besonnenheit zu bewahren und zu verteidigen, heißt auch, die Ehre der
Mitmenschen anerkennen und heilig halten. Unlauterkeit und Unwahrheit können vor
der inneren Wurde des Menschen nicht bestehen.
Darum muß der Maurer neben der reinen Liebe zur Wahrheit
auch ein empfängliches Gemüt fur alles Schöne besitzen, wie es sich in der Natur,
in der Kunst und im Menschenleben offenbart. Die ganze Natur, der prächtige
Sternenhimmel, Pflanzen und Tiere, vor allem die menschliche Seele, die keine
irdischen Grenzen kennt, zeugen für den unermeßlichen Reichtum der Schöpfung,
für ihre Schönheit, Erhabenheit und Zweckmäßigkeit.
Über allem aber steht der Mensch, wenn er sich seines Adels
bewußt und auch entschlossen ist, ihm in allem gerecht zu werden. Der Weise
sieht darin ein wohltätiges Geschenk, das die Leiden des Erdenlebens lindern
hilft. Selbstveredelung aus dem Gefühl für das Schöne und Erhabene ist jedes
Menschen Pflicht. Soweit er nur das Talent und die Gelegenheit dazu hat, soll er
die in ihm selbst liegenden Kräfte ausbilden.
Der Maurer soll ein teilnehmendes, mitfühlendes Herz fur
alles Große haben, wie für alles Edle und Schöne, und wohin immer die
Lebensumstände ihn führen, soll er sich als lebendiges Glied der sittlich
strebenden Menschheit erweisen. Mit treuen Freunden eng verbunden, steht er
nicht allein. An ihrer Seite gewinnt er Mut und Ausdauer, Hilfe und
Unterstützung in der dem einen Ziele zugewandten gemeinsamen Tätigkeit aller
Freundschaft und Bruderliebe sind ihm Mittel zugleich und Zweck; sie ebnen und
verschönern den Pfad, helfen Schwieriges überwinden und sind auch der Lohn
redlichen Strebens.
Wohlan, meine Brüder, schließen Sie sich uns als treue
Gesellen an. Wandeln Sie mit uns die Bahn des Lebens, indem Sie achten, was wir
achten, indem Sie lieben, was wir lieben, indem Sie freudig erstreben, was wir
erstreben!
So ist das Ideal des Freimaurertums die innige Vereinigung
aller guten und edlen Menschen zu allem Wahren, Guten und Schönen. Auch der
Bruder mit geringen Kräften kann ein würdiger Freimaurer sein, wenn er nur ein
rechtschaffener, ein redlicher Mann ist. Daher auch werden Freundschaft und
Bruderliebe noch durch ein besonderes freimaurerisches Sinnbild, durch die Kette,
bezeichnet, in die Ihre Hände, meine Brüder Gesellen, schon geschlungen waren,
bevor Sie heute den Tempel zu Ihrer Beförderung betraten, und durch die vereint
Sie Ihre Wanderung hier fortsetzen. Der Mensch, zur Geselligkeit bestimmt, fühlt
in sich ein dringendes Bedürfnis, seine Gedanken und Wünsche anderen mitzuteilen,
sich mit ihnen zu vereinigen und auch an ihren Leiden und Freuden teilzunehmen.
Jedoch kann wahre Freundschaft sich nur auf die Übereinstimmung des guten
Willens mit rechtschaffenen sittlichen Grundsätzen, Gesinnungen und Bestrebungen
gründen.
Diese Freundschaft ist die unsichtbare Kette, die echte
Freimaurer verbindet und die nur der Tod lösen soll. Sie fordert nicht Weise,
aber Verehrer der Weisheit, nicht Heilige, aber redliche Männer, durchdrungen
vom Streben nach sittlicher Reinheit und Güte, voller Ehrfurcht vor der
Menschenwürde, fähig der Aufhebung aller selbstsüchtigen Neigungen, fähig der
Liebe gegen jeden Menschen.
Es ist ein erhebender Gedanke, auf der ganzen Erde Freunde
zu haben, mit ihnen im gleichen Streben nach den erhabensten Zielen der
Menschheit verbunden zu sein. Bemühen Sie sich, meine Brüder Gesellen, durch
beständige, sorgfältige Anwendung der Wasserwaage brüderlicher Gleichheit, des
Senkbleis der Wahrheit und des Winkelmaßes der Gerechtigkeit Ihrem Geiste die
möglichste Vollkommenheit zu geben. Nicht außer dem Menschen kann das Gute in
der Welt sein. In seinem Innern muß es zu rechter Entfaltung keimen.
Pflichten und Rechten der Gesellen
Sie werden vom Ersten Aufseher vorgetragen.
1.
Die Gesellenzeit beträgt im allgemeinen ein Jahr.
2.
Nach den Erfahrungen und Belehrungen, die ihm der
Lehrlingsgrad geboten hat, soll der Geselle sich vornehmlich mit den Symbolen
und Gebräuchen des Gesellengrades bekanntmachen. Er soll über ihre Bedeutung
nachdenken und sich ernstlich um die weitere Ausbildung seines Geistes und die
Veredelung seines Herzens bemühen.
3.
Der Geselle übernimmt die Verpflichtung, gegen die
Lehrlinge und gegen Fremde alles geheim zu halten, was ihm anvertraut wird.
4.
Der Geselle soll dankbar seines Bürgen gedenken und ihn
bitten, ihm auch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite zu stehen; denn der Bürge
wird ihn nach vollendeter Gesellenzeit zur Meistererhebung vorschlagen.
5.
Wenn ein Geselle seinen Wohnsitz verlegt, so kann er auf
Antrag seines Bürgen unter Zustimmung des Meisters vom Stuhl seiner Loge in
einer Loge seines neuen Wohnsitzes zum Meister erhoben werden.
6.
Der Geselle soll keine Loge seines Grades oder des
Lehrlingsgrades versäumen. Jedes Fernbleiben soll er rechtzeitig durch eine
Mitteilung an seinen Meister begründen.
7.
Vor der Erhebung in den Meistergrad muß der Geselle eine
ihm vorgelegte Frage schriftlich beantworten. Der Meister vom Stuhl kann von der
Erfüllung dieser Pflicht entbinden.
8.
Ein Geselle kann in der Regel kein Logenamt bekleiden; es
liegt ihm aber die Pflicht ob, sich schon während der Gesellenzeit mit den
Aufgaben der Beamten seiner Loge bekanntzumachen und sich damit auf die
Übernahme eines Logenamtes vorzubereiten.
9.
Ein Geselle kann niemanden zum Freimaurer vorschlagen. Hat
er einen würdigen Freund, der dem Bunde beizutreten wünscht, so muß er ihn mit
einem Bruder Meister bekannt machen, der ihn vorschlägt und Bürge für ihn wird.
Gesellen-Katechismus
Fragen an den Zweiten Aufseher
Meister: Bruder
Zweiter Aufseher! Sind Sie ein Freimaurergeselle?
2. Aufseher: Ich bin
es, prüfen Sie mich!
Meister: Woran soll
ich erkennen, daß Sie es sind?
2. Aufseher: An dem
Zeichen, dem Wort und dem Griff und der Wiederholung der besonderen Umstande
meiner
Beförderung.
Meister: Was
bedeutet das Wort Boas?
2. Aufseher: Es ist
der Name der anderen Säule im Vorhofe des Salomonischen Tempels, bei welcher die
Gesellen ihren Lohn erhielten, und bedeutet: Der Herr wird dich starken.
Meister: Wie wurden
Sie um die Loge geführt?
2. Aufseher: Mit
offenen Augen, mit Brudern in eine Kette geschlungen und unter aufmunterndem
Gesange.
Meister: Worauf
deutet dieser Brauch?
2. Aufseher: Auf
Freundschaft, Schönheit und Wahrheit. Der ersten huldigt das gefühlvolle Herz,
der zweiten der veredelte Sinn, der dritten der forschende, heitere, ruhige
Geist.
Meister: Woran
arbeiten die Gesellen?
2. Aufseher: Am
kubischen Stein, Sinnbild der Vollkommenheit des Verstandes und des Herzens.
Fragen an den Ersten Aufseher
Meister: Bruder
Erster Aufseher! Wie klopfen die Gesellen?
1. Aufseher: Mit
einem langsamen und zwei geschwinden Schlägen.
Meister: Welche
Bedeutung haben diese Schläge?
1. Aufseher: Der
erste bedeutet das ruhige Nachdenken bei Erlernung der Arbeit, die beiden
geschwinden den
Fleiß bei ihrer Vollendung.
Meister: Was
bedeutet das eingeteilte Maßstab?
1. Aufseher: Der
eingeteilte Maßstab, der uns die richtige Kenntnis der Größen vermittelt, lehrt
uns, daß die
Wahrheit nur durch eigene Untersuchung,
Prüfung und Überzeugung gefunden wird.
Meister: Was
bedeutet das Winkelmaß?
1. Aufseher: Das
Winkelmaß, nach dem ein Gebaude aufgeführt werden muß, bezeichnet die strenge
Gerechtigkeit in unserem Betragen, von der wir nicht abweichen konnen, ohne
strafbar zu werden.
Meister: Der Zirkel?
1. Aufseher:
Bezeichnet die Grenzen der Pflicht, die der gewissenhafte Freimaurer gegen alle
Menschen, besonders gegen einen Bruder zu beobachten hat.
Meister: Die
Wasserwaage?
1. Aufseher: Ist das
Symbol der ursprünglichen Gleichheit der Menschen und deutet an, daß von unserem
Bunde
alle Anmaßung ausgeschlossen ist, weil hier nur die Würde
gilt, die der Mensch sich selbst gibt.
Meister: Das
Senkblei?
1. Aufseher:
Bezeichnet die gerade Richtung des Urteils, das keinen Beweggründen nachgeben
darf, die dem Recht und der Wahrheit fremd sind.
Meister: Wozu dient
die Kelle?
1. Aufseher: Um den
Bau gegen zerstörende Einwirkungen von außen, das Herz gegen den Ansturm von
Sinnlichkeit und Leidenschaften zu verwahren.
Meister: Wodurch
soll sich der Geselle von den Lehrlingen unterscheiden?
1. Aufseher: Durch
größere Fertigkeit in der Ausübung aller freimaurerischen Tugenden und durch
fortgesetztes Streben nach Vollkommenheit.
Schluss
Will der Meister nach
Beendigung der Arbeiten die Loge schließen lassen, so schlägt er mit dem Hammer
einmal auf, was vom Zweiten und dann vom Ersten Aufseher wiederholt wird.
Meister: Bruder
Zweiter Aufseher! Hat noch jemand etwas zum Besten dieser Gesellenloge oder der
Freimaurerei überhaupt vorzutragen?
2. Aufseher: Meine
Brüder! Nach dem Willen des Ehrwürdigen Meisters frage ich, ob noch jemand etwas
zum Besten dieser Gesellenloge oder der Freimaurerei überhaupt vorzutragen hat.
Wer sprechen will, steht auf
und macht sich durch Erheben der rechten Hand bemerkbar, worauf der Zweite
Aufseher dem Meister den Namen nennt. Erteilt der Meister einem Bruder das Wort,
so tritt dieser ins Zeichen und vollendet es, bevor er zu sprechen beginnt.
Hat sich niemand zum Wort
gemeldet sagt der 2. Aufseher: Ehrwürdiger Meister! Es hat sich
niemand gemeldet.
Meister: Lassen Sie
uns, meine Brüder, unseren Arbeiten eine Handlung brüderlicher Liebe hinzufügen.
Bruder Zweiter Schaffner! Wir gedenken der Armen!
Der Zweite Schaffner nimmt die
Armenbüchse vom Tische des Schatzmeisters und sammelt von Bruder zu Bruder. Nach
der Sammlung kann der Meister vom Stuhl das Protokoll verlesen lassen. Wenn
niemand etwas gegen das Protokoll einzuwenden hat, so unterschreibt es der
Meister.
Meister: Bruder
Erster Aufseher! Warum ist die Stelle des Ersten Aufsehers im Westen?
1. Aufseher: So wie
die Sonne im Westen untergeht, um den Tag zu enden, so steht auch der Erste
Aufseher im Westen, um die Loge zu schließen, den Arbeitern ihren Lohn zu geben
und sie von der Arbeit zu entlassen.
Meister: Die Arbeit
ist geendet. Erfüllen Sie Ihre Pflicht!
Der Erste Aufseher schlägt mit
dem Hammer einmal auf; ihm folgt der Zweite Aufseher, dann der Meister.
1. Aufseher: In
Ordnung, meine Brüder!
Alle Brüder stehen auf und
treten ins Gesellenzeichen.
1. Aufseher: Meine
Brüder! Nach dem Willen des Ehrwürdigen Meisters schließe ich diese Gesellenloge
in Ehrfurcht vor dem Großen Baumeister aller Welten und nach den alten
Gebräuchen der Freimaurergesellen.
Er schlägt nach dem
Gesellenrhythmus auf, was vom Zweiten Aufseher und dann vom Meister wiederholt
wird. Alle Brüder vollenden das Gesellenzeichen.
Der Meister tritt an seine
Säule, während die beiden Aufseher an die ihren treten.
Die Kerzen werden nacheinander
mit folgenden Sprüchen gelöscht:
1. Aufseher: Das
Licht erlischt, doch in uns wirke fort das Feuer der Stärke.
2. Aufseher: Das
Licht erlischt, doch um uns verbleibe der Glanz der Schönheit.
Meister: Das Licht
erlischt, doch über uns leuchte weiter das Licht der Weisheit.
1. Aufseher: Brüder
Schaffner, legen Sie den Teppich zusammen.
Hierauf wird von allen die
Kette geschlungen und das Bundeslied gesungen. Dann spricht der Meister den
Kettenspruch
Wahrheit ist das sichre Band,
Das die Geister bindet;
Wer sie an der Weisheit Hand
Redlich sucht, der findet.
Und in heitrer Zuversicht
leihet sich die Stärke,
Stets bereit fur Recht und Pflicht,
Schützend gute Werke.
Schönheit schließt den edlen Bund,
Dem wir uns hier weihen;
Sterbend noch dankt unser Mund
Diesen heil’gen dreien.
Forschet, Brüder, lebt fur sie,
Eifert um die Wette!
Drückt die Bruderhand, und nie
Reiße diese Kette!
Alle: Drückt die
Bruderhand, und nie
Reiße diese Kette! (2 x)
Die Kette wird mit dem
Gesellenhändedruck gelöst.
Meister: Meine
Brüder! Ich grüße euch durch drei mal drei.
Der Meister und die Brüder im
Osten klatschen maurerisch nach Gesellenart und vollenden das Zeichen. Die
Brüder erwidern den Gruß, der durch das Zeichen beendet wird.
Meister: Friede,
Freude und Eintracht geleite euch, meine Brüder, auf euren Wegen.
Der Erste Schaffner führt nun die Brüder in geordnetem Zuge in der gleichen
Reihenfolge hinaus wie sie den Tempel betraten.
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