Ritter von Westen
 

Dit rituaal dateert uit 1977.


Einrichtung der Räume


Die Bestimmungen im siebenten Grad gelten auch fur die Kapitel der Ritter von Westen.
Im Vorbereitungszimmer steht vor einem Lehnstuhl ein schwarzbekleideter Tisch mit drei Lichtern (in der Anordnung wie auf dem Altar) und mit Schreibgerät.
Im Rittersaale wird folgendes angeordnet:
1. Der Altar ist schwarz bekleidet. Die Bibel ist beim 1. Kapitel des Evangeliums St. Johannis aufgeschlagen.
2. Im unteren oder Ritter-Chor wird zwischen den Sinnbildern der vier Evangelisten ein schwarzer Teppich ausgebreitet, auf dem sich ein rotes Tempelkreuz befindet, dessen Arme über den ganzen Teppich reichen.
3. An der Westseite des Teppichs ist ein blutroter rechter Winkel aufgerichtet. An dem waagerechten Arm, der nach Osten weist, hängt an goldenem Seil ein silbernes Tempelkreuz mit den Buchstaben J B M B A D N J C. Der Querschnitt der Balken, aus denen der Winkel zusammengefügt ist, muß dreieckig und seine Hohe derart bemessen sein, daß ein Mann unter dem Tempelkreuz stehen kann. Zwischen Winkel und Teppich muß die Reihe der Aufzunehmenden Platz finden.
4. Am Aufgang zum hohen Chor steht im Silden eine vollständige Ritterrüstung: Harnisch, Arm- und Beinschienen, Helm, Schwert und Waffengürtel, der letztere weiß mit rotem Tempelkreuz. Gegenüber im Norden ist auf einem niedrigen Tisch die ehemalige Friedenskleidung der Tempelritter ausgebreitet: weißes Barett, weißer Mantel mit Tempelkreuz auf der linken Brustseite, weißer Gürtel mit Tempelkreuz.
5. Auf dem blaubekleideten Tisch im Silden (Johannisaltar) liegen außer Schwert und Sporen das Schulterband der Ritter von Westen und die Beilagen zum achten Logenbuch.

 

 

Öffnung des Kapitels der Ritter von Westen


Wenn die Wachen bestellt sind und die Tempeiritter ihre Plätze eingenommen haben, beauftragt der 1. Architekt den Oberbewahrer des Schwertes, den Kapitelmeister einzuführen. Der Oberbewahrer des Schwertes meldet dem Kapitelmeister, daß die brüderliche Ritterschaft im Rittersaal versammelt ist, und bittet ihn, ihm zu folgen. Beim Betreten des Rittersaales stößt der Oberbewahrer des Schwertes mit seinem Amtsstab auf und meldet: Meine Brüder: Der Kapitelmeister!
Alle Brüder erheben sich von ihren Plätzen. Der Kapitelmeister nimmt seinen Platz  hinter dem Altar ein.
Der Meister klopft einen Schlag und sagt: Höchstleuchtende Brüder Aufscher! Schet
nach, ob das Kapitel wohl bedeckt ist.
Beide Aufscher verneigen sich, schen die Wachen nach und treten wieder zu ihren Stellen. Der ältere Aufscher klopft einen Schlag und meldet: Meister! Die Wachter sind an ihren Stellen, das Kapitel ist wohl bedeckt.
Der Meister klopft einen Schlag und sagt:In Ordnung, Brüder Herren und Ritter. Was ist die Glocke?
Der Ältere Aufscher: Der Tag dämmert, und die Tempelritter beginnen mit ihrer Arbeit.
Der Meister tut mit der flachen Klinge seines Schwertes einen Schiag gegen die nördliche Seitenwand des Altars, dann mit dem Streithammer die drei Johannisschläge auf den Altar, hierauf einen Schlag mit dem Schwert und endlich mit dem Streithammer die vier Andreasschläge. Dann legt er sein Schwert auf den Beitisch zur Rechten und sagt: Da es jetzt Zeit ist, so öffne ich im Namen des Allmachtigen Gottes kraft des mir anvertrauten Amtes zur Verteidigung des Glaubens und zur Erhebung der ritterlichen Brüderschaft dieses Kapitel der Tempelritter.
Der Erste Architekt: Das Kapitel wird geöffnet.
Der Meister: Brüder Herren und Ritter: Das Tempelzeichen! Alle Brüder machen mit dem Meister viermal das Tempelzeichen.
Höchstleuchtende Brüder Bewahrer des Schwertes und der Standarte, bringen Sie Ihre Insignien zum Altar. Brüder Herren und Ritter, ziehen Sie Ihre Schwerter.
Der Bewahrer des Schwertes zieht das Ordensschwert aus der Scheide, die an ihrer Stelle liegen bleibt, und stellt sich, das Schwert am Griff aufrecht mit beiden Händen vor sich haltend, nördlich des Altars. Der Bewahrer der Standarte enthüllt das Banner, erhebt es mit beiden Händen und stellt sich damit südlich des Altars. Beide haben das Angesicht nach Westen gewendet. Sobald dies geschehen, klopfen beide Aufscher einen Schlag, und der Altere sagt: Es ist geschehen.
Der Meister klopft einen Schlag und sagt: Wir beten. Herr unser Gott, sei mit uns, wie Du gewesen bist mit unseren Vätern. Verlaß uns nicht und zieh Deine Hand nicht von uns ab. Zu Deiner Ehre sind wir versammelt, zu Deinem Preise öffne ich dieses Kapitel mit den drei merkwürdigen Schlägen.
Er klopft die Johannisschläge, die von den Aufschern nich wiederholt werden.
Der Zweite Architekt: Gleichwie das Schwert keine Furcht schafft, wenn es nicht ein starker und tapferer Arm führt, so kann der Orden nicht bestehen, ohne daß Gesetze und Meister ihn regieren.
Brüder Herren und Ritter, das Kapitel ist geöffnet.
Der Bewahrer des Schwertes legt das Ordensschwert auf den Altar über die Bibel, Griff nach Nordosten, Spitze nach Südwesten. Der Bewahrer der Standarte bringt die Standarte an ihren Ort. Alle Brüder nehmen ihre Plätze ein.
Der Meister begrüßt die Brüder.

 

 

Vorbereitung der Aufnahme


Sobald das Kapitel geöffnet ist oder schon vor der Öffnung, beauftragt der Meister den Ersten Architekten, die zu Befördernden zu begrüßen und von ihnen die Versicherung zu fordern, daß es ihr fester Vorsatz sei, mit dem Orden und semen Brüdern Ritter ein noch engeres Bündnis zu knüpfen und die neuen Gelübde abzulegen, die allen Mitgliedern des inneren Bundes auferlegt werden.
Der Erste Architekt nimmt von dem Sekretär für jeden Suchenden eine Ausfertigung des Gelübdes entgegen und begibt sich unter Vortritt eines Zeremonienmeisters in das Vorbereitungszimmer, wo er hinter dem Tisch Platz nimmt und die Suchenden in folgender Weise anredet: Hochleuchtende Brüder! Wir sind von dem Kapitel der Ritter von Westen ausgesandt, um von Ihnen die Versicherung zu erhalten, daß sie verlangen, in ihre Gesellschaft aufgenommen zu werden, und daß sie auf Rittertreue geloben wollen, sich den Gesetzen unseres Ordens zu unterwerfen und die Pflichten zu übernehmen, die Ihnen auferlegt werden.
Wollen Sie demnach dem Banner des Ordens und der Fahne des Kreuzes unverzagt folgen und eifrige Glieder der ritterlichen Brüderschaft werden, die zur Verteidigung des Kreuzes und zum Bau des neuen Tempels sich verbunden hat?
Wollen Sie gegen alle Unberechtigten unverbrüchlich verschwiegen halten, was Ihnen als Ritter von Westen anvertraut wird?
Wollen Sie den Ordensgesetzen nachkommen und jederzeit das Beste des Ordens und seiner Glieder nach Kraften fördern?
Ist dies alles zu geloben Ihr fester, wohlerwogener Entschluß, so sprechen Sie: ‘Ja, ich will es.’
Geschieht.
Der Erste Architekt fährt fort: Sie sollen nun zu Rittern von Westen aufgenommen werden und vor versammeltem Ritterkapitel durch ein für alle Zeit bindendes Gelübde feierlich bekräftigen, was Sie soeben versprochen haben.
Empfangen Sie hier das Gelübde, prüfen Sie sich noch einmal und unterzeichnen Sie es, wenn Sie bei Ihrem Entschluss beharren, mit Ihrem Namen. Gott der Allmachtige, der unsere Handlungen sieht und unsere Herzen prüft, schenke Ihnen Weisheit, Mut und Stärke!
Er übergibt jedem der Suchenden das Gelübde und geht in den Rittersaal zurück. Der Zeremonienmeister bleibt bei den Suchenden, bis die Paten kommen. Dann nimmt er die von den Suchenden unterschriebenen Gelübde mit und übergibt sie dem Meister.

 

 

Einführung


Nachdem der Erste Architekt in den Rittersaal zuriickgekehrt ist, spricht der Meister: Bruder Oberbewahrer des Schwertes, begeben Sie sich mit den Brüdern Paten zu den Suchenden, die das Gelübde unterzeichnet haben, und führen Sie diese in der vorgeschriebenen Weise ein.
Die Paten gehen unter Vortritt des Oberbewahrers des Schwertes in das Vorbereitungszimmer. Sowie sie dort eingetreten sind, umarmt jeder Pate den Suchenden, für den er bürgt, mit den Worten: Der Herr sei mit Dir, folge mir und sei guten Mutes.
Die Paten begleiten die Suchenden paarweise unter Vorantritt des Oberbewahrers des Schwertes an die Tür des Rittersaales. Dort angekommen, klopft der Oberbewahrer des Schwertes die Tempelschläge an die Tür.
Der Wachthabende erwidert die Schläge und meldet: Man klopft als Ritter von Westen.
Der Meister: Sehet zu, wer da ist.
Der Wachthabende öffnet die Tür ein wenig und fragt: Wer begehrt den Eintritt?
Der Oberbewahrer des Schwertes antwortet: Die Brüder Paten geleiten die suchenden Bruder zum Ritterschlag in das Kapitel.
Der Meister: Höchstleuchtende Bewahrer des Schwertes und der Standarte, nehmen Sie ihre Insignien auf.
Die Tür wird zum Eintritt weit geöffnet.
Der Meister: Durch Arbeiten, Gehorchen und Schweigen, durch Mäßigkeit, Vorsicht und Barmherzigkeit, begleitet von Weisheit, Mut und Stärke, erlangt man den Eintritt in unsren Kreis. Mögen sie eintreten.
Die Paten führen die Aufzunehmenden so, daß der in der Mitte befindliche Bruder gerade unter das Tempelkreuz, das an dem aufgerichteten Winkel hangt, zu stehen kommt, das Gesicht gegen Osten, und heißen sie, sich gegen den Meister zu verneigen. Ein Zeremonienmeister tritt hinter sie.
Die Tür wird geschlossen.

 

 

Ansprache


Nach der Einführung kdnnen von der ganzen Ritterschaft oder von einem Sängerchor oder von einem einzelnen Bruder eine oder mehrere Strophen eines passenden geistlichen Liedes gesungen oder auch gesprochen werden.
Dann klopft der Meister einen Schlag und spricht: Suchende Brüder! Als Ritter von Osten und Jerusalem haben Sie die Verpflichtung übernommen, allezeit die Lehre Jesu Christi, unseres Obermeisters, zu bekennen. Sie haben sich mit Andreas in den Dienst des Höchsten Meisters gestellt, um unter seinem Banner die Heilskräfte zu erkennen und in sich zu erleben, die von ihm ausgehen und den alten Menschen zu einem neuen umgestalten. Diese Heilskräfte in ihrem innersten Wesen zu verstehen und in sich wirken zu lassen, bleibt Ihre Aufgabe als Ritter von Osten. Als Ritter von Westen aber sind Sie berufen, diesen Heilskräften die Wege zu bahnen in die Herzen ihrer Mitmenschen und den Widerstand zu überwinden, den unlautere Triebe und Vorurteil Ihnen entgegensetzen.
Daß dies nur durch schweren Kampf geschehen kann, den wir allein im Vertrauen auf Gott, mit Mut und Treue und unter gegenseitiger Hilfe siegreich auszuführen vermögen, das haben uns alle bisher erstiegenen Ordensstufen angedeutet, und das zeigen uns die geschichtlichen Vorbilder aller Zeiten. Dieser Kampf ist der von uns übernommene Beruf geistlicher Ritterschaft, zu dem wir uns hier als Ritter von Westen unter der Fahne des Kreuzes verbunden haben. Nicht immer krönt redliches Kämpfen sichtbar der Sieg. Da wird es unsere Aufgabe, wenn wir das Gute scheinbar unterliegen sehen, uns zu ermutigen durch den Hinblick auf die Helden und Blutzeugen vergangener Zeiten. Getreu bis in den Tod ließen sie ihr Leben; denn sie waren voll des Glaubens an das von unserm Obermeister verkundete Reich Gottes und an seinen endlichen Sieg über Aberglauben, Gewalt und Arglist. Fur solch ritterliches Kämpfen stellten unsere Vorfahren sich das Beispiel des Tempelordens vor Augen. Sie folgten dabei der Überlieferung, die mit unseren ältesten Ordensbüchern auf uns gekommen ist. Danach war eine kleine Schar von Tempelrittern dem Untergange entronnen, der den Orden in seiner Gesamtheit getroffen hatte. Auf den schottischen Inseln hatten sie in der Verborgenheit Zuflucht gefunden. Sie beschlossen, in aller Stille den Orden fortzusetzen. Aber sie steckten ihm ein neues Ziel. Einst wares Aufgabe und Stolz des Tempelordens gewesen, mit dem Schwerte in der Hand als eine militia Christi um die heiligen Statten zu kämpfen, die durch das Erdenleben des Herrn geweiht waren. Jetzt, als der alte und doch nicht der alte Tempelorden, steckten sie sich ein höheres Ziel: überall in der Welt den Christenglauben zu verbreiten und einander zur Erbauung eines neuen geistigen Tempels zu ermuntern. Unter Namen und Tracht der freien Maurerbrüder, vor der Welt verborgen, aber in ihrem stillen Kreise unermüdlich wirkend, haben sie die an altüberlieferte Formen und Sinnbilder geknüpfte Weisheit, die in dem innersten Kreise des Tempelordens verwahrt wurde, späteren Geschlechtern getreulich weitergegeben und so auf uns vererbt.
Die wissenschaftliche Forschung hat diese überlieferung nicht als gesichertes Ergebnis nachzuweisen, aber ebensowenig sie zu widerlegen vermocht. Mag die geschichtliche Forschung sich zu unsrer alten Überlieferung stellen wie sie will: unverlierbar bleibt für uns der Wert, den sie fur unseren ganzen Ordensaufbau hat.
Es ist das Schicksal alles Irdischen, daß es von Zeit zu Zeit die Form ändern muß, soll das Leben ihm bleiben. Die göttliche Wahrheit war stets vermischt mit Vorstellungen, die allein fur ihre Zeit Wert hatten. Denn das Wahre und Gute ist kein müheloses Geschenk von oben, es muß von uns Menschen allezeit gesucht, erarbeitet und erkämpft werden. Seine Gestaltung aber ist stets abhängig von den Anschauungen der Zeit, von denen es Förderung oder Widerstand erfährt. Das Vergängliche muß dahinsinken, oft unter schweren Erschutterungen. Unsterblich aber und ewig wirksam bleibt das göttlich Wahre und Gute, dessen lebendiger Keim in die Menschenseele gelegt ist und auf dessen gewissen Sieg wir vertrauen.
Der Meister klopft einen Schlag und führt nach kurzer Pause fort: Suchende Brüder! Bevor diese Pforte sich Ihnen öffnete, haben Sie die Versicherung gegeben, treu und unverbrüchlich der Fahne des Kreuzes und dem Banner des Ordens zu folgen. Sind Sie bereit, Ihr Versprechen vor diesem Ritterkapitel zu wiederholen?
Antwort.
Der Meister: Brüder Paten, ich frage Sie im Namen aller Brüder Herren und Ritter: Glauben Sie, daß diese Suchenden ihr Versprechen treu und redlich erfüllen werden? Können Sie in solchem Vertrauen vor diesem Ritterkapitel Bürgen sein? Wer gebt in Bürgschaft für den Bruder A?
Die Paten antworten der Reihe nach: Ich, Bruder ..., gehe in Bürgschaft fur den Bruder A. usw.
Der Meister klopft einen Schlag und fragt: Suchende Brüder, wollen Sie auf diese Versicherung hin zu Rittern von Westen aufgenommen werden?
Antwort.
Die Paten gehen auf ihre Plätze.

 

 

Weitliche Weihe, Ritterrüstung


Auf die Westseite des Teppichs wird vor den Suchenden ein Kniekissen hingelegt. Der Meister geht, begleitet von den Bewahrern des Schwertes und der Standarte, auf die Mitte des Teppichs, wendet sich etwas gegen Osten und deutet auf die Rüstung: Sehen Sie, meine Brüder, dort die Rüstung, wie sie vordem die Ritter trugen in Übung der Ritterschaft. So nehmen auch Sie die Waffenrüstung Gottes, damit Sie, wie der Apostel sagt, widerstehen in der bösen Stunde, umgürtet mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit, in der Hand den Schild des Glaubens, gewappnet mit dem Schwert des Geistes, welches ist Gottes Wort.
Der Schatzmeister mit dem Kissen, worauf die Ringe liegen, tritt heran.
Der Meister steckt jedem Suchenden einen Ring an den Mittelfinger der rechten Hand und spricht dabei: Nehmen Sie diesen Ring zum Zeichen des unauflöslichen Bündnisses mit der Schar der Kämpfer, die unter des Kreuzes heiliger Fahne ritterlich streiten. Werden Sie gleich einem Siegelring an Gottes Hand!
Höchstleuchtender Oberbewahrer des Schwertes, legen Sie den Suchenden des Ordens goldene Rittersporen an.
Der erste Suchende kniet im Johannis-Gesellenzeichen auf dem bereitgelegten Kissen nieder; der Oberbewahrer des Schwertes nimmt die Sporen vom Johannisaltar und legt sie an die Fersen des Knienden.
Der Meister schlägt mit der flachen Klinge des Kapitelschwertes auf die linke, die rechte Schulter und das Haupt des Knienden, wobei er spricht:
beim ersten Schlage (linke Schulter): Besser Herr als Knecht;
beim zweiten Schlage (rechte Schulter): Edler frei denn Sklav;
beim dritten Schlage (Haupt): Aber größer als alles Herrentum ist es, zu dienen unter Gottes Banner!
Der Meister: Küssen Sie nun nach altem Ordensbrauche das Kreuz an der Parierstange des Ordensschwertes zur Bekräftigung ihrer Liebe und Treue zu unserem Obermeister Jesus Christus!
Nachdem der Suchende den Ritterschlag empfangen und dem Kreuze seine Verehrung bezeigt hat, erhebt er sich, verneigt sich gegen den Meister und tritt in die Reihe der Suchenden zurück.
Wenn alle Aufzunehmenden zum Ritter geschlagen sind, tut der Meister mit dem Schwert einen Kreuzschlag über ihnen und spricht: Gott bewahre Euren Eingang und Ausgang! Er schenke Euch Beständigkeit, Kraft und Sieg!
Der Meister geht zum Altar, wohin die Bewahrer des Schwertes und der Standarte folgen.
Der Erste Architekt: Führen Sie, Höchstleuchtender Bruder Oberbewabrer des Schwertes, jetzt diese Ritter zum Hohen Chor, damit sie dort die Weihe zu geistlicher Ritterschaft und das ritterliche Friedenskleid empfangen.

 

 

Geistliche Weihe, Friedenskleid


Der Meister: Meine Brüder! Ich lese Ihnen nunmehr das von Ihnen unterzeichnete Gelübde noch einmal vor:
Vor dem, der Sonne und Mond regiert, vor dem Großen Baumeister der ganzen Welt, gelobe ich, mich allezeit zu Jesu Christo, meinem Obermeister, zu bekennen und den Bau des neuen Tempels bis zur Todesstunde zu verteidigen.
Zum anderen verspreche ich Gehorsam dem Ordensgesetz und Verschwiegenheit über des Ordens Gebräuche. Zum dritten verspreche ich, als ein rechter Streiter Jesu Christi, allezeit über mich und meine Begierden zu wachen, sie zu bekämpfen und mit Gottes Hilfe zu überwinden.
Hierzu gebe Gott der Herr mir Weisheit, Mut und Stärke!
Nach der Verlesung klopft der Meister einen Schlag und spricht: In Ordnung!
Knien Sie nieder vor Gott und versprechen Sie, die Wege des reinen Herzens zu wandeln.
Die Suchenden knien, soweit Kissen vorhanden sind, vor dem Altar nieder, die in der Mitte Befindlichen legen die Hände kreuzweise, die rechte über der linken, auf die Bibel, die übrigen Suchenden verbinden sich stehend mit diesen durch Handauflegung. Der Meister spricht den Suchenden das Gelübde Satz fur Satz vor, und die Suchenden sprechen es gemeinsam ebenso nach.
Der Meister: Meine Brüder, sprechen Sie mir nun gemeinsam das Gelübde satzweise nach:
Vor dem, der Sonne und Mond regiert,
vor dem Großen Baumeister der ganzen Welt,
gelobe ich, mich allezeit zu Jesu Christo,
meinem Obermeister, zu bekennen
und den Bau des neuen Tempels
bis zur Todesstunde zu verteidigen.
Zum andern verspreche ich
Gehorsam dem Ordensgesetz
und Verschwiegenheit uber des Ordens Gebräuche.
Zum dritten verspreche ich,
als ein rechter Streiter Jesu Christi,
allezeit uber mich und meine Begierden zu wachen,
sie zu bekämpfen
und mit Gottes Hilfe zu überwinden.
Hierzu gebe Gott der Herr
mir Weisheit, Mut und Stärke!
Die Knienden erheben sich, der Meister legt die Hände kreuzweise auf das Haupt jedes Suchenden und spricht: So leget nun von Euch ab den alten Menschen und ziehet den neuen Menschen an, der nach Gottes Bilde geschaffen ist in Unschuld, Reinheit und Gerechtigkeit.
Die Suchenden werden bis vor die Stufen des Altars zurückgeführt. Der Meister deutet auf die Friedenskleidung und spricht: Sehen Sie dort die Friedenskleidung der Tempelritter: Barett, Mantel und Gürtel, die sie nach der Regel des Ordens trugen. Wir haben nicht mehr die Verpflichtung, diese Tracht äußerlich anzulegen, ebensowenig wie die Ritterrüstung. Aber wir halten uns gebunden an die höhere Pflicht, uns innerlich damit zu bekleiden. Legen Sie an den Schmuck der Demut und Liebe, umgürten Sie sich mit dem Gürtel der Reinheit, damit Sie dereinst aus dem irdischen Kampfplatz eingeben in den neuen Tempel, der denen bereitet ist, die überwunden haben.
Der Meister läßt sich die rote seidene Schnur zureichen und legt jedem der Geweihten eine solche um den Hals, wobei er das Ende mit den Quasten durch die Schlaufe zieht
Dann spricht er: Der Herr sende Dir sein Licht und seine Wahrheit.
Der Meister nimmt die Standarte, schwenkt sie dreimal von links nach rechts über dem Haupte der Geweihten und spricht: Sie sind Ritter geworden. Üben Sie fortan geistliche Ritterschaft unter Gottes Banner, unter dem ich Sie zu Höchstleuchtenden Rittern von Westen aufnehme. Seien Sie getreu ihrer Ritterpflicht, zur Ehre Gottes und im Dienste unseres Obermeisters Jesus Christus.
Der Meister legt einzeln den Neugeweihten die Hände auf die Schultern und spricht: Friede sei mit Ihnen, mein Bruder, im Namen dessen, dem Sonne und Mond gehorchen, dem dreifach großen Baumeister der ganzen Welt.
Brüder Ritter, nehmen sie Platz.
Der Meister läßt die Brüderschaft Platz nehmen.

 

 

Einkleidung


Der Meister nimmt das schwarze Band der Ritter von Westen, hebt es hoch und sagt: Auf dieser dunklen Erde herrscht der Kampf. Daran soll Sie der Schmuck der Ritter von Westen erinnern. Das Band ist schwarz und mit Gold eingefaßt, zum Zeichen, daß nur unter Arbeit, Kampf und Leiden der Sieg errungen werden kann. Die acht Spitzen des Kreuzes weisen auf die acht Seligkeiten, die der Obermeister verheißen hat:
den geistlich Armen,
denen, die Leid tragen,
den Sanftmütigen,
denen, die hungert und durstet nach der Gerechtigkeit,
den Barmherzigen,
denen, die reinen Herzens sind,
den Friedfertigen und
denen, die um der Gerechtigkeit willen Schmach und Verfolgung auf sich nehmen.
Das Band wird von der linken Schulter zur rechten Hüfte getragen, so daß der Schlüssel Ihnen zur rechten Hand ist. Er schließt Ihnen die Versammlungen der Großen Landesloge von Deutschland auf, wo Sie ohne äußeren Lohn Arbeit und Mühe genug finden.
Der Meister fährt fort: Der höchste Schmuck eines Ritters von Westen, die rote Schnur mit den drei Quasten, wird nicht sichtbar getragen. Bewahren Sie sie wohl und tragen Sie Sorge, daß Sie dereinst vom irdischen Kampfplätze scheiden in dem Bewußtsein, ihre Ordenspflicht treu erfüllt zu haben.
Seien sie allezeit eingedenk auch der Pflichten, die wir als christliche Ritter dem schwächeren Geschlechte, vor allem den hilflosen Witwen, schuldig sind. Muster und Vorbild in solchem Schutze und in der Achtung der Frauen sind den späteren Zeiten die ritterlichen Geschlechter des Mittelalters gewesen. Bleiben wir nicht hinter ihnen zurück!
Der Meister legt jedem der Geweihten das schwarze Band um, der Geschmückte verneigt sich gegen ihn.

 

 

Erinnerungsfeier


Der Meister führt die Neuaufgenomrnenen zur Westseite des Tempels, wo sie sich in einer Reihe unter dem aufgerichteten rechten Winkel aufstellen. Der Meister tritt ihnen gegenüber und spricht: Wir treten im Geist an die Richtstätte des letzten Meisters des Tempelordens Jacobus Burgundicus Molay, der, an einem solchen Galgen über dem fressenden Feuer aufgehängt, am 11. März des Jahres 1314 den Martyrertod erlitt. Als ein rechter Adoram hätte er sich standhaft geweigert, die Reinheit und Unschuld seines Ordens preiszugeben. Hier unter dem merkwürdigen Vereinigungspunkte hat er die Vereinigung mit seinem Ursprunge gefunden. Wir gedenken auch all der anderen Blutzeugen, die bis auf den heutigen Tag Leib und Leben für eine große und heilige Überzeugung geopfert baben, damit ein glücklicheres Zeitalter die von ihnen mühsam erkämpfte Wahrheit und den Frieden der Seele finde. Nie erlösche in unseren Herzen die dankbare Erinnerung an jene Leidenskämpfe, unter denen der Menschheit ihre höchsten Güter errungen und hoffentlich für immer gesichert wurden. Vergessen wir nie, daß hienieden die Wohlfahrt des Einzelnen wie der Gemeinschaft nur auf unermüdlicher Arbeit und auf rastlosem Kampfe der Besten beruht und daß die Krone des Lebens, deren Sinnbild Sie als ein Kleinod des Kapitels dort auf dem Andreasaltar erblicken, zeigt mit der Hand dahin nur denen vorbehalten ist, die ihr wahres Selbst im Dienste des Höchsten gefunden haben.
Der Erste Architekt: Höchstleuchtender Bruder Bewahrer des Schwertes, führen Sie die Aufgenommenen zu ihren Plätzen.

 

 

Unterricht


Der Meister tritt hinter den Altar, klopft einen Schlag und beauftragt einen der Architekten oder der Beamten, den Unterricht über die Erkennungsart zu verlesen. Dann läßt er einen Architekten oder den Bewahrer des Winkelhakens oder den der Lampe die Ordenslegende, die Templerregel und den Unterricht über die Gebräuche verlesen. Es ist nicht notwendig, die Templerregel und den Unterricht über die Gebräuche bei jeder Aufnahme zu verlesen. Bei vorgeschrittener Zeit ist es statthaft, nur das eine oder das andere dieser Stücke vorlesen zu lassen. Jedoch muß Vorsorge getroffen sein, daß im Laufe eines Arbeitsjahres alle Teile des Unterrichts den Brüdern bekannt werden. Die Ordenslegende soll bei jeder Aufnahme verlesen werden.
Auch empfiehlt es sich, daß bei dem Unterricht über die Erkennungsart alle anwesenden Ordensbrüder sich in der Ausführung der Zeichen üben. Eingeleitet wird die Verlesung durch die Worte des Meisters:
Vernehmen Sie nun die alte Kundschaft des Ordens, wie sie uns von unseren Vätern überkommen ist.

 

 

Ordenslegende der Ritter von Westen


Viele Jahrhunderte waren vergangen, seit Johannes der Täufer an den Ufern des Jordans das erste Kapitel gehalten hatte. Die Funken des Lichts, die der Vater der Liebe seit Anbeginn der Zeiten in die Herzen seiner redlichen Diener gesenkt, hatten sich in der Erscheinung des Obermeisters zu einer strahlenden Sonne vereinigt, die ihren Glanz über den Erdkreis verbreitete. Aber klein war immer nur die Schar der Auserwählten, die den innersten Sinn der frohen Botschaft ergriffen. Die heilige Kundschaft von Wesen und Bestimmung des Menschen und der Welt, das beseligende Geheimnis von der Neugeburt aus Gottes Geist und von der Wiedervereinigung mit unserem Ursprung ist nicht in Worte zu fassen. Es will erlebt sein. Nur in Sinnbildern und symbolischen Handlungen kann es mitgeteilt werden.
In dunkle Zeichen und Worte gehüllt, pflanzte sich das unsagbare Mysterium von Geschlecht zu Geschlecht fort, in enggeschlossenen Kreisen sorglich gehütet vor Fremden und Unkundigen. So war es an eine kleine Gemeinschaft von sieiben syrischen Christen gekommen, die in den Kreuzzügen mit ritterlichen Brüdern des Tempelordens in eine wunderbare Verbindung kamen.
Als kostbarster Schatz ward die Kundschaft von nun an im innersten Kreise von unseres Herrn Jesu Christi heiligem und armem Tempelorden treu gehütet. Aber verworrene Kunde, daß die Templer im Schoße ihres Ordens ein besonderes Geheimnis bärgen, drang doch aus ihrem Kreise heraus. Was so geheimnisvoll gehütet wurde, konnte dem Außenstehenden, noch mehr dem Übelwollenden, in jenen Zeiten nur Ketzerei sein. Das ward dem Orden zum Verhängnis. Dem machtgierigen und habsüchtigen König Philipp dem Schönen von Frankreich war der Einfluß und der reiche Besitz der Templer ein Dorn im Auge. Da bot sich ihm die gewünschte Handhabe, um den vernichtenden Schlag zu führen. Verräterische Brüder, die von dem Großmeister das Meistergeheimnis hatten erpressen wollen und deshalb aus dem Orden ausgestoßen waren, suchten ihre Rache, indem sie von der angeblichen Ketzerei Kunde gaben. Auf ihr falsches Zeugnis hin lieg der König alle Tempelritter in seinem Reiche an einem und demselben Tage verhaften, mit ihnen die Ordensgebieter, die verräterisch von ihrem Sitze auf Cypern nach Paris gelockt worden waren. Der abscheulichsten Verbrechen angeklagt, bekannten viele der gequalten Ritter unter der Folter Schrecken, in des Todes Bedrängnis, was Aberwitz, Habsucht und Grausamkeit ihrer Verfolger verlangten. Trotz alledem konnte kein Schuldbeweis erbracht, kein gültiger Rechtsspruch gefällt werden. Papst Clemens V. aber, völlig von Philipp abhängig, lieg sich gegen die Stimme seines Gewissens bewegen, den Orden aufzuheben. Damit war des Ordens Untergang besiegelt.
Am 11. März des Jahres 1314 wurde der letzte Großmeister Jacobus Burgundicus Molay, an einem Galgen mit zusammengebundenen Händen aufgehängt, über Langsamem Feuer verbrannt. Sterbend rief er seine ungerechten Richter, den Papst und den König, vor den Bichterstuhl des Allmächtigen. ein zweiter Adoniram, starb er als Opfer heiliger Pflicht.
Aber das Heilige, das ihm anvertraut war, ging nicht verloren. Er hatte seinen Schwestersohn, Franz von Beaujeu, insgeheim in den Orden aufgenommen und in des Ordens heiliges Geheimnis eingeweiht. Unter dem Beistand von neun auserwählten Tempelbrüdern, die der Verfolgung entronnen waren, gelang es Beaujeu, die Urkunden und Kleinodien des Ordens zu retten und Molays Überreste zu bergen.
Um unerkannt zu bleiben, hatten sie sich dabei als Werkmaurer gekleidet und mit Maurerhandwerkzeug versehen. In dieser Tracht versammelten sie sich an dem mit weigen und roten Rosen geschmückten Sarge Molays, um den die geretteten
Ordenskleinodien standen. Hier sprach Beaujeu zu ihnen: Unser Orden ist zerstört, und wir haben keine Hoffnung mehr, die Christenheit mit dem Schwerte zu verteidigen. So wollen wir unter Namen und Tracht freier Maurer-Brüder einen neuen Orden aufrichten, die heilige Kundschaft bewahren und am Reiche Gottes in Friedfertigkeit und brüderlicher Liebe bauen!
Alle stimmten zu. sie vereinigten sich durch das innigste Band zu dem neuen Bunde und wählten Beaujeu zu ihrem Meister. Er wandte sich nach Schottland, um dort das erste Kapitel des neuen Ordens zu errichten. Die anderen aber zerstreuten sich über die Lande und breiteten das Licht aus.
Nach Ende der Ordensgeschichte führt der Meister weiter:
Auch über die Pflichten der Ritter von Westen haben unsere Väter uns Nachricht hinterlassen. Bringen Sie dieser bewahrten Weisbeit ein empfängliches Herz entgegen.

 

 

Templerregel


Pflichten gegen Gott und Menschen
1. Tempelbrüder! Fürchtet Gott, der nach seiner unendlichen Liebe den Menschen und die ganze unermeßliche Natur geschaffen hat und sie täglich erhalt und regiert!
Nennt niemals den Namen des höchsten Meisters ohne heilige Ehrfurcht!
Erhebt keine murrende Stimme gegen seine verborgene Weltregierung! Zweifelt nicht an seiner Weisheit, wenn Ihr den Gerechten leiden und den Frevler im Glanze irdischen Glückes sich sonnen seht! Klagt nicht Uber das Böse, das den Menschen in dieser Welt umgibt, noch über die verzehrende Wut der Elemente, die oft Tausende unseres Geschlechts dahinrafft. Gott hat alle Kräfte zu einem bestimmten Ziele geordnet. Auf Erden geschieht, wie im Himmel, sein Wille.
2. Tempelbrüder! Liebt Eure Nachsten! Tut ihnen all das Gute, das Ihr selbst Euch wünscht, und schiebt nicht auf den morgenden Tag den Dienst auf, den Ihr Eurem Nachsten heut erweisen könnt!
Opfert Eure Krafte zum Wohle des Ganzen, in dessen Schoße Ihr Euer Leben und Eure Krafte erhalten habt! Liebt und verteidigt Euer Volk und Vaterland. Habt Ehrfurcht vor dem Alter; es besitzt die Früchte der Weisheit und der Erfahrung. Eure Väter pflanzten die Bäume, die Euch schützenden Schatten spenden. Bezahlt diese Schuld und werdet nützlich, wie sie gewesen sind.
Verzeiht Euren Feinden und sucht nicht, Euch zu rachen! Ein Tempelbruder soll Böses mit Gutem vergelten.
Erlaubt niemals, daß man jemanden in Eurer Gegenwart seines guten Namens und Rufes beraube.
Erfüllt allenthalben die Pflicht, Friede, Freude und Eintracht zu stiften; dann werdet Ihr glücklich wahrend Eures Lebens sein und gesegnet nach dem Tode!
Brecht Euer Brot mit dem Hungrigen, tröstet den Traurigen, helft dem Irrenden zurecht und last Witwen und Waisen einen sicheren Zufluchtsort unter Euren Schilden finden!
3. Tempelbrüder! Sucht nützlich durch eigne Veredelung zu werden. Durch Mäßigkeit und Arbeitsamkeit werden wir besser. Unmäßigkeit und Wollust schwächen die Kräfte des Leibes und des Geistes und machen uns unvermögend zu heldenmütigen Taten.
Trägheit ist die Mutter des Elends. Arbeitsamkeit verhilft uns zur Ruhe unserer Seele und zur Zufriedenheit nach erffüllter Pflicht. Das ist der wahre Reichtum des Weisen.
Wollt Ihr diesen Schutz erwerben, so erstickt in ihrem Ursprunge alle bösen Neigungen und Gedanken: aus unreiner Quelle fliegt nicht reines Wasser.
Tempelbrüder! Ehe Ihr Euch der Ruhe hingebt, prüft Euch vor dem allsehenden Auge des Höchsten Richters, welchen Schritt zur Vollkommenheit Ihr getan habt. Wenn alles ruhig in Eurer Wohnung ist, so steilt diese Prüfung mit Euch an, aber niemals ohne den Vorsatz, den folgenden Tag edler und besser zu werden.
Pflichten gegen den Orden
4. Tempelbrüder sollen in Vertrauen und Eintracht leben. Gegen ältere Brüder sollen sie ehrerbietig, gegen jüngere nachsichtig, gegen alle freundlich und hilfreich sein.
Ihre kranken Brüder sollen sie besuchen und pflegen. Fremde besuchende Ordensbruder sollen sie mit aller brüderlichen Freundschaft und Dienstfertigkeit aufnehmen.
5. Tempelbrüder sollen aus allen Kraften zum Ansehen und Gedeihen des Ordens beitragen und sich niemals den Mühen, Beschwerden und Arbeiten entziehen, wozu ihre Meister sie im Dienste des Ordens rufen.
Schaden und Nachteil sollen sie von dem Orden abwehren und ihren Meistem nichts verhehlen, was gegen den Zweck, die Ehre und den Bestand des Ordens streitet.
6. Tempelbrüder sollen den Gesetzen und Gebrauchen des Ordens nachleben. Ihre Rechte im Orden sollen sie beobachten. Ihren Meistern sollen sie Folgsamkeit und Achtung erweisen und darin ihren jüngcren Brüdern ein leuchtendes Vorbild sein. Den Zusammenkünften im Kapitel und in den Arbeitslogen sollen sie fleißig beiwohnen. Was zu verschweigen sie gelobt haben, sollen sie geheimhalten und von Gebräuchen niemals mit einem Bruder sprechen, der diesen Grad noch nicht erreicht hat.
7. Tempelbrüder sollen ihre Worte abwagen. sie sollen sparsam mit Versprechungen, aber treu in der Erfüllung sein. Was sie sagen, soll Wahrheit, und was sie versprechen, soll fest und unwandelbar wie der Fels sein.

 

 

Erkennungsart der Ritter von Westen


Die Erkennungszeichen sind folgende: Annäherungszeichen, Tempelzeichen, Griff, Wort, Losung.
Das Annäherungszeichen ist das einzige, das außerhalb des geöffneten Kapitels gemacht werden darf, um sich dem prüfenden Bruder auszuweisen. Dieser fragt:
Wollt Ihr als ein Höchstleuchtendes Mitglied des Ordens in den Tempel gelassen werden?
Der Befragte stellt den linken Fuß mit der Ferse vor die Mitte des rechten, so daß die Füße ein T oder einen doppelten rechten Winkel bilden.
Der prüfende Bruder: Gebt mir das Tempelzeichen.
Der Besuchende legt die Arme kreuzweise über die Brust, den rechten Arm über den linken, so daß die Hände, die Daumen zu den Fingern im rechten Winkel stehend, an den Schultern ruhen, dann hebt er die gekreuzten Arme in die Höhe und läßt sie wieder zur Brust sinken.
Griff: Der prüfende Brüder nähert sich dem Besuchenden und streckt seine Arme, den rechten über den linken gekreuzt, gegen ihn aus. Der Besuchende tut dasselbe. Dabei fassen beide gegenseitig ihre Schultern und geben vier Rückungen: der prüfende Bruder rückt mit der rechten Hand des andern rechte Schulter einmal, der Besuchende des andern rechte Schulter mit der rechten Hand dreimal. Darauf rückt der Prüfende mit der linken Hand des andern linke Schulter einmal und der Besuchende die linke Schulter des andern mit der linken Hand viermal.
In dieser Stellung sagt der Prüfende: Gebt mir das Wort.
Der Besuchende sagt ihm leise in das rechte Ohr den Buchstaben T, der Prüfende antwortet Ta, der Besuchende: C, der Prüfende: Ce. Darauf gibt der Besuchende das ganze Wort Tace dem Prüfendcn in das rechte Ohr. Es bedeutet: Schweige!, wird aber auch als Hüllwort für ‘Templier croise - mit dem Kreuze gezeichneter Templer’ gedeutet.
Nachdem das Wort gegeben, fallen beide in das Tempelzeichen. Der Prüfende fordert die Losung; der Besuchende gibt sie leise in des andern rechtes Ohr. Sie ist Cabbalista und bezeichnet einen Mann, der des Ostens uralte Weisheit, wie sie in dunkle Zeichen und Worte gehüllt auf uns gekommen ist, zu deuten und anzuwenden gelernt hat.
Je nach Umständen kann der Wortführende Meister bestimmen, daß die Prüfung vereinfacht wird, so daß ohne die Wechselrede nur Zeichen, Griff, Wort und Losung gegeben werden.
Wenn ein Besuchender der Prüfung einmal unterzogen ist oder das Kapitel schon besucht hat, so bedarf es der Prüfung nicht mehr.
Nachdem die Verlesung beendet ist, klopft der Meister die drei Johannisschläge, die von den Aufsehern wiederholt werden, und spricht: In Ordnung! Brüder Herren und Ritter, helfen Sie mir, den neu aufgenommenen Rittern von Westen unsere aufrichtigen Wünsche auszudrücken, daß der große Baumeister der ganzen Welt ihnen Kraft und Hilfe in der Erfüllung ihrer Gelübde gebe, damit sie mit Weisheit, Mut und Stärke den Weg des Kreuzes wandern. Wir bekräftigen diesen brüderlichen Wunsch mit dem Zeichen der heiligen Zahl, die dem Orden, ihnen und uns gebühren.
Wenn nichts mehr vorzunehmen ist, wird das Kapitel geschlossen.

 

 

Schließung des Kapitels der Ritter von Westen


Der Meister klopft einen Schlag, den die Aufscher beantworten, und fragt: Hat einer der Brüder Herren und Ritter zum Besten des Ordens im allgemeinen oder dieses Kapitels im besonderen noch etwas vorzutragen?
Wenn niemand mehr das Wort begehrt, klopft der Meister wieder einen Schlag und sagt: Brüder Herren und Ritter! Laßt uns unserer Ritterpflicht gedenken. Höchstleuchtender Bruder Schatzmeister, sammeln Sie die Gaben der Liebe ein.
Der Schatzmeister nimmt, nötigenfalls mit Unterstützung anderer Beamten, die
Sammlung vor.
Der Meister: Höchstleuchtende Brüder Bewahrer des Schwertes und der Standarte, nehmen Sie ihre Insignien auf.
Geschieht wie bei der Öffnung.
Der Meister klopft einen Schlag und sagt: In Ordnung, Brüder Herren und Ritter! Bruder Alterer Aufseher, welche Zeit ist es?
Der Ältere Aufseher: Sie ist verflossen, und wir nähern uns dem Empfange des Lohnes.
Der Meister: Wann wird der Lohn empfangen?
Der Ältere Aufseher: Wenn die Arbeit vollbracht sein wird.
Der Meister tut mit der flachen Klinge seines Schwertes einen Schlag gegen die nördliche Seitenwand des Altars, dann mit dem Streithammer die drei Johannisschläge auf den Altar, hierauf wieder einen Schlag mit dem Schwerte und endlich mit dem Streithammer die vier Andreasschläge. Dann legt er sein Schwert auf den Beitisch zur Rechten und spricht: Höchstleuchtende Brüder Bewahrer des Schwertes und der Standarte, bringen Sie ihre Insignien an ihren Ort zurück. Meine Brüder, stecken Sie ihre Schwerter ein.
Geschieht.
Darauf klopfen beide Aufseher einen Schlag, und der Ältere sagt: Es ist geschehen.
Brüder Herren und Ritter! Wir haben unser Tagewerk vollbracht. Geben Sie mir das Tempelzeichen!
Meister und Brüder lassen die Arme sinken und machen dann viermal das Tempelzeichen.
Der Meister: Wir beten: Herr, unser Gott! Wir preisen Dich und flehen Dich an: segne unseren Orden, unsere Brüder, uns alle, die wir auf Dich hoffen. Amen.
Die Brüder: Amen.
Der Meister: Im Namen des Allmächtigen Gottes schließe ich dieses Kapitel der Ritter von Westen nach des Ordens altem Brauch und wünsche Ihnen allen Glück, Frieden und Segen durch die drei merkwürdigen Schläge.
Er klopft die drei Johannisschläge, die von den Aufsehern nicht beantwortet werden.

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