Ritual der Ritter vom Aufgang
der Sonne in Osten und Jerusalem
Dit rituaal dateert uit 1977.
Einrichtung der Räume
Jedes Kapitel soll nach
Möglichkeit sein eigenes Haus oder seine Herberge haben, worin es die Königliche
Kunst betreibt.
Die Kapitelräume sollen den
Brüdern der Andreas- und Johannisgrade verschlossen bleiben.
Folgende Räume braucht ein
Gesetzmäßiges Kapitel:
den Kapitel- oder Rittersaal für
die Arbeiten der Ritter von Osten und von Westen,
ein Vorbereitungszimmer,
einen Versammlungsraum,
ein Gemach für den Wortführenden
Meister,
einen Vorraum für die Brüder
Gehilfen.
Für ein Verbessertes und ein
Vollkommenes Kapitel sind außerdem die Räume für die von ihnen bearbeiteten
Grade nötig.
Der Kapitelsaal besteht aus zwei
Teilen: der nach Osten hin heißt der hohe Chor, der nach Westen hin der
Ritterchor.
Der hohe Chor im Osten ist um
drei Stufen gegen den Ritterchor erhöht. Der Fußboden ist rautenförmig schwarz
und weiß gewürfelt. Im Norden und Süden sind rotbekleidete Sitze.
Am Eingang stehen zwei kupferne
Säulen mit goldenen ionischen Kapitellen, die goldene Weltkugeln tragen.
Im Osten ist der Sitz des
Meisters, zu dem man auf sieben Stufen hinaufgeht. Der Stuhl ist in Purpur und
Gold gehalten, ähnlich die etwas niedrigeren Sessel der Architekten. Auf der
Rückenlehne des Meisterstuhles sieht man eine goldene Sonne. Über dem Sitze ist
ein Himmel in Weiß mit Gold. Auf dem Rückenstücke des Himmels sieht man ein
rotes goldgekantetes Tempelkreuz, darauf das Wappen des Kapitels.
Vor dem Sitze des Meisters steht
der Altar in Gestalt eines kubischen Steines von weißem Marmor, getragen von
vier goldenen Löwenklauen; er ist mit einer weißen seidenen Decke bekleidet, die
nach allen Seiten herunterhängt und auf jeder Seite ein goldgekantetes grimes
Andreaskreuz zeigt.
Auf dem Altar stehen im rechten
Winkel wie in der Johannis-Loge drei Leuchter, jeder mit drei brennenden
Lichtern; auf der Westseite liegt die Bibel, aufgeschlagen beim I. Kapitel des
Evangeliums St. Johannis. Vor dem Meister liegt das Ordensbuch des Grades, worin
gearbeitet wird, zu seiner Rechten der Streithammer.
Rechts und links neben dem Altar
stehen zwei weißgekleidete niedrigere Beltische, worauf der Schmuck für die
Aufzunehmenden liegt. Südlich vom Altar ist ein Halter für die Standarte.
Die Wande und Sitze des
Ritterchors sind in Rot gehalten. Auf dem Fußboden ist ein roter Teppich
ausgebreitet, der in seiner ganzen Fläche durch ein grünes Andreaskreuz geteilt
ist.
Mitten im Saale stehen im
Viereck die Sinnbilder der vier Evangelisten:
SW - Engel,
NW - Löwe,
NO - Stier,
SO - Adler, jedes von vier
brennenden Lichtern umgeben. Im Norden steht zwischen den Sinnbildern ein
rotbekleideter Tisch, der Andreasaltar, mit einem dreiarmigen und einem
vierarmigen Leuchter mit brennenden Lichtern; darauf liegen auf rotseidenen
Kissen die Krone, die Lampe (die im Kapitel der Ritter von Osten nicht
angezündet ist), der Winkelhaken mit dem Vereinigungsband. Im Süden steht
zwischen den Sinnbildern ein blaubeldeideter Tisch, der
Johannisaltar, mit drei
dreiarmigen Leuchtern mit brennenden Lichtern; darauf liegen auf rotseidenen
Kissen das Kapitelschwert, die Rittersporen, das Schulterband des Grades, worin
gearbeitet wird.
Unterhalb der sieben Stufen
steht in der Mitte der Nord-Süd-Richtung der goldene siebenarmige Leuchter mit
brennenden Lichtern.
Die Mitglieder des Kapitels
nehmen nach folgender Ordnung Platz:
1. Der Wortführende Meister auf
dem Meistersitze, neben ihm: im Vollkommenen Kapitel rechts der erste, links der
zweite Architekt, im Verbesserten Kapitel rechts der Abgeordnete Meister, links
der Bewahrer der Krone; im Gesetzmäßigen Kapitel rechts der Unterbewahrer der
Krone, links das der Berufung nach älteste Mitglied des Kapitelrates.
Wohnen der Ordens+Meister, der
Alt-Ordens+Meister oder ein OrdensArchitekt der Arbeit bei, so gebühren ihnen
die nächsten Plätze zur Rechten des Wortführenden Meisters.
2. Die Ordens-Senioren haben
Ihre Plätze im hohen Chor rechts und links von der Erhöhung, darauf folgen die
Höchsten Beamten, die Brüder mit dem Roten Kreuz, die Kapitelsenioren, die
Mitglieder des Kapiteirates. Die Sessel für diese Brüder sind in Rot und Gold
gehalten.
3. Die Auserwählten Brüder
sitzen rechts und links nächst dem hohen Chor, die Vertrauten in derselben Reihe,
da wo die Sitze der Auserwählten aufhören, die Ritter von Westen rechts und
links auf Bänken oder Stühlen, die zunächst jenen Sitzen stehen.
Die Ritter von Osten sitzen mit
dem Angesichte nach Osten hinter den Aufsehern, die im Westen ihre Stellen haben.
4. Der Bewahrer des Schwertes
sitzt im Ritterchor mitten vor dem Aufgange zum hohen Chore, das Angesicht nach
Westen. Die Übrigen Zeremonienmeister sitzen vor dem Andreas- und dem
Johannisaltar, das Angesicht nach der Mitte des Saales.
Der Sekretär sitzt im Nordosten
des Ritterchors an einem rotbehangenen Tisch mit Schreibzeug, der Schatzmeister
ihm gegenüber im Südosten an einem gleichen Tisch, worauf die Sammelbüchse steht.
Öffnung des Kapitels der Ritter von Osten
Sobald die Brüder ihre Plätze
eingenommen haben, tritt der Bewahrer des Schwertes zwischen die Aufseher, stößt
mit seinem Stabe auf und meldet: Weiser Meister, die Bruder haben ihre Platze
eingenommen.
Der Meister klopft einen Schlag,
den die Aufseher beantworten, und sagt: In Ordnung meine Brüder,
worauf sich die Brüder in das Logenzeichen (Johannisgesellenzeichen)
stellen.
Der Meister: Bruder
Jüngerer Aufseher, was ist die erste Pflicht eines guten Freimaurers,
insbesondere des Jüngeren Aufsehers, bevor die Loge geöffnet wird?
Der Jüngere Aufseher:
Nachzusehen, ob die Loge recht und gehörig gedeckt ist.
Der Meister: Erfüllen
Sie Ihre Pflicht, mein Bruder.
Der Jüngere Aufseher sieht nach,
ob der Wachthabende Bruder sich am Eingange im Innern des Kapitelsaales befindet,
und die Vorräume gedeckt sind. Dann berichtet er: Weiser Meister! Die
Zugänge der Loge sind wohl gedeckt.
Der Meister: Bruder
Jüngerer Aufseher, welche Stunde ist es?
Der Jüngere Aufseher:
Es ist die zwölfte Stunde.
Der Meister: Bruder
Älterer Aufseher, verkünden Sie den Brüdern, daß ich gesonnen bin, die Loge zu
öffnen.
Der Ältere Aufseher:
Meine Brüder, der Meister ist gesonnen, die Loge zu öffnen.
Der Meister: Meine
Brüder, das Johannis-Lehrlingszeichen! Das Johannis-Gesellenzeichen! Das
Johannis-Meisterzeichen!
Die Brüder richten die Augen auf
den Meister, machen mit ihm jedes Zeichen einmal.
Der Meister klopft die drei
Johannisschläge, die von den Aufsehern wiederholt werden.
Der Meister: Meine
Brüder, die Johannis-Meisterloge ist geöffnet!
Die Brüder treten in das
Logenzeichen.
Der Meister: Bruder
Älterer Aufseher, verkünden Sie den Brüdern, daß ich nun auch die Andreas-Loge
öffnen will.
Der Ältere Aufseher:
Meine Brüder, der Meister will nun auch die Andreas-Loge öffnen.
Der Meister: Meine
Brüder, das Zeichen der Andreas-Mitbrüder! Das Zeichen der Andreas-Meister!
Die Brüder richten die Augen auf
den Meister, machen mit ihm jedes Zeichen einmal.
Der Meister klopft die vier
Andreasschläge, die von den Aufsehern wiederholt werden.
Der Meister: Meine
Brüder, die Andreas-Meisterloge ist jetzt geöffnet.
Die Brüder treten in das
Logenzeichen.
Nach einer kurzen Pause fragt
der Meister: Hochstleuchtende Bruder Jüngerer Aufseher;
welche Zeit ist es nun?
Der Jüngere Aufseher:
Die Strahlen der Sonne un Osten verkunden die Ankunft des Tages und zerstreuen
die Dunkelheit, die das Gewölbe des Himmels bedeckt.
Der Meister:
Hochstleuchtender Bruder Jüngerer Aufseher, was ist Ihre Pflicht, wenn die
Dunkelheit schwindet und die Strahlen der Sonne das Gewölbe des Himmels
erleuchten?
Der Jüngere Aufseher:
Solange die Sonne am Tage leuchtet, soll ein Bruder vom Aufgang der Sonne in
Osten und Jerusalem jederzeit wachsam sein.
Der Meister:
Hochstleuchtender Bruder Älterer Aufseher, haben die hier versammelten Brüder
sich der Wahrheit und dem Lichte genähert?
Der Ältere Aufseher:
Sie sind dem Rufe des Meisters gefolgt, darum geht Ihnen die Sonne der Wahrheit
auf.
Der Meister:
Hochstleuchtender Bruder Älterer Aufseher, da die Strahlen der Sonne im Osten
die Ankunft des Tages anzeigen und die Dunkelheit zerstreuen, womit der Himmel
bedeckt ist, auch alle hier versammelten Brüder dem Rufe des Meisters gefolgt
sind, um den Aufgang der Sonne der Wahrheit zu schauen, so verkünden Sie den
Brüdern, daß ich gesonnen bin, ein Kapitel vom Aufgang der Sonne in Osten und
Jerusalem zu öffnen.
Der Ältere Aufseher:
Auf Geheiß des Meisters verkünde ich Ihnen, meine Brüder, daß er gesonnen ist,
ein Kapitel vom Aufgang der Sonne in Osten und Jerusalem zu öffnen.
Der Meister:
Hochleuchtende Brüder Ritter, seien Sie nur behbilflich, das Kapitel zu öffnen.
Das Kapiteizeichen!
Der Meister macht mit den
Briidern das Kapitelzeichen, indem sie die gekreuzten Arme (den linken über dem
rechten) viermal bis zur Waagerechten heben. Dann lassen sie die Arme zu den
Höften herabfallen und treten in das Logenzeichen.
Der Meister: Wir
beten:
Herr unser Gott, bleibe uns allezeit nahe. Deine machtige
Hand, die uns bisher vaterlich geschützt hat, verteidige uns ferner. Begleite
uns auf unseren Wegen, die Du uns vorgezeichnet hast, damit wir durch Deine
Kraft Sieger bleiben über des Tempels sichtbare und unsichtbare Feinde und
endlich nach geschlossenem Streit unsere Waffen unter des Kreuzes heiliger Fahne
niederlegen konnen.
Amen.
Die Brüder: Amen.
Der Meister:
Hochstleuchtender Bruder Bewahrer der Standarte, enthüllen Sie das Zeichen und
Banner dieser Versammlung, zur Bestätigung unseres Glaubens und zur Kräftigung
gegen unsere Feinde.
Hochstleuchtender Bruder Bewahrer des Schwertes, bringen
Sie mir das Ordensschwert!
Hochleuchtende Brüder Ritter, ziehen Sie Ihre Schwerter!
Der Bewahrer der Standarte
enthüllt das Banner, erhebt es mit beiden Händen und stellt sich damit südlich
des Altars. Der Bewahrer des Schwertes zieht das Ordensschwert aus der Scheide,
die an ihrer Stelle liegen bleibt, und stellt sich, das Ordensschwert am Griff
aufrecht mit beiden Händen vor sich haltend, nördlich des Altars. Beide haben
das Gesicht nach Westen gewendet.
Der Meister: Kraft
der Gesetze des Ordens und der Macht und Gewalt, die mir beiwohnen, öffne ich
dieses Kapitel vom Aufgang der Sonne in Osten und Jerusalem, zur Ehre Gottes,
zur Verteidigung des Kreuzes, zur Erhebung der Brüderschaft.
Der Meister klopft die sieben
Kapitelschläge, die von den Aufsehern wiederholt werden.
Der Bewahrer des Schwertes legt
es auf den Altar über die Bibel, Griff nach Nordosten.
Der Bewahrer der Standarte
bringt sie an ihren Ort.
Beide nehmen ihre Plätze ein.
Aufnahme der Ritter von Osten
Berufung
Wenn die Aufnahme eines
schottischen Andreasmeisters nach den Vorschriften des Kapitel-Gesetzbuchs
beschlossen ist, so ernennt der Meister zu Paten zwei Mitglieder des Kapitels,
die wenigstens Ritter von Westen sein müssen; möglichst solche, die dem
Aufzunehmenden nahestehen.
Der Obersekretär benachrichtigt
die Paten und die Aufzunehmenden über Tag und Stunde der Aufnahme.
Zugleich fordert er die
Berufenen auf, die Gebühr für die Aufnahmebeförderung an den Oberschatzmeister
zu zahlen.
Der Wortführende Meister hat das
Recht, ohne Anhörung des Kapiteirates jährlich einen Andreasmeister
unentgeltlich aufzunehmen, wenn er in seinem Gewissen davon überzeugt ist, daß
der Ordensbruder die Gebühr nicht ohne Beschwerde zahlen kann, und daß seine
Aufnahme dem Orden nützlich sein werde. In anderen Fallen, wo Erlaß der Gebühr
erbeten wird, entscheidet der Meister mit dem Kapitelrate.
Nötigenfalls kann der Betrag in
Teilzahlungen entrichtet werden.
Wenn die Paten mit den Berufenen
im Vorbereitungsraume eingetroffen sind, so entbietet der Oberbewahrer des
Schwertes ihnen den Gruß des Kapitels und versichert sie des Wohlwollens und der
Freundschaft aller Brüder Herren und Ritter. Dann empfiehlt er ihnen ernstes
Nachdenken und läßt einen oder mehrere von den Paten bei ihnen. Er selbst begibt
sich in den Kapitelsaal, um dem Meister zu berichten.
Vorbereitung
Nachdem der Oberbewahrer des
Schwertes über die Ankunft der Suchenden berichtet hat, beauftragt der Meister
ihn oder einen Architekten (Abgeordneten Meister, Unterbewahrer der Krone), sich
zu den Suchenden zu begeben und ihnen mündlich folgende Fragen vorzulegen:
zum ersten: ob sie sich unserer
Gesellschaft genähert haben mit solchen Gedanken, welche die Betrachtung ihrer
Sterblichkeit, die Zerstörung des Tempels und die Hoffnung seiner
Wiederaufrichtung sowie das alte Meisterwort bei ihnen langst haben erwecken
müssen?
zum zweiten: ob sie
Freimütigkeit und Stärke genug sich zutrauen, um Ritter vom Aufgang der Sonne in
Osten und Jerusalem zu werden?
zum dritten: ob sie sich
freiwillig den Gesetzen und Verpflichtungen des Ordens unterwerfen und dessen
Ehre mit Leben und Blut verteidigen wollen?
zum vierten: ob in ihrem Innern
alles wohl bereitet sei, um mit gutem Gewissen das Rittergelübde ablegen zu
können, wodurch sie für ihr ganzes Leben sich feierlich verpflichten sollen,
allezeit die Lehre Jesu Christi zu bekennen und am Bau des Reiches Gottes zu
arbeiten.
Ferner beauftragt der Meister
den Vorbereitenden, wenn die Suchenden diese mündlichen Fragen bejahend
beantwortet haben, ihnen zur schriftlichen Beantwortung die folgenden sieben
Fragen zuzustellen, die ein Leuchtender schottischer Andreasmeister beantworten
muß, ehe er in das Kapitel der Ritter von Osten Eintritt gewinnen kann:
Erste Frage: Welches
Freimaurerzeichen ist das vornehmste, und weicher Handgriff der merkwürdigste?
Zweite Frage: Welches Sinnbild
auf den Teppichen aller Grade ist das bezeichnendste, und welches ist das
sprechendste?
Dritte Frage: Ist Adonirams
Lebenslauf bloß Allegorie, oder hat er unter seinem oder einem anderen Namen
gelebt?
Vierte Frage: Auf welche Zahl
gründet sich das Geheimnis des Freimaurerordens?
Fünfte Frage: Worauf gründet
sich des Ordens Wissenschaft und Zweck?
Sechste Frage: Welcher
Arbeitsgrad verhüllt die vornehmste Kundschaft?
Siebente Frage: Welcher
Unterschied ist zwischen einem Johannislehrling und einem Bruder mit dem grünen
Bande?
Der Vorbereitende geht zu den
Suchenden und legt ihnen zunächst die vier mündlichen Fragen vor.
Sind diese befriedigend
beantwortet, so Übergibt er jedem einen Fragebogen mit den sieben anderen Fragen
und fordert sie auf, diese nach ihrem besten Wissen schriftlich zu beantworten,
wenn möglich auch eine Begrundung zu geben. Er fügt hinzu, die Fragen sollten
dazu dienen, den Suchenden in die rechte Stimmung für die Aufnahme zu bringen,
und sodann, dem Meister und der Brüderschaft, nicht weniger aber dem Suchenden
selbst Rechenschaft zu geben, wie weit er es in der Kundschaft des Ordens
gebracht habe. Es komme deshalb nicht darauf an, die richtige Antwort zu
treffen; in jedem Falle aber würde es ernster Männer, die den Einlaß in des
Ordens inneres Heiligtum begehren, nicht würdig sein, wenn sic sich von jemandem
bei der Beantwortung helfen ließen.
Einer oder mehrere von den Paten
bleiben bei den Suchenden zurück und achten darauf, daß hiernach verfahren wird.
Wenn die Antworten
niedergeschrieben sind, so werden sie dem Meister gebracht.
Inzwischen ist das Kapitel
geöffnet worden.
Der Meister entsendet den
Vorbereitenden wieder zu den Suchenden mit dem
Auftrage, ihnen die rechten
Antworten auf die sieben Fragen zu geben und sie dann
dem Kapitel zuzuführen.
Darauf verliest der Meister je
nach der zur Verfügung stehenden Zeit entweder alle
Antworten oder nur einen Teil,
doch soll von jedem Fragebogen wenigstens eine
Antwort verlesen werden. Dann
übergibt er die Antworten dem Obersekretär zur
Aufbewahrung.
Der Vorbereitende geht wieder zu
den Suchenden und spricht sie an: Ich bin von dem Kapitel aus gesandt,
Ihnen als Beweis der Achtung, die man für Sie hegt, die richtigen Antworten auf
die vorgelegten Fragen mitzuteilen.
Hierauf verliest er jede der
sieben Fragen mit der zugehörigen Antwort:
Auf die erste Frage: Das
Johannis-Meisterzeichen ist das vornehmste und der Johannis-Lehrlingsgriff der
merkwürdigste.
Auf die zweite Frage: Zirkel und
Winkelbaken sind die bezeichnendsten Sinnbilder, die Maurerkelle ist das
sprechendste.
Auf die dritte Frage: Sie ist
Allegorie und Wirklichkeit, denn alles Geschaffene geht seiner Verwandlung
entgegen.
Auf die vierte Frage: Die Zahl
Drei legt den Grund, sie ergibt die Zahlen 9, 12, 27, 81, die alle Zeichen,
Schlagen und Sinnbildern des Ordens vorkommen.
Auf die fünfte Frage: Die
Königliche Kunst ist erbaut und gegründet durch große Umwalzungen; ihr Zweck
zielt auf merkwürdige Begebenheiten, die einst die Zeit aufklären wird.
Auf die sechste Frage: Der am
wenigsten Unterrichtete im Orden hat den Vorzug, alle Kundschaft unter
Sinnbildern auf einmal vor sich zu sehen; der Johannis-Lehrlingsgrad verwahrt
die Grundlage des ganzen Geheimnisses und den Ursprung der Symbolik aller
weiteren Grade.
Auf die siebente Frage: Der eine
dieser Brüder hat den Schlüssel zu dem Schatze, den der andere verwahrt.
Darauf heißt der Vorbereitende
die Suchenden Schurz, Hals- und Schulterband der Andreasmeister anlegen, stellt
sie dann nach ihrem Alter im Orden, den ältesten zuerst, hintereinander auf und
führt sie vor die Türe des Kapitelsaales. Hier nimmt der Oberbewahrer des
Schwertes, wenn er nicht selbst der Vorbereitende war, die Suchenden in Empfang
und klopft die sieben Kapitelschläge an die Eingangspforte.
Einführung
Wenn der Oberbewahrer des
Schwertes an die Pforte geklopft hat, meldet der Wachthabende: Man klopft als
Ritter von Osten.
Der Meister klopft die
Kapitelschläge und fragt: Bruder Wachthabender, wer nähert sich
unserer bewaffneten Brüderschaft?
Der Wachthabende öffnet die Tür
so weit, daß der Oberbewahrer des Schwertes eintreten kann und fragt:
Wer nähert sich unserer bewaffneten Brüderschaft?
Der Oberbewahrer des Schwertes
tritt in die geöffnete Tür und sagt: Es ist der Oberbewahrer des
Schwertes, der mit den suchenden schottischen Andreasmeistern
(folgen die Namen, statt deren kann auch einfach die
Zahl der Berufenen genannt werden) den Eintritt begehrt.
Sie sind in der Johannis-Loge geprüft und haben in der
Andreas-Loge ihre Standhaftigkeit bekräftigt.
Darum sind sie der Aufnahme zu Rittern von Osten würdig
befunden und sollen jetzt zu der Höhe im Osten geführt werden, wo die Sonne der
Wahrheit aufgeht.
Dann tritt er zu den Suchenden
zurück, der Wachthabende schließt die Tür.
Der Meister fragt:
Hochleuchtende Bruder Ritter dieses Kapitels, willigen Sie ein, daß diese
suchenden schottischen Andreasmeister in unsere bewaffnete Brüderschaft
eingelassen werden?
Die Brüder geben ihren Beifall
durch Erheben der rechten Hand.
Der Meister klopft einen Schlag
und sagt: Höchstleuchtende Brüder Aufseher, lassen Sie die suchenden
schottischen Andreasmeister auf die gesetzliche Weise in unsere Gesellschaft
treten.
Der Wachthabende öffnet die Tür. Beide Aufseher begeben
sich zur Tür, stellen sich rechts und links neben den ersten Suchenden und
lassen ihn mit fünf Schritten eintreten. Drei dieser Schritte werden vor der Tür
gemacht und von den Zeichen des Johannis-Lehrlings, -Gesellen und -Meisters
begleitet, die beiden anderen im Saale, begleitet von dem Andreas-Mitbrüder- und
dem Andreas-Meisterzeichen. Die Aufseher halten dabei ihre gekreuzten Schwerter
vor des Suchenden Brust, die gekreuzten Streithammer hinter seinem Rücken. Sind
die fünf Schritte gemacht, so führen sie den Suchenden zwischen die Plätze der
Aufseher.
Wenn alle Suchenden auf diese
Weise eingeführt sind, begibt sich der Oberbewahrer des Schwertes an seinen
Platz.
Der Jüngere Aufseher klopft die
Kapitelschläge, die der Ältere Aufseher wiederholt, sodann klopft auch der
Meister und fragt: Höchstleuchtende Brüder Aufseher, wer ist da?
Der Ältere Aufseher: Es sind die Leuchtenden schottischen
Andreasmeister (folgen die Namen, statt deren kann
auch einfach die Zahl der Berufenen genannt werden), die anhalten, zu
Rittern vom Aufgang der Sonne in Osten und Jerusalem aufgenommen zu werden.
Der Meister: Bekennen
sie sich zu Jesus Christus, sind sie von ritterfähiger Herkunft und haben sie
ein unsträfliches Leben geführt?
Haben sie durch ihre Arbeit zureichende Erkenntnisse
erworben, um der Ritterwürde vorzustehen? Sind sie auch bereit und willig dem
Orden zu dienen und freudig zu streiten gegen des Ordens sichtbare und
unsichtbare Feinde?
Der Ältere Aufseher:
Sie bekennensich zu Jesus Christus und sie haben die Gerechtigkeit, die
Rittersehaft zu üben.
Sie sind gerechtfertigt in ihrer Arbeit und fürchten nicht,
zur Rede gestellt zu werden. Auch haben sie sich verpflichtet, wenn sie in diese
hochleuchtende Brüderschaft aufgenommen werden, freudig zu dienen und zu
streiten für den Orden, für seinen Bestand und Zuwachs, gegen dessen sichtbare
und unsichtbare Feinde.
Verpflichtung
Der Meister klopft einen Schlag
und sagt: Höchstleuchtende Brüder Aufseher, nehmen Sie den
Aufzunehmenden die Gelübde ab, die wir von jedem Ritter von Osten verlangen.
Der Oberbewahrer des Schwertes
nimmt die Heilige Schrift, aufgeschlagen beim 1. Kapitel des Evangeliums
Johannnis, vom Altar und tritt damit vor die Aufzunehmenden, die zwischen den
Aufsehern stehen, läßt sie aber die Hand nicht auf die Bibel legen.
Der Jüngere Aufseher:
Suchende Brüder! Versprechen Sie unter Allgegenwart des Höchsten Baumeisters der
Welt und vor dieser hochleuchtenden Brüderschaft, daß Sie niemandem die
Aufnahmegebräuche, Zeichen, Griff, Wort, Losung und Wahlspruch dieses
Ritterkapitels mitteilen wollen, wenn Sie ihn nicht vorher geprüft und als
echten Ritter von Osten erkannt haben?
Versprechen Sie auch, die emem Ritter von Osten
zustehendeii Gerechtsame, Freimaurerbrüder bis zum Grade der Andreasmeister
aufzunehmen, ohne besondere Erlaubnis der Ordensregierung niemals zu benutzen?
Wenn die Aufzunehmenden dieses
Versprechen mit Ja! beantwortet haben, gibt der Jüngere Aufseher jedem der Reihe
nach einen Kreuzschlag mit dem Schwert auf die linke Schulter.
Der Meister klopft einen Schlag.
Der Ältere Aufseher:
Suchende Brüder! Geloben Sie, daß, wenn Sie einen Bruder treffen, den Sie nach
genauer Untersuchung als einen rechten, wahren Ritter von Osten erkennen, Sie
ihm,von welchem Stande und welchen Umständen er auch sei, mit brüderlicher
Freundschaft und Nachsicht begegnen, und wenn er in Unglück geraten oder in Not
kommen sollte, ihm beistehen und mit anderen Brüdern überlegen wollen, wie Sie
ihn daraus erretten können?
Ferner, daß Sie Ihrem Meister niemandem zum Ritter
vorschlagen wollen, über den Sie sich nicht vergewissert haben, daß er wirklich
die Eigenschaften besitzt, die von einem rechtschaffenen Ritter von Osten
gefordert werden?
Endlich, daß Sie keinen, der zum Ritter vorgeschlagen ist,
ablehnen wollen, wenn Sie nicht in Ihrem Gewissen überzeugt sind, daß er der
Aufnahme unwürdig ist?
Wenn die Aufzunehmenden auch
dieses Versprechen mit Ja! beantwortet haben, gibt der Ältere Aufseher jedem der
Reihe nach einen Kreuzschlag mit de, Schwert auf die rechte Schulter.
Der Oberbewahrer des Schwertes
bringt die Bibel zum Altar zurück.
Der Meister klopft einen Schlag.
Der Erste Architekt tritt von
den obersten Stufen der Erhöhung herunter, bleibt am Eingange des hohen Chors
stehen, schlägt mit dem Schwert einen Kreuzschlag in die Luft und spricht:
Anhaltende Brüder, unser Tempel ist ganzlich zerstört. Aber eifrige Brüder sind
auf einen neuen Bau bedacht gewesen. Dahin sollen Sie mit uns eingehen, wenn Sie
es durch Gehorsam, Beständigkeit, Treue und untadelhaften Wandel verdienen.
So nähern Sie sich denn der Höhe im Osten, wo die Wahrheit
thront und regiert, um dort Ihre Verpflichtung als Ritter von Osten abzulegen.
Höchstleuchtende Brüder Aufseher, führen Sie diese
Leuchtenden Andreasmeister zu dem heiligen Raume.
Er tut wieder einen Kreuzschlag
und nimmt seine Stelle ein.
Der Meister:
Höchstleuchtende Brüder Bewahrer des Schwertes und der Standarte, nehmen Sie
Ihre Insignien auf.
Die Aufseher fassen den ersten
Suchenden bei den Händen, kreuzen ihre Schwerter vor seiner Brust und führen ihn
mit sieben Schritten nach Osten, wie bei der Aufnahme eines Johannisgesellen.
Bei jedem Schritt geben sie mit ihren Schwertern vor seine Brust einen
Kreuzschlag. Nach dem letzten Kreuzschlag führen sie ihn an die unterste Stufe
zum hohen Chor, wo er das Schwert gerauschlos zu seinen Füßen niederlegt und
dann im Johannisgesellen-Zeichen stehen bleibt.
Die Folgenden werden ebenso
einzeln hingeführt und nebeneinander vor den Aufgang zum hohen Chor (nicht vor
den Altar) gestellt. Die Aufseher stellen sich an die äußeren Seiten neben sie,
der Oberbewahrer des Schwertes tritt hinter sie.
Der Meister klopft einen Schlag
und spricht sie an: Leuchtende schottische Andreasmeister! Ehe ich
Ihnen die Ritterwürde erteilen darf, fordern die Gesetze und das Amt, das ich
bekleide, daß Sie das Gelübde und die Verbindung übernehmen, wozu alle Ritter
vom Aufgang der Sonne in Osten und Jerusalem sich verpflichten müssen.
Die Aufzunehmenden knien nun auf
der untersten der sieben Stufen oder auf einem davor bereitgelegten Kniekissen
nieder. Wird ausnahmsweise eine größere Anzahl von Brüdern aufgenommen, so knien
nur drei oder vier, während die übrigen im Halbkreise hinter ihnen stehen. Alle
legen die rechte Hand im Johannisgesellen-Zeichen auf die Brust und erheben die
linke Hand in Augenhöhe, den Zeige- und den Mittelfinger ausgestreckt, den
Daumen und die übrigen Finger niedergelegt.
Inzwischen nimmt der Erste
Architekt vom Altar die Heilige Schrift, die beim 1. Kapitel des Evangeliums St.
Johannis geöffnet war, schlägt sie beim 60. Kapitel des Propheten Jesaias auf
und tritt mit ihr vor die Suchenden.
Der Meister tritt links neben
den Ersten Architekten, der Zweite Architekt links neben den Meister, die
Bewahrer des Schwertes und der Standarte stellen sich halbrechts und halblinks
hinter sie.
Der Meister: In
Ordnung, meine Brüder!
Meine Brüder! Die Heilige Schrift ist jetzt aufgeschlagen
beim Propheten Jesaias, wo es heißt: Mache dich auf, werde Licht! Denn dein
Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn geht auf uber dir. Denn siehe,
Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf
der Herr und seine Herrlichkeit erscheint über dir!
Das Gelübde der Ritter von Osten, das Sie, Leuchtende
Andreasmeister ablegen sollen, lautet: Ich gelobe vor dem Angesichte des
Allmächtigen, vor dem Richterstuhle des Ordens und auf das Evangelium, daß ich
allezeit die Lehre Jesu Christi, meines Obermeisters, bekennen und das Reich
Gottes zu erbauen eifrig bemüht sein will, wie solches einem echten Ritter vom
Aufgang der Sonne im Osten und Jerusalem gebührt. Dies gelobe ich so gewiß, als
ich dahin zu kommen hoffe, wo die Mauern Seligkeit und die Pforten Lob heißen,
wo die Sonne nicht mehr bei Tage leuchtet und der Mond nicht mehr des Nachts
scheint, sondern der Herr Jehovah selbst mein ewiges Licht sein wird.
Meine Brüder, sind Sie bereit, dieses Gelübde abzulegen, so
sprechen Sie einzeln: ,Ja, ich gelobe es!’
Der Meister nimmt das Schwert, tut über dem Haupte der
Knienden damit einen Kreuzschlag und spricht: Meine Brüder, erinnern Sie sich,
daß der Sieg über Gewalt nicht allein durch das Schwert errungen wird, sondern
auch durch die Kraft des Glaubens.
Die Aufseher lassen die Brüder
ihre Schwerter aufnehmen und aufstehen, dann führen sie sie in die Mitte des
Ritterchors.
Der Erste Architekt legt die
Heilige Schrift zurück auf den Altar und schlägt sie wieder beim 1. Kapitel des
Johannes Evangeliums auf.
Alle Brüder nehmen ihre Plätze
ein.
Weihe
Der Meister tritt mit dem Bewahrer des Schwertes zu seiner
Rechten und dem Bewahrer der Standarte zu seiner Linken vor die
Aufzunehmenden, tut mit dem Schwert einen Kreuzschlag in die Luft und gibt das Schwert
dem Bewahrer des
Schwertes zurück.
Der Meister: Meine Brüder! Merken Sie auf und geben Sie
acht auf meine Rede:
Die Sehenden wollten nicht sehen, und die das Wort gehört
hatten, wollten es nicht annehmen. Da warf der Baumeister den Tempel um.
Jerusalems Krone fiel von ihrem Haupt, das Schwert verlor seine Kraft, und der
Tempel ward seines Schmuckes beraubt.
Aber die ewige Weisheit fand gut, einen neuen Tempel zu
bauen und die Bauleute zusammenzurufen von Osten und Westen, von Süden und
Norden. Da wurden den Blinden die Augen geoffnet, und denen, die in der
Finstemis wandelten, ging ein Licht auf!
Johannes der Täufer, nach dem die Johannis-Loge genannt ist,
ward ausgesandt, um den Weg Dem zu bereiten, der den neuen Tempel bauen sollte.
Andreas, nach dem die Schottische Andreas-Loge den Namen führt, ward zuerst ein
Lehrling des Johannes. Als aber der rechte Meister gekommen war, wies der Täufer
seinen Lehrling Andreas zu dem neuen Meister, den er ihm mit den Worten
bezeichnete: Siehe Gottes Lamm, der Welt Sünde tragend! Andreas suchte ihn auf
und fragte: Meister, wo bist du zur Herberge? Der Obermeister antwortete: Komm
und siehe!
Andreas kam, begab sich in seinen Dienst und folgte ihm zu
seiner Herberge.
Meine Brüder! Folgen Sie gleichfalls diesem Meister, unter
dessen Banner alle Ritter vom Aufgang der Sonne in Osten und Jerusalem Streiter
sind, unter deren Anzahl Sie aufgenonunen zu werden verlangt haben, und in deren
Reihen ich Sie nun auf und annehme.
Der Meister nimmt die Standarte
von ihrem Bewahrer und berührt mit dem Kreuze die Brust jedes Aufzunehmenden
dreimal.
Dazu spricht er bei der ersten
Berührung: Im Namen des Ordens und Kraft der mir beiwohnenden Macht
und Gewalt,
bei der zweiten Berührung:
unter Beifall und mit Einwilligung aller hier versammelten und auf der ganzen
Oberfläche der Erde zerstreuten Brüder Ritter vom Aufgang der Sonne in Osten und
Jerusalem,
bei der dritten Berührung: und unter den sieben
heiligenWorten:
Siehe Gottes Lamm, der Welt Sünde tragend, nehme ich Sie
auf zu rechtschaffenen hochleuchtenden Rittern von Osten und Jerusalem, wo die
Sonne der Wahrheit aufgeht.
Der Meister gibt die Standarte zurück, nimmt das Schwert,
hält es aufrecht hoch und spricht: Werden Sie ein eifriger, ein tapferer, ein
freimutiger Streiter und Ritter
unter dieser Standarte hierbei
gibt er das Schwert zurück und nimmt die Standarte und schwenkt sie dreimal über
den Häuptern der Aufzunehmenden und spricht weiter, damit Sie nach
geschlossener Arbeit, Wanderung und Streit als Sieger über des Tempels sichtbare
und unsichtbare Feinde Ihre Warf en unter des Kreuzes heiliger Fahne niederlegen
mögen.
Der Meister gibt die Standarte
dem Bewahrer zurück.
Der Meister legt jedem
Aufgenommenen einzeln seine Hände auf die Schultern und spricht dabei:
Friede sei mit Ihnen, mein Bruder, im Namen dessen, dem Sonne und Mond gehorchen,
dem höchsten Baumeister des Weltalts. Ich grüße Sie mit dem dreifachen Gruße des
Friedens.
Dann begibt er sich an seinen
Platz.
Der Bewahrer des Schwertes legt
dieses auf die Bibel, der Bewahrer der Standarte bringt diese an ihre Stelle.
Der Oberbewahrer des Schwertes führt die Suchenden zu ihren Plätzen.
Hier kann eine Pause gemacht
werden, ausgefüllt durch passende Musik.
Der Meister: Meine
Brüder! Nachdem Sie zu Andreasmeistern aufgenommen waren, wurde Ihnen in dem
Berichte von der Fortpflanzung der Baukunst mitgeteilt, wie nach der Zerstörung
des Tempels durch göttlichen Ratschluß ein neuer Bau auf dem alten Grundstein
vorbereitet wurde.
Vernehmen Sie nun, wie die Ausführung dieses Baues vor sich
ging.
Hochstleuchtender Bruder Zweiter Architekt!
Verlesen Sie die Legende der Ritter von Osten!
Der Zweite Architekt, an dessen
Stelle der Meister den Bewahrer der Lampe oder einen anderen Beamten beauftragen
kann, verliest die Ordenslegende:
Nachdem Jerusalems prächtiger Tempel in einen Schutthaufen
verwandelt und seines Schmuckes beraubt war, geschah in der Gestaltung der
Brüderschaft eine Veränderung, die notwendig war, um das hohe Ziel zu erreichen,
das die ewige Weisheit bei ihrer Stiftung beschlossen hatte. Der Eintritt dieses
Zeitpunkts ist gleich merkwürdig für den Orden und für die Bewohner der Welt.
Mit dem neuen Zeitlauf eröffnete sich den neuen Leitern und Regierern eine
festere Hoffnung für ihre Bemühungen, die Arbeit fortzusetzen, die solange durch
Sorgfalt und Fleiß der Väter bestanden hatte. Denn sie sollte nun durch ein größeres
Licht erleuchtet und wir dadurch auf eine wirksamere Weise zu der Arbeit
ermuntert werden, die zur Zeit des Altertums von unseren Voreltern zur
Verbesserung der Menschheit angefangen war, und die allein mitten in dem
Verderben der Welt auf den Weg zur Tugend und so zum Glück und zur Seligkeit
führt. Schon von Anfang der Zeiten war dazu der Grundstein bereitet, worauf der
ewige, unvergängliche Tempel errichtet werden sollte, der keinem weiteren Wandel
unterworfen ist. Die von den zerstreuten Bauleuten übrig waren, sammelten sich
wieder auf den Ruf des Mannes in der Wüste und vereinigten sich unter seiner
kräftigen Stimme. Johannes der Täufer schloß den Bund wieder und besiegelte ihn
durch die Reinigung mit Wasser. Andreas, in den Bund aufgenommen und von
Johannes unterrichtet, folgte seiner Leitung. Als er aber seinen Lohn verlangte,
wies Johannes ihn an den rechten Architekten, der den Grundstein legen sollte zu
des neuen Baues Aufführung. Andreas ging zu dem Meister, den der Täufer mit den
sieben heiligen Worten bezeichnet hatte: ‘Siehe Gottes Lamm, der Welt Sünde
tragend’ und folgte ihm von da an beständig.
Dieser neue Meister, der Grundstein und Erbauer des
Tempels, besiegelte des Baues Dauer mit seinem eigenen Blute und gab dadurch
jedem die Hoffnung, des Eintritts teilhaftig zu werden.
Er ist dadurch der geistige Urheber unseres Ordens
geworden, und ihn betrachten wir als unseren Obermeister unter der symbolischen
Bezeichnung Weisester König Salomo oder Weisester der Weisen.
Er verordnete zu seines Tempels Dienste zwölf Architekten,
welche die Arbeiter in der Baukunst unterweisen sollten mit dem Arbeitszeuge,
das jedem von dem höchsten Baumeister zugeteilt war, und nach der Weise, die auf
dem Reißbrett angegeben ist, damit sie alle einst die Belohnung erlangen möchten,
die seine Gnade ihnen zuteilen wird.
Ermuntert durch diese gnadenvolle Verheißung, verpflichten
sich unsere Väter auf das feierlichste, unter der heiligen Fahne gegen des
Tempels sichtbare und unsichtbare Feinde zu streiten, das Böse zu besiegen, das
Gute zu lieben und so auf jede Weise die Fortsetzung und Erhaltung des
angefangenen Tempelbaues zu fördern.
Zum Wahlspruche nahmen sie die sieben heiligen Worte, mit
denen Johannes der Täufer seinen Lehrling Andreas an den neuen Meister gewiesen
hatte: Siehe Gottes Lamm, der Welt Siünde tragend! zum Zeichen, daß sie gleich
willig dem Gesetze des Meisters folgen wollten und mit ihrem Blute dafür zu
streiten bereit wären.
Die Veranlassung zu dem Namen: Brüder vom Aufgang der Sonne
in Osten und Jerusalem ist die Erinnerung, daß die Sonne der Wahrheit im
Morgenlande aufging und Jerusalem der Ort war, wo der Meister die Wahrheit und
den Bestand des Tempels mit seinem teuren Blute besiegelte.
Einkleidung
Nachdem die Ordenslegende
verlesen ist, sagt der Meister: Empfangen Sie nun den Schmuck der
Ritter von Osten.
Ein Zeremonienmeister läßt die
Aufgenommenen das Schulterband und den Schurz der Andreasmeister abnehmen, das
Halsband aber umbehalten und führt sie zum hohen Chor.
Der Meister: Ich
übergebe Ihnen statt des Andreas-Meisterbandes den Ihnen jetzt zukommenden
Schmuck. Die grüne Farbe des Bandes, das von der rechten Schulter zur linken
Hüfte getragen wird, bezeichnet unsere Hoffnung, einst Wohnung im Tempel zu
erhalten, wenn er geöffnet wird. Lassen Sie diese Hoffnung stets mit Ihrer
Unschuld vereinigt sein, und befleißigen Sie sich der Reinheit der Sitten, wie
es einem Ritter von Osten und Jerusalem gebührt. Die fünf roten, kreuzweis
gesetzten Bänder weisen auf die Leiden unseres Obermeisters hin. Der an dem
Bande hängende Schlüssel öffnet Ihnen alle Logen und bezeichnet Ihr Recht, Logen
bis zum schottischen Andreasmeistergrade zu öffnen und zu schließen, doch ohne
bestehenden Logen Abbruch zu tun und nur, wenn die Ordensregierung Ihnen Auftrag
und Befehl gibt.
Wenn der Meister diese Worte
gesprochen hat (nicht schon während des Sprechens), hängt er ihnen das Band um,
wobei sich die Aufgenommenen gegen ihn verneigen.
Wenn alle Aufgenommenen
eingekleidet sind, stellt der Bewahrer des Schwertes sie den Brüdern
Tempelmeister, den Kapitelsenioren und den Oberbeamten vor, dann führt er sie an
ihren Platz.
Unterricht
Der Meister klopft einen Schlag
und beauftragt einen der Architekten oder der Beamten, den Unterricht über die
Erkennungsart zu verlesen.
Es empfiehlt sich, daß bei dem
Unterricht über die Erkennungsart alle anwesenden Brüder sich in der Ausführung
der Zeichen üben.
Die Erkennungszeichen (Zeichen, Griff, Wort, Losung und
Wahlspruch) dürfen nur im Kapitel gegeben werden.
Wenn ein Ritter von Osten ein Kapitel besuchen will, so
klopft er an die Tür des Kapitelsaales die sieben Kapitelschläge.
Ein Zeremonienmeister oder der Wachthabende öffnet die Tür,
geht hinaus und schließt sie hinter sich. Dann fragt er den Besuchenden: Mein
Bruder, kommen Sie von Osten und welchen Teil haben wir mit Ihnen?
Der Besuchende: Ich hoffe meinem Höchsterleuchteten Meister
und meinen Brüdern vom Aufgang der Sonne in Osten und Jerusalem mich erkennen
geben zu können.
Der Prüfende: Wo wurden Sie zum Ritter aufgenommen?
Der Besuchende: Im Osten, auf einer Hohe unter fliegender
Standarte.
Der Prüfende: Wie ist Ihr Name?
Der Besuchende: Das wissen Sie aus dem Ritterworte.
Der Prüfende: Wohin sollen Sie wandern.
Der Besuchende: Das wissen Sie aus der Losung.
Der Prüfende: Welches ist das Zeichen?
Der Besuchende legt den linken Arm kreuzweis über den
rechten, so daß er mit dem rechten Arm die linke, mit dem linken Arme
darübergelegt die rechte Hüfte berührt, worauf er beide in dieser Stellung bis
zur Waagerechten aufhebt. Der Prüfende beantwortet das Zeichen.
Der Prüfende: Welches ist der Griff?
Der Besuchende nähert sich dem Wachthabenden, und sie
machen zusammen den Griff, indem jeder mit der linken Hand seinen rechten Arm
über dem Handgelenk umfaßt und dann mit der rechten Hand des anderen linken Arm
ergreift, ebenfalls über dem Handgelenk.
Der Prüfende: Welches ist das Wort?
Der Besuchende gibt es dem Primfenden leise in das linke
Ohr; dieser erwidert es ebenso.
Das Wort ist Croisade, das bedeutet Kreuzzug. Es wird auch
in der Form Croisat gegeben, das bedeutet einen mit dem Kreuze Gezeichneten,
einen Kreuzfahrer.
Der Prüfende: Welches ist die Losung?
Die Losung ist Sion. Der Besuchende gibt sie dem Prüfenden
leise in das rechte Ohr. Dieser erwidert es ebenso und sagt: Hochleuchtender
Bruder, Sie haben Erlaubnis einzutreten.
Jetzt wird die Türe geöffnct, der Besuchende tritt ein,
verbeugt sich gegen den Meister, macht das Kapitelzeichen und nimmt dann die
Stelle im Kapitel ein, die ihm nach seinem Grade vom Bewahrer des Schwertes
angewiesen wird.
Je nach Umständen kann der Wortführende Meister bestimmen,
daß die Prüfung vereinfacht wird, so daß ohne die Wechselrede nur Zeichen, Griff,
Wort und Losung gegeben werden.
Wenn ein Besuchender der Prüfung einmal unterzogen ist oder
das Kapitel schon besucht hat, so bedarf es der Prüfung nicht mehr.
Außer Wort und Losung haben die Brüder vom Aufgang der
Sonne in Osten und Jerusalem noch einen Wahlspruch: ‘Siehe Gottes Lamm, der Welt
Sünde tragend.’
Das Wort wird begehrt, indem man die Kapitelschläge in die
Hände klopft.
Schließung des Kapitels der Ritter von Osten
Wenn die Arbeit beendigt ist,
beauftragt der Meister den Schatzmeister, nötigenfalls mit Hilfe anderer Brüder
die Gaben der Liebe für die Hilfsbedürftigen einzusammeln. Die Sammlung kann
auch nach Schließung des Kapitels an der Pforte des Kapitelsaals vorgenommen
werden.
Hierauf fragt der Meister:
Hochleuchtende Brüder Ritter! Hat noch jemand zum Besten des Ordens im
allgemeinen oder dieses Kapitels im besonderen etwas vorzutragen?
Wer das Wort zu erhalten wünscht,
zeigt dieses durch Handerheben an. Die Aufseher machen davon dem Meister Anzeige.
Wenn niemand sich mehr zum Worte
gemeldet hat, klopft der Meister einen Schlag und sagt: In Ordnung,
Brüder Ritter. Höchstleuchtende Brüder Bewahrer des Schwertes und der Standarte,
nehmen Sie Ihre Insignien auf.
Höchstleuchtender Bruder Jüngerer Aufseher, welche Zeit ist
es innerhalb dieser Brüderschaft?
Der Jüngere Aufseher:
Der Lauf der Fackel des Tages nähert sich seinem Ende, aber wenn dem
Rechtschaffenen einmal die Strahlen in Osten aufgegangen sind, so wird die Sonne
der Wahrheit ihm niemals durch Dunkel bedeckt.
Der Meister:
Höchstleuchtender Bruder Jüngerer Aufseher, was ist Ihre Pflicht, wenn die
Fackel des Tages ihren Lauf zu vollenden beginnt?
Der Jüngere Aufseher:
Die Pflicht eines Ritters vom Aufgang der Sonne in Osten und Jerusalem bleibt
unveränderlich, die Sonne mag die Erde erleuchten oder ihr Schein sich
verbergen. Er soll die Überzeugung zu erlangen suchen, daß er seine Schuldigkeit
erfüllt hat und bemüht war, seine inneren Feinde zu beherrschen, damit er nach
geschlossenem Streit in den Schoß des Friedens eingehen kann, wo der Herr selbst
über ihn wacht und ihn bewahren wird vor dem Anfall verräterischer Feinde.
Der Meister:
Höchstleuchtender Bruder Älterer Aufseher, haben wir heute diese Pflicht erfüllt,
und können wir uns mit Sicherheit der Ruhe überlassen?
Der Ältere Aufseher wiederholt
zu dem Jüngeren Aufseher gewendet diese Frage. Der Jüngere Aufseher klopft die
sieben Kapitelschläge und antwortet: Ein jeder prüfe sich selbst und
gebe Zeugnis nach seinem Gewissen von seinem Tun und von dem, was er vermocht
hat, denn das wird von ihm gefordert.
Der Ältere Aufseher klopft
ebenfalls die sieben Kapitelschläge und wiederholt diese Worte.
Der Meister klopft gleichfalls
die sieben Kapitelschläge und spricht: Ein jeder prüfe sich selbst
und gebe Zeugnis nach seinem Gewissen von seinem Tun und von dem, was er
vermocht hat, denn das wird von ihm gefordert.
Höchstleuchtender Bruder Älterer Aufseher, verkünden Sie
den Brüdern Ritter, daß ich, weil der Lauf der Sonne sich seinem Ende nähert und
wir unsere Arbeit vollbracht haben, gesonnen bin, dieses Kapitel vom Aufgang der
Sonne in Osten und Jerusalem zu schließen.
Der Ältere Aufseher:
Hochleuchtende Brüder Ritter, auf Geheiß des Weisen Meisters verkünde ich Ihnen,
daß er gesonnen ist, dieses Kapitel vom Aufgang der Sonne in Osten und Jerusalem
zu schließen.
Der Meister:
Höchstleuchtender Bruder Bewahrer des Schwertes, bringen Sie das Ordensschwert
an seine Stelle.
Höchstleuchtender Bruder Bewahrer der Standarte, bedecken
und verwahren Sie die Standarte, das Zeichen des Kreuzes, bis wir uns wieder
unter ihrem Schatten versammeln.
Hochleuchtende Brüder Ritter, stecken Sie Ihre Schwerter
ein.
Der Bewahrer des Schwertes
bringt die Scheide dem Meister, der das Schwert einsteckt, und trägt es, den
Griff nach oben aufrecht vor sich haltend, auf den Altar im Süden. Der Bewahrer
der Standarte bedeckt diese mit ihrer Hülle und stellt sie an ihren Platz. Die
Brüder stecken ihre Schwerter ein; wenn sie Schwerter ohne Scheide benützen,
lassen sie sie sinken.
Der Meister:
Hochleuchtende Brüder Ritter, seien Sie mir behilflich, das Kapitel zu schließen.
Das Kapitelzeichen!
Die Brüder richten ihre Augen
auf den Meister und machen mit ihm viermal das Kapitelzeichen.
Der Meister: Herr
unser Gott, der Du unser Ordensherr bist und der Du die Zerstreuten wiederum
versammelt hast, bewahre Deine Diener, die auf Dich hoffen, und beschütze sie
gegen ihre Feinde! Amen.
Die Brüder: Amen.
Der Meister: Kraft
der Gesetze des Ordens und der Macht und Gewalt, die mir beiwohnen, schließe ich
dieses Kapitel vom Aufgang der Sonne in Osten und Jerusalem.
Der Meister klopft die sieben
Kapitelschläge, die von den Aufsehern wiederholt werden.
Beide Aufseher zugleich:
Das Kapitel ist geschlossen.
Home