Johannis-Lehrlingsritual der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland

Dit rituaal dateert uit 1989.


Öffnung der Johannis-Lehrlingsloge

Wenn die für den Beginn der Arbeit festgesetzte Zeit gekommen ist, fordert der Zeremonienmeister auf Anordnung des Logenmeisters die im Logenhause erschienenen Brüder auf, sich maurerisch zu bekleiden und in den Tempel einzutreten.
Die Aufseher erwarten die eintretenden Brüder mit dem Logenmeister und den übrigen Beamten stehend, ohne Logenzeichen, Degen eingesteckt. Die eintretenden Brüder nehmen die für sie vorgeschriebenen Plätze ein.
Der Zeremonienmeister tritt dann zwischen die Aufseher und meldet: Hochwürdiger Meister! Alle Brüder sind in den Tempel eingetreten.
Sobald der Zeremonienmeister gemeldet hat, daß alle Brüder eingetreten sind, klopft der Logenmeister einen harten Schlag auf den Altar und spricht: In Ordnung, meine Brüder!
Die Brüder erheben sich und stellen sich in das Logenzeichen (Brustzeichen). Die Aufseher treten ebenfalls in das Logenzeichen.
Der Meister führt fort: Bruder 1. Aufseher! Welche Stunde ist es?
Der 1. Aufseher: Es ist die zwölfte Stunde, Hochwürdiger!
Der Logenmeister: Bruder 2. Aufseher! Was ist die erste Pflicht eines guten Freimaurers, bevor die Loge geöffnet wird, insbesondere des 2. Aufsehers?
Der 2. Aufseher: Nachzusehen, ob die Loge recht und gehörig gedeckt ist!
Der Logenmeister: Erfüllen Sie Ihre Pflicht, mein Bruder!
Beide Aufseher ziehen jetzt ihre Degen.
Der 2. Aufseher geht hinaus, sieht nach, ob die Türen der Vorzimmer durch helfende Brüder besetzt sind, kehrt zur Loge zurück und spricht: Hochwürdiger Meister! Ich habe die Loge durchsucht und sie wohl und gehörig gedeckt gefunden, so daß es keinem Fremden und Unkundigen möglich ist, sich uns zu nahern und unsere Geheimnisse zu erforschen!
Der Logenmeister: Brüder Aufseher, nähern Sie sich dem Altar, um das Licht zu empfangen! Bruder Zeremonienmeister, reichen Sie mir die Kerze!
Nach dem Aufruf zum Anzünden der Kerzen auf den Säulen stecken die Aufseher fur diese Zeit ihre Degen ein oder in die an den Pulten vorgesehenen Halterungen.
Der Zeremonienmeister reicht die Kerze von der nordöstlichen Säule dem Logenmeister, welcher sie an dem nordöstlichen Lichte auf dem Altar anzündet.
Der 1. Aufseher nimmt die Kerze von der südöstlichen, der 2. Aufseher von der südwestlichen Säule und beide zünden sie an der Kerze des Logenmeisters an. Hierauf steilt der Logenmeister zuerst seine Kerze auf die nordöstliche, der 1. Aufseher die seinige auf die südöstliche, der 2. Aufseher die seinige zuletzt auf die südwestliche Säule.
Beim Aufstellen spricht der Logenmeister: Weisheit leite unsern Bau!
Der 1. Aufseher: Stärke führe ihn aus!
Der 2. Aufseher: Schönheit ziere ihn!
Darauf gehen sie auf ihre Plätze (kein Lehrlingszeichen nach dem Aufstellen). Die Aufseher ziehen wieder ihre Degen.
Der Logenmeister: Bruder Zeremonienmeister, lassen Sie die Arbeitstafel aufdecken!
Der Zeremonienmeister begibt sich, ohne Amtsstab, mit gezogenem Degen an die südöstliche Säule der Arbeitstafel. Auf seinen Wink treten die beiden vorbestimmten Johannis-Lehrlinge (oder in deren Ermangelung zwei andere jüngere Brüder) im Logenzeichen zunächst rechts und links neben die Aufseher, gehen in gleicher Höhe zur Arbeitstafel, schlagen sie von Osten nach Westen auf und gehen im Logenzeichen auf demselben Wege auf ihre Plätze. Das Lehrlingszeichen wird nicht gemacht, auch nicht nach dem Aufschlagen der Tafel.
Der Logenmeister klopft jetzt die drei Freimaurerschläge, weiche beide Aufseher auf den Knopf ihrer Degen wiederholen.
Der Logenmeister: Bruder 1. Aufseher! Welche Zeit ist es jetzt?
Der 1. Aufseher: Es ist jetzt Mittag.
Der Logenmeister: Bruder 1. Aufseher! Wo hat der Meister seinen Sitz?
Der 1. Aufseher: Im Osten.
Der Logenmeister: Warum?
Der 1. Aufseher: Gleichwie die Sonne im Osten den Tageslauf beginnt und den Tag erleuchtet, so muß auch der Meister seinen Sitz im Osten haben, um die Loge zu erleuchten, sie zu regieren und die Arbeiter an die Arbeit zu stellen.
Der Logenmeister: Bruder 2. Aufseher! Wo haben die Aufseher ihre Stellen?
Der 2. Aufseher: Im Westen!
Der Logenmeister: Warum?
Der 2. Aufseher: Dem Meister zu gehorchen!
Der Logenmeister: Bruder 1. Aufseher! Da es jetzt Mittag ist, der Meister seinen Sitz im Osten hat, um die Loge zu erleuchten, sie zu regieren und die Arbeiter an die Arbeit zu stellen, auch beide Aufseher ihre Plätze im Westen haben, um dem Meister zu gehorchen, so benachrichtigen Sie die Bruder, daß ich jetzt gesonnen bin, eine Johannis-Lehrlingsloge zu öffnen!
Der 1. Aufseher: Meine Bruder! Auf Befehl des Hochwürdigen benachrichtige ich Sie, daß er gesonnen ist, die Loge zu öffnen.
Der Logenmeister: Bruder 2. Aufseher, fordern Sie die Brüder auf, mir die Loge öffnen zu helfen!
Der 2. Aufseher: Meine Brüder, helfen Sie dem Hochwürdigen die Loge öffnen!
Nach dieser Antwort lassen die Brüder die Hand zur Seite fallen und machen mit dem Logenmeister zugleich das Lehrlingszeichen zweimal.
Die Aufseher machen das Lehrlingszeichen nicht. Sie halten ihre Degen bis nach dem Eröffnungsgebet aufrecht.
Hierauf öffnet der Logenmeister die Bibel beim 1. Kapitel des Evangeliums Johannis, zieht sein Schwert, legt es auf die Bibel und spricht: Bruder 1. Aufseher, berichten Sie den Brüdern, daß die Loge jetzt geöffnet ist!
Der 1. Aufseher: Meine Brüder, die Loge ist jetzt geöffnet.
Der Logenmeister: Meine Brüder, das Lehrlingszeichen!
Hierauf machen die Brüder mit dem Logenmeister zugleich, ohne die Aufseher, zum drittenmal das Lehrlingszeichen.
Der Logenmeister: Bruder 2. Aufseher, weiche Zeit ist es nun endlich?
Der 2. Aufseher: Hochmittag, Hochwürdiger Meister.
Der Logenmeister klopft auf den Altar die drei Freimaurerschläge, welche von den Aufsehern auf den Knopf der Degen wiederholt werden, entblößt das Haupt mit allen Brüdern und spricht: Herr, unser Gott! Sei mit unserer Arbeit; segne sie und gib uns Kraft, sie zu Deiner Ehre zu vollbringen! Amen!
Das Amen wird von allen Brüdern zugleich wiederholt. Der Logenmeister und alle Brüder bedecken das Haupt; jener begrüßt die Brüder, insbesondere die besuchenden, und läßt sie ihre Plätze einnehmen.
 

Einführung des Suchenden in die Loge und sein Fortschreiten als Anhaltender

Sobald der Vorbereitende in Begleitung des Paten mit dem Suchenden sich der Tür der Loge nähert, gibt er seine Ankunft zu erkennen. Der Wachthabende ruft: Sie nahen!
Der Logenmeister klopft mit dem Hammer auf den Altar einen harten Schlag, welcher von dem Wachthabenden und dann von dem Vorbereitenden gegen die Tür wiederholt wird.
Darauf klopft der Vorbereitende als Freimaurer. Der Wachthabende antwortet auf gleiche Weise und spricht: Bruder 2. Aufseher! Man klopft als Freimaurer und Lehrling!
Der 2. Aufseher klopft auf semen Degen als Freimaurer, auf gleiche Art der 1. Aufseher und der Logenmeister auf den Altar.
Der 2. Aufseher: Man klopft als Freimaurer und Lehrling!
Der 1. Aufseher wiederholt: Man klopft als Freimaurer und Lehrling!
Der Logenmeister: Bruder 1. Aufseher, lassen Sie nachsehen, wer da ist!
Der 1. Aufseher: Mein Bruder, lassen Sie nachsehen, wer da ist!
Der 2. Aufseher: Bruder Wachthabender, sehen Sie nach, wer da ist!
Dieser öffnet die Tür und fragt laut: Wer ist da?
Der Vorbereitende antwortet laut: Es ist ein Suchender, welcher zum Freimaurer aufgenommen zu werden begehrt.
Der Logenmeister: Ist er der Aufnahme würdig, und wer steht für ihn ein und geht für ihn in Bürgschaft?
Hierauf spricht der 1. Pate, in die Tür der Loge vortretend: Ja, er ist der Aufnahme würdig, ich, der Bruder ..., und die Bruder ... und ... stehen für ihn ein und gehen für ihn in Bürgschaft.
Darauf wird die Tür geschlossen.
Der Logenmeister klopft als Freimaurer, was die Aufseher auf den Knopf der Degen wiederholen, erhebt sich mit allen Brüdern und spricht: Meine Brüder! Willigen Sie em, daß dieser Suchende eingelassen werde?
Alle Brüder machen mit dem Logenmeister das Lehrlings-Beifallszeichen mit Schütteln der Schürze.
Darauf erhält der Suchende den Namen eines Anhaltenden. Der Logenmeister spricht: Bruder Wachthabender, lassen Sie den Vorbereitenden Bruder mit dem Anhaltenden eintreten!
Der Wachthabende öffnet die Tür und spricht: Mein Bruder, führen Sie den Anhaltenden in die Loge!
Der Vorbereitende führt den Anhaltenden zu den Aufsehern und verläßt ihn, indem er spricht: Bis hierher habe ich Sie geleitet; jetzt überlasse ich Sie dem Schicksal, das Sie sich selbst bereitet haben!
Der 2. Aufseher ergreift die linke Hand des Anhaltenden.
Nachdem es einige Zeit in der Loge ganz still gewesen ist, klopft der Logenmeister die Freimaurerschläge, welche der 1. und der2. Aufseher auf den Knopf der Degen beantworten. Darauf fragt er den Anhaltenden: Mein Herr! Wie ist Ihr Taufname?
Antwort.
Ihr Familienname?
Antwort.
Wie heißt Ihr Geburtsort?
Antwort.
An welchem Tage und in welchem Jahre sind Sie geboren?
Antwort.
Bekennen Sie sich zur Lehre Jesu Christi, wie sie in der Heiligen Schrift enthalten ist, im Sinne der Ordensregel der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland?
Antwort.
Welches ist Ihr Beruf?
Antwort.
Führt Sie etwa bloße eitle Neugierde hierher?
Antwort.
Hat jemand Sie angelockt oder verleitet, die Aufnahme bei uns zu suchen?
Antwort.
Hoffen Sie durch Ihren Eintritt in den Orden äußere Vorteile zu gewinnen?
Antwort.
Also treibt Sie nur wahrer Eifer und Verlangen nach dem Orden?
Antwort.
Nach einer kleinen Weile redet der Logenmeister den Anhaltenden folgendermaßen an: Mein Herr! Ihr ehrlicher Name und guter Ruf, das Zeugnis ehrenwerter Manner und Ihre eigenen wiederholten Versicherungen lassen uns hoffen, daß allein ein rühmliches Verlangen, mit einer auf Ehre, Tugend, Freundschaft und Treue gegrundeten Gesellsehaft enger verbunden zu werden, Sie veranlaßt hat, die Aufnahme bei uns zu suchen.
Ich frage Sie daher auf das Wort eines ehrlichen Mannes, ob Sie bereit sind, sich ganz unserer Führung anzuvertrauen, um nach den Gebrauchen des Ordens als Freimaurer aufgenommen zu werden. Sie haben die Freiheit, bei Ihrem Entschlüsse zu beharren oder zurückzutreten. Sie können tun, was Ihnen gefällt.
Antworten Sie, ob Sie beharren wollen, mit einem wohlüberlegten Ja oder Nein!
Wenn der Logenmeister die bejahende Antwort erhalten hat, so führt er nach einer kleinen Pause fort: Mein Herr! Wenn Sie als redlicher und gewissenhafter Mann besorgen sollten, daß bei uns etwas stattfande, was gegen Gott und die Religion, gegen die Regierung und die Staatsordnung, gegen die Grundsätze ehrlicher und tugendhafter Menschen oder die guten Sitten streitet, so versichere ich Ihnen im Namen der ganzen Loge, daß dem nicht so ist.
Reine Ehrfurcht vor dem Allmächtigen, Gehorsam gegen Obrigkeit und Gesetze, Liebe gegen unsere Nebenmenschen, Treue und Fleiß in unserm Beruf, Mäßigkeit und Wohltätigkeit, Geduld und Standhaftigkeit im Leiden, Demut im Glück, das sind die Tugenden, die von einem Freimaurer unzertrennlich sind; das sind die Pflichten, die der Orden ihm auferlegt.
Darum muß ein Freimaurer Stärke besitzen, um Muhe und Beschwerden zu erträgen; er muß edelmutig auf Ruhe und Vergnugen verzichten konnen, wenn es dem Besten seiner Brüder und des Ordens gilt, und er muß dem Tode mit Ergebenheit entgegengeben, in der sicheren Hoffnung, daß er nach vollbrachter winkelrechter Arbeit aus der Hand des Obermeisters seinen Lohn empfangen werde!
Mein Herr! Nachdem ich Sie mit den Pflichten und Eigenschaften eines Freimaurers bekannt gemacht habe, so ist es an Ihnen, sich zu prüfen, ob Sie hinlängliche Stärke besitzen, um jene Pflichten zu erfüllen und jene Eigenschaften sich zu erwerben. Antworten Sie daher noch einmal, ob Sie in Ihrem Entschlusse beharren, und bekräftigen Sie, wenn dies der Fall ist, Ihr erstes Ja mit einer gleichen Versicherung!
Der Logenmeister läßt nun dem Anhaltenden neue Bedenkzeit und redet ihn dann, wenn er sein Ja bekräftigt hat, folgendermaßen an: Mein Herr! Die Gesetze des Ordens verlangen ein drittes und letztes Ja. Geben Sie es, so geben Sie es laut und fest!
Wenn der Anhaltende zum dritten Male sein Ja gegeben hat, so spricht der Logenmeister: Meine Brüder! Sie haben den Entschluß des Anhbaltenden gehört; genehmigen Sie, daß er nun Leidender werde?
Wenn das Beifallszeichen wie vorher gegeben ist, läßt der Zeremonienmeister die Brüder um die Arbeitstafel treten.
 

Aufnahme des Leidenden

Der Logenmeister: Mein Herr! Ihr Wille soll geschehen. Sie sind Anhaltender gewesen, Sie sollen Leidender werden. Bedenken Sie, daß Stärke der Seele sinnliche Eindrücke überwinden soll und daß nur der würdig Leidende das Ziel erreicht!
Der Logenmeister klopft die Freimaurerschläge auf den Altar, die Aufseher wiederholen sie auf ihre Degen, und der erstere spricht: Bruder 2. Aufseher, lassen Sie diesen Leidenden als Freimaurer reisen!
Der 2. Aufseher: Es soll gesehehen.
Hierauf spricht der 2. Aufseher zu dem Leidenden: Mein Herr! Jetzt werden wir sehen, ob Sie in Ihrer Standhaftigkeit beharren. Nehmen Sie die Spitze meines Degens, setzen Sie sie auf Ihre linke entblößte Brust, geben Sie mir Ihre rechte Hand und folgen Sie mir!
Die Reise wird im Westen angefangen, geht durch Norden nach Osten und dann durch Süden nach Westen zurück. Sie geschieht hinter dem Rücken der die Arbeitstafel deckenden Brüder. Während dieser und der beiden folgenden Reisen soll der 2. Aufseher durch kurze Vorstellungen auf die Freimaurer-Tugenden und die Forderungen des Ordens aufmerksam machen.
Wenn der Leidende wieder zwischen beiden Aufsehern angelangt ist, zieht der 2. Aufseher die Spitze seines Degens zurück und klopft die Freimaurerschläge ihm mit dem Hammer auf die entblößte linke Schulter; der 1. Aufseher klopft sie auf seinen Degen, der Logenmeister auf den Altar.
Der Logenmeister: Wer ist da?
Der 2. Aufseher: Es ist ein Suchender, weicher auf dem angefangenen Freimaurerwege Licht und Wahrheit sucht.
Der Logenmeister: Der Suchende ist noch nicht auf dem rechten Wege, vielmehr weit davon entfernt. Lassen Sie ihn umkehren, so werden wir sehen, ob es ihm möglich ist, darauf zu gelangen!
Der 2. Aufseher: Hochwürdiger Meister, es soll geschehen.
Darauf setzt er dem Leidenden den Degen abermals auf die Brust und läßt ihn die zweite Reise als Freimaurer antreten, durch Süden nach Osten und von Osten durch Norden nach Westen. Dann wird der Leidende zwischen beide Aufseher gesteilt, der 2. Aufseher klopft ihm die Freimaurerschläge auf die entblößte Schulter, der 1. auf seinen Degen, der Logenmeister auf den Altar.
Der Logenmeister: Wer ist da?
Der 2. Aufseher: Es ist ein Anhaltender, welcher fortfahrt, den Weg zum Lichte und zur Wahrheit aufzusuchen.
Der Logenmeister: Der Anhaltende ist noch nicht auf dem rechten Wege, doch ist Hoffnung vorhanden, daß er darauf gelangen könne. Lassen Sie ihn nochmals umkehren, weil wir von dieser Reise den besten Erfolg erwarten!
Der 2. Aufseher: Ich hoffe es auch, Hochwürdiger Meister!
Der 2. Aufseher läßt den Leidenden, mit den gleichen Zeremonien wie vorher, die dritte Reise antreten, durch Norden nach Osten und von da durch Süden nach Westen zurück.
Sobald der Leidende im Westen angekommen ist, klopft der 2. Aufseher ihm die Freimaurerschläge auf die entblößte Schulter, der 1. Aufseher klopft sie auf seinen Degen, der Logenmeister auf den Altar.
Der Logenmeister: Wer ist da?
Der 2. Aufseher: Es ist ein würdig Leidender, welcher den Weg zum Lichte und zur Wahrheit aufgesucht hat und fortfahren will, darauf zu wandeln.
Der Logenmeister: Nun ist endlich der Leidende auf dem rechten Wege. Möge er seine ganze Lebenszeit auf demselben wandeln, ohne ihn jemals zu verlassen! Das wird uns herzlich erfreuen und ihm den Lohn verschaffen, den seine Standhaftigkeit verdient.
Nach kurzer Pause führt er fort: Mein Herr! Sie sind dem Lichte nahe. Bleiben Sie fest in Ihrem Vertrauen und treten Sie herzu, um durch ein unverbrüchliches Gelübde ein unzerreißbares Freundschaftsband mit uns zu knüpfen! Die Ehre leite Ihre Zunge, und ein gutes Gewissen erleuchte Ihre Brust!
Nach diesen Worten klopft der Logenmeister die Freimaurerschläge die von den Aufsehern auf den Knopf der Degen beantwortet werden, und spricht: Brüder Aufseher! Führen Sie den Leidenden zum Altar!
Die Aufseher fassen ihn jeder an einen Arm und führen ihn zum westlichen Ende der Arbeitstafel, woselbst sie ihm laut sagen, daß er seine Füße in einen rechten Winkel setzen solle. Der 1. Aufseher läßt ihn alsdann einen großen Schritt mit dem rechten Fuß rechts schräg vorwärts (nach Süden zu) tun und den linken Fuß im rechten Winkel nachziehen. Der 2. Aufseher läßt ihn daraufeinen großen Schritt mit dem linken Fuß links schräg vorwärts (nach Norden hin) tun und den rechten Fuß im rechten Winkel nachziehen. Der 1. Aufseher sagt ihm endlich, er solle einen großen Schritt mit dem rechten Fuß wieder rechts schräg vorwärts (nach Osten zu) machen und den linken im rechten Winkel nachziehen, so daß er mitten an der östlichen Seite der Arbeitstafel zu stehen kommt. In dieser Stellung bleibt er zwischen den beiden Aufsehern stehen, um die Anrede des Redners der Loge anzuhören.
 

Ablegung des Gelubdes, Erteilung des Lichtes und Aufnahme zum Johannis-Lehrling

Der Logenmeister: Bruder Redner, machen Sie dem Leidenden die Vorstellungen, welche Ihr Amt erfordert!
Der Redner halt hierauf seinen Vortrag.
Kurze Pause
Der Logenmeister: Mein Herr! Hören Sie nun mit gesammeltem Gemut und bewegtem Herzen den Wortlaut des Gelöbnisses, das ein jeder, der in unseren ehrwürdigen Orden einzutreten wunscht, ablegen muß.
Bruder Sekretär, walten Sie Ihres Amtes!
Der Sekretär: Ich gelobe vor Gott, dem Allerhöchsten Dreifach Großen Baumeister der ganzen Welt, vor dem Hochwürdigen Vorsitzenden Meister dieser ehrwürdigen Johannisloge und vor allen hier anwesenden Brüder Freimaurer, nie meine Kenntnisse über die Freimaurerei, was die Ausübung ihrer Kunst betrifft, mögen sie mir heute oder in Zukunft anvertraut werden, Unberechtigten gegenüber preiszugeben.
Ich gelobe ebenfalls, den Ordensgesetzen gehorsam zu sein.
Nach erfolgter Vorlesung des Eides führt der Logenmeister fort: Mein Herr! Sind Sie bereit, dieses Gelöbnis abzulegen?
Sobald der Leidende diese Frage bejaht hat, klopft der Logenmeister einen harten Schlag auf den Altar und spricht: In Ordnung, meine Brüder!
Er entblößt mit sämtlichen Brüdern das Haupt und führt fort: Bruder Aufseher, lassen Sie den Leidenden auf das rechte Knie fallen!
Hierauf führen die Aufseher den Leidenden die Stufen zum Altar hinauf und lassen ihn mit dem rechten Knie auf dem Kissen vor dem Altar niederknien. Sie selbst kreuzen ihre Degen hinter des Leidenden Hals.
Der Logenmeister fordert nun des Leidenden rechte Hand und legt sie auf die Heilige Schrift und das Schwert. Er gibt ihm in die linke Hand den im rechten Winkel geöffneten Zirkel mit der Weisung, eine der Spitzen gegen seine entblößte Brust zu setzen, und spricht: Mein Herr! Das Buch, auf dem jetzt Ihre Hand ruht und auf das Sie Ihr Gelübde abzulegen haben, ist die Heilige Schrift, aufgeschlagen beim Evangelium Johannis. Ich versichere es Ihnen auf Freimaurer-Ritter-Treue und Redlichkeit! Glauben Sie, daß dem so ist?
Wenn der Leidende dies bejaht hat, spricht der Logenmeister: Mein Herr! Sie knien hier nicht vor Menschen, sondern vor Gott dem Höchsten Bauherrn der Welt, und Sie haben Ihre Hand auf Sein Wort gelegt, zum Zeichen, daß Sie an Ihn glauben und an Seine Allgegenwart in dieser feierlichen Stunde Ihres Gelübdes. Den rechtwinklig geöffneten Zirkel aber haben Sie sich selbst auf Ihre entblößte Brust gesetzt, um dadurch anzuzeigen, daß in Ihrem Innern alles wohl erwogen und ermessen ist, was Sie jetzt außerlich tun, und Ihr Herz vollen Anteil hat an dem, was Ihr Mund geloben soll.
Nach einer Pause führt der Logenmeister fort: Geben Sie mir nun Ihre rechte Hand uber dem Evangelium und sprechen Sie mir nach: Ich gelobe vor Gott, dem Allerhöchsten Dreifach Großen Baumeister der ganzen Welt,
vor dem Hochwürdigen Vorsitzenden Meister dieser ehrwürdigen Johannisloge,
und vor allen hier anwesenden Brüder Freimaurer, nie meine Kenntnisse über die Freimaurerei, was die Ausübung ihrer Kunst betrifft, mögen sie mir heute oder in Zukunft anvertraut werden, Unberechtigten gegenüber preiszugeben.
Ich gelobe gleichfalls, den Ordensgesetzen gehorsam zu sein. Dies gelobe ich, so wahr mir Gott helfe!
Hierauf legt der Logenmeister dem Leiden den die rechte Hand auf den Scheitel mit den Worten:
Der Herr helfe dem Leidenden!
Darauf nimmt der Logenmeister den Zirkel zurück, bedeckt sein Haupt und gibt den Brüdern ein stilles Zeichen, sich ebenfalls zu bedecken; dann befiehlt er den beiden Aufsehern, die noch neben dem Leidenden stehen, diesen aufzurichten. Beide Aufseher tun es und führen ihn rücklings vom Altar weg über die Tafel zu ihrer westlichen Seite.
Der Logenmeister: Bruder 2. Aufseher, drücken Sie nun Salomos Siegel, das Siegel der Verschwiegenheit, auf unseres Leidenden Zunge!
Dies geschieht, indem der 2. Aufseher mit der Kelle sanft auf die Zunge des Leidenden drückt, worauf der Logenmeister zu den Brüdern spricht: Meine Brüder! Erlauben Sie, daß dieser Leidende das Licht sebe, dessen Schein er von seiner Geburtsstunde bis zu diesem Augenblick zu benutzen gehindert war?
Jetzt ziehen alle Brüder ihre Degen, der Logenmeister nimmt das Schwert vom Altar, alle Brüder richten die Spitzen ihrer Degen gegen den Leidenden.
Der 1. Aufseher: Hochwürdiger Meister! Im Namen aller hier anwesenden und aller über den Erdkreis zerstreuten Brüder wird er des Lichtes für würdig erkannt. Mit Fleiß und Muhe hat er nach diesem Lichte getrachtet, darum kann es ihm nicht vorenthalten werden.
Der Logenmeister: Brüder Aufseher, lassen Sie den Leidenden das Licht sehen!
Die Aufseher lösen die Binde von des Leidenden Augen, so daß er plötzlich das Licht sieht.
Nach einiger Zeit spricht der Logenmeister: Mein Herr! Alle diese Degen, die Sie auf sich gerichtet sehen, deuten Ihnen an, daß alle Brüder Freimaurer von nun an bereit sind, Sie zu verteidigen und zu beschutzen, solange Sie sich bemühen werden, die Pflichten und Tugenden der Freimaurer-Ritter zu üben.
Aber die Spitzen dieser Degen deuten Ihnen auch die Strafe an, welche Ihr Gewissen an Ihnen vollstrecken wird, wenn Sie je Ihr heute feierlich abgelegtes Gelübde brechen sollten.
Wir hoffen indes, daß Ihr Gewissen niemals Veranlassung haben wird, solche Strafe zu vollziehen, und in dieser Hoffnung senken wir unsere Degen zum Fußboden des Tempels!
Nach dieser Rede senken die Brüder ihre Degen und der Logenmeister legt das Schwert wieder auf die Heilige Schrift. Nach einiger Zeit spricht der Logenmeister: Jetzt, mein Herr, muß ich Ihnen sagen, daß wir noch eine Forderung an Sie baben, deren Erfüllung allein bezeugen kann, wie weit wir auf Ihre Ergebenheit für den Orden und auf Ihr Vertrauen rechnen können.
Besiegeln Sie demnach Ihr Gelübde mit dem freien und männlichen Entschluß, Ihr Blut mit dem Blute der Brüder zu vermischen, dann vollenden wir sogleich Ihre Aufnahme zum Freimaurer und begrüßen Sie als Bruder. Sind Sie dazu bereit?
Nach bejahender Antwort fragt der Logenmeister die Brüder: Meine Brüder! Willigen Sie ein, daß der Leidende zum Altare geführt werde?
Wenn dies durch das Lehrlingszeichen und das Schütteln der Schurze bejaht worden ist, spricht der Logenmeister: Brüder Aufseher, führen Sie den Leidenden von neuem zum Altare!
Dies geschieht. Die Aufseher lassen ihn auf das rechte Knie fallen, die rechte Hand auf die Bibel und das Schwert legen und den Zirkel entgegennehmen, dessen eine Spitze auf die linke Brust so gesetzt wird, daß der Kopf desselben frei bleibt und er übrigens in die gleiche Stellung kommt wie bei Ableistung des Gelübdes. Der Meister und die Brüder entbößen das Haupt.
Hierauf nimmt der Zeremonienmeister die Vereinigungs-Schale, die von Silber oder Kristall, mit einem Deckel versehen, eine ansprechende Form haben und mit einer dem Blute ähnlichen Flüssigkeit angefüllt sein muß, geht damit an die nördliche Seite des Altars, läßt den Logenmeister den Deckel abheben und hält sie unter des Leidenden linke Hand. Wenn einige Augenblicke vergangen sind, redet der Logenmeister den Leidenden also an: Festen Mut, mein Herr! Sogleich werden Sie in unsern ehrwürdigen Orden aufgenommen sein.
In demselben Augenblicke nimmt er in die rechte Hand den Hammer und unterstützt mit seiner Linken des Leidenden Hand, mit der dieser den Zirkel gegen die Brust hält; er drückt den Zirkel gegen dieselbe, als wollte er ihn hineindrücken, und klopft auf den Zirkel die drei Schläge.
Bei dem ersten Schlage spricht er: Kraft der Gewalt, die mir ubertragen ist, und der Würde, die ich besitze;
bei dem zweiten Schlage: Vermöge des Beifalls und der Einwilligung der hier versammelten und aller auf der Oberfläche des Erdbodens zerstreuten Brüder;
bei dem dritten Schlage: Nehme ich Sie auf zum Freimaurer-Ritter, Lehrling und Mitglied dieses ehrwürdigen Ordens!
Der Logenmeister zieht den Zirkel zurück und sagt nach einer kurzen Pause: Stehen Sie auf, mein Bruder!
Beide Aufseher helfen jetzt dem aufgenommenen Bruder auf, und der Logenmeister sagt: Brüder Aufseher! Führen Sie den neuen Bruder an die Pforten des Tempels und lassen Sie ihn dort mit den Füßen einen rechten Winkel bilden!
Die Aufseher führen ihn nach Westen, aber nicht rückwärts, an den Fuß der Lehrlingstafel. Dort lassen sie ihn mit semen Füßen einen rechten Winkel bilden.
Darauf klopft der Logenmeister als Freimaurer; die Aufseher wiederholen die Schläge.
Der Meister spricht: Bruder Sekretär, verzeichnen Sie die Aufnahme des neuen Bruders in die Matrikel unserer Loge, auf daß weder er noch wir jemals der Pflichten vergessen, die wir miteinander übernommen haben.
Bruder Zeremonienmeister! Führen Sie den neuen Bruder in das Vorzimmer und lassen Sie ihn sich ankleiden.
Der Zeremonienmeister führt den Befehl aus.
So dann spricht der Logenmeister: Meine Brüder! Stecken Sie Ihre Degen wieder ein und begeben Sie sich auf Ihre Plätze!
 

Erteilung des Schmuckes

Ist der Aufgenommene angekleidet, so wird er, ohne vom Wachthabenden angemeldet zu werden, in den Tempel geführt und zwischen die beiden Aufseher gestellt, worauf der 2. Aufseher, der 1. Aufseher und der Logenmeister als Freimaurer klopfen.
Der 2. Aufseher zeigt demnächst an: Hochwürdiger Meister! Der neuaufgenommen Bruder ist in den Tempel zurückgekehrt.
Der Logenmeister: Bruder Zeremonienmeister, führen Sie den Neuaufgenommenen zum Altar, damit er den Schmuck des Lehrlingsgrades empfange!
Hierauf tritt der Zeremonienmeister mit dem neuen Bruder zum Altar; der Neuaufgenommene empfängt den Schurz durch den Logenmeister, der ihn folgendermaßen anredet: Mein Bruder! Hier gebe ich Ihnen den Schurz der Lehrlinge. Die weiße Farbe erinnert an die Aufrichtigkeit und die reine Gesinnung unserer Brüderschaft, die Dauerhaftigkeit des Stoffes an ihre Beständigkeit und Treue. Auch Sie müssen stets aufrichtigen Eifer und unerschütterliche Standhaftigkeit in der Übung dieser Eigenschaften beweisen!
Darauf überreicht der Logenmeister dem Neuaufgenommenen das erste Paar Manneshandschuhe und spricht: Hier, mein Bruder, empfangen Sie das erste Paar Manneshandschuhe, welches Sie beständig aufbewahren müssen. Diese weißen Handschuhe sollen Ihnen zum Zeichen Ihrer Aufnahme dienen und bei Ihrem letzten Gange Ihre Hände bekleiden!
Das zweite Paar Manneshandschuhe überreicht der Logenmeister mit den Worten: Hier, mein Bruder, das zweite Paar, das Sie allezeit tragen müssen, wenn Sie mit den Brüdern in der Loge sind!
Bei Übergabe der weißen Frauenhandschuhe spricht der Logenmeister: Die weißen Frauenhandschuhe sollen Sie derjenigen geben, fur welche Sie die größte Achtung hegen. Durch dies Geschenk bezeugen Sie Ihr reines Herz derjenigen, die Sie einst zu Ihrer gesetzmäßigen Maurerin erwählen werden oder bereits erwählt baben. Lassen Sie aber diese Handschuhe nie von unreinen Händen getragen werden!
Dann überreicht ihm der Logenmeister die silberne unpolierte Maurerkelle und spricht: Endlich, mein Bruder, empfangen Sie des Freimaurers höchsten Schmuck, diese Maurerkelle. Sie ist an einem ledernen Riemen befestigt, damit sie um so sicherer verwahrt werden kann; und sie ist nicht poliert, zum Zeichen, daß sie fleißig gebraucht werden soll, um den rechten Glanz zu erlangen. Bildlich sollen Sie mit Hilfe dieses Werkzeuges die Fugen und Risse Ihres Herzens gegen die Angriffe des Lasters vermauern und verkitten, eine Arbeit, die einen rechtschaffenen Bruder täglich hinreichend beschäftigen wird!
Dann gibt ihm der Logenmeister Hut und Degen mit den Worten: Ich übergebe Ihnen noch diese Wehre. Sie wird in der Loge getragen als ein Zeichen, daß Sie zum Freimaurer-Ritter aufgenommen sind, und zur Erinnerung an Ihre Pflicht, den Orden, den Unschuldigen und den Wehrlosen zu verteidigen. Bedecken Sie sich mit dem Hute, dem Zeichen des freien Mannes!
Sodann wendet der Logenmeister sich zum Zeremonienmeister, der dem Aufgenommenen zur Seite stehen bleibt, mit den Worten: Bruder Zeremonienmeister, kleiden Sie den neuen Bruder als Freimaurer und weisen Sie ihm seinen Platz an!
 

Unterricht in den Kenntnissen des Grades

Der Logenmeister: Bruder Zeremonienmeister, führen Sie den neuaufgenommenen Bruder zwischen die Bruder Aufseher, damit sie in den Kenntnissen ihres Grades unterrichtet werden!
Ist solches geschehen, so fährt er fort: Bruder Sekretär, verlesen Sie den Unterricht in der Erkennungsart der Freimaurer!.
Sekr.: Die Freimaurer-Johannis-Lehrlinge werden im Orden ,,arbeitsame” genannt und haben ihre besonderen Erkennungszeichen. Diese bestehen in der Art:
1. sich anzukündigen oder zu klopfen,
2. sich als Johannis-Lehrling zu bezeichnen,
3. sich durch den Handgriff zu bekräftigen,
4. seine Kenntnisse durch Nennung des Wortes zu besiegeln,
5. durch Abgabe der Losung den Eintritt in die Loge zu erlangen.
Die Art, sich als Johannis-Lehrling anzukündigen, besteht darin, daß man an die Tür der Johannis-Lehrlings-Loge mit drei Schlägen klopft, und zwar die ersten beiden geschwinder und schwächer, den letzten stärker und langsamer. Durch diese drei Schläge bezeichnen sich alle Freimaurer überhaupt als solche und haben sie angenommen, um die drei Grundursachen anzudeuten, welche den Verstand erleuchten, befestigen, unterstützen und ihn geschickt machen, die Stiftung des Ordens zu ergründen, zu erfassen und zu verteidigen. Diese Grundursachen sind Natur, Religion und Stärke, die der Freimaurer mit Besonnenheit und mit Festigkeit erwägen und anwenden muß, was auch durch das geschwinde und leise Klopfen der beiden ersten Schläge und durch das starkere Klopfen des letzten bezeichnet werden soll.
Die Art, sich als Johannis-Lehrling zu bezeichnen, besteht darin, daß man die rechte flache Hand, deren Daumen in einem rechten Winkel gegen die ausgestreckten Finger erhoben ist, gegen den Hals legt, sie in dieser Stellung waagerecht gegen die rechte Schulter hin zieht und darauf senkrecht nahe am Körper gegen die Hüfte niedersenkt.
Dieses Zeichen wird das Halszeichen oder Gutturale genannt und bei allen Gelegenheiten gemacht, bei denen der Vorsitzende Meister es fordert. Es bedeutet, daß ein Freimaurer-Johannis-Lehrling sich lieber den Kopf abhauen lassen wolle, als das geringste der Ordensgeheimnisse offenbaren.
Das Logenzeichen wird mit der rechten Hand gemacht, indem man diese, den Daumen mit den übrigen Fingern zum rechten Winkel gesetzt, auf das Herz legt.
Es heißt das Brustzeichen (Cordale). Kein Bruder soll sich in der Loge dem Vorsitzenden Meister oder einem anderen Vorgesetzten nähern, ohne die rechte Hand in der beschriebenen Stellung auf das Herz zu legen.
Die Art, sich als Johannis-Lehrling durch den Handgriff zu bekräftigen, besteht darin, daß zwei Brüder einander die rechte Hand geben und mit dem Daumen dreimal einander den Knöchel des vordersten Fingers drücken. Dies dient zur Versicherung der gegenseitigen Freundschaft und des gegenseitigen Vertrauens der Brüder, welche ewig, mithin von Glied zu Glied, dauern sollen. Diese Art, sich im allgemeinen als Freimaurer-Bruder auszuweisen, ist die einzige, welche außer der Loge den Johannis-Lehrlingen erlaubt ist.
Die Art, wie man seine Kenntnisse besiegelt, besteht darin, daß man das Wort gibt, welches Jakin ist. Wie es zu geben ist, wird Sie hernach gelehrt werden. Der Lehrlingsgrad hat es zur Erinnerung an die linke Säule bekommen, weiche in der Vorhalle des Salomonischen Tempels stand und mit dem Buchstaben J. bezeichnet war. Die Lehrlinge waren verpflichtet, sich jeden Freitag nach dem Schluß der Arbeit bei ihr zu versammeln, um ihren Lohn zu empfangen.
Die Lehrlinge haben auch noch eine Losung, wodurch sie den Eintritt in die Loge erlangen, und geben sie, wenn dies in den Logen verlangt wird und die Mitglieder derselben nicht allgemein davon entbunden sind, jedesmal, wenn sie in die Loge eintreten oder solche decken wollen, an den Wachhabenden ab. Diese Losung haben sie zur Erinnerung an Tubal Kain welcher der erste Künstler in allen Eisenarbeiten und der erste war, welcher Werkzeuge bereitete, um Steine damit zu behauen und für Gebäude brauchbar zu machen. Aufer dieser allgemeinen Losung Tubal Kain haben einige Freimaurer-Logen sich eine besondere Losung gewählt, um die Brüder der eigenen Loge von den Besuchenden zu unterscheiden. Diese besondere Losung darf nur in der Loge abgegeben werden, zu der man gehört, und an einen Bruder, der Mitglied derselben ist.
Das Beifallszeichen wird auf dreierlei Weise gegeben:
1. Wenn bei der Aufnahme eines Suchenden von dem Vorsitzenden Meister die ritualmäßigen Fragen an die Versammlung gerichtet werden, ob sie einwillige, daß der Aufzunehmende eingelassen werde, oder daß er zum Altar treten dürfe usw., geben die Brüder das Beifallszeichen dadurch, daß sie sich erheben, das Lehrlingszeichen machen und mit der rechten Hand den Schurz stark schütteln.
2. Wenn der Logenmeister über einen von ihm gemachten Vorschlag das Einverständnis der Brüder erfordert, gibt man das Beifallszeichen dadurch, daß der rechte Arm mit nach auswärts gekehrter Hand hochgehoben wird und in dieser Stellung verbleibt, bis der Logenmeister den Erfolg übersehen und sich darüuber ausgesprochen hat.
3. Die dritte Art, den Beifall zu bezeigen, ist das Händeklatschen nach Freimaurerweise, bei dem man dreimal nacheinander die drei Freimaurerschläge - die ersten beiden kurz aufeinander, den dritten langsamer und stärker - durch Zusammenschlagen der Hände hören läßt. Man bedient sich dieser Beifallsäußerung zur Begrüßung oder zur Bezeigung des Danks und bei Tafellogen und Brudermahlen nach ausgebrachten Trinksprüchen. Diese dritte Art des Beifallszeichens wird in der Regel nur auf Veranlassung hammerführender Brüder gegeben.
Während der Sekretär diesen Unterricht verliest, machen beide Aufseher gegeneinander die Zeichen, sobald sie genannt werden. Ist das Verlesen beendigt, so nehmen der 1. und der 2. Aufseher den neuen Bruder, um ihn in allen Stükken zu unterweisen. Sobald beide Aufseher den Neuaufgenommene in der Art als Maurer und Lehrling zu klopfen und in ihrer Lösung unterwiesen haben, so lehren sie Zeichen, Griff und Wort auf folgende Art: ein Aufseher und den Neuaufgenommener machen zusammen das Halszeichen.
Der Aufseher fragt dem Bruder: Was fordert dies?
Der Bruder soll antworten: Dies fordert die Berührung oder den Handgriff.
Darauf geben beide Bruder einander den Handgriff.
Der Aufseher fragt: Was fordert die Berührung oder der Handgriff?
Der Bruder antwortet: Das Wort.
Der Aufseher fahrt fort: Welches ist das Wort?
Der Bruder antwortet: Nennen Sie mir den ersten Buchstaben, so will ich Ihnen den zweiten nennen. Der Aufseher spricht J, der Bruder A, der Aufseher K, der Bruder I, derAufseher N, der Bruder JA, der Aufseher KIN und der Bruder das ganze Wort JAKIN. Dann umarmen einander der Aufseher und der neue Bruder, und der letztere wird an den Logenmeister gewiesen, um sich diesem gleichfalls zu erkennen zu geben.
Hiernächst macht der Logenmeister die Neuaufgenommenen noch mit dem Rettungszeichen und den dabei zu gebrauchenden Worten bekannt. Das Zeichen wird folgendermaßen gemacht: beide Hände werden zusammengefaltet, umgekehrt gewandt und über das Haupt gehalten, so daß dasselbe berührt wird; beide Füße werden in einen rechten Winkel gestellt. Der Rettungsruf lautet: Zu mir, Ihr Kinder der Witwe von Naphthali! (A moi les enfants de la veuve de Naphthali!).
Hierauf führt der Logenmeister fort: Bruder Zeremonienmeister, führen Sie der neuen Bruder zwischen die Aufseher zurück, und Sie, Bruder Redner, erklären Sie ihnen die Gebräuche bei ihrer Aufnahme und die Figuren der Tafel !
Während der Redner die Tafel erklärt, zeigen beide Aufseher mit ihren Degen die Figuren derselben.
Nachdem die Unterweisung beendet ist, klopft der Logenmeister als Freimaurer, was von den Aufsehern auf den Knopf der Degen beantwortet wird, und spricht: Bruder Zeremonienmeister, lassen Sie der neuen Bruder den ihnen gebührenden Platz einnehmen!
 

Schließung der Johannis-Lehrlingsloge

Wenn der Logenmeister die Johannis-Loge schließen will, so fragt er: Hat noch ein Bruder zum Besten des Ordens im allgemeinen oder dieser Loge insbesondere etwas vorzutragen?
Hierauf kann das Wort in der gesetzlichen Weise gefordert werden.
Ist dies erledigt, so fordert der Logenmeister den Schatzmeister auf, am Ausgange des Tempels die milden Gaben von den Brüdern, welche nicht zur Tafel bleiben, in Empfang zu nehmen.
Der Logenmeister klopft auf den Altar einen harten Schlag, den die Aufseher nicht wiederholen, und sagt: In Ordnung, meine Brüder!
Die Brüder treten ins Logenzeichen.
Die Aufseher halten ihre Degen aufrecht.
Bruder 1. Aufseher! Welche Zeit ist es?
Der 1. Aufseher: Es ist Mitternacht, Hochwürdiger Meister!
Der Logenmeister: Bruder 1. Aufseher! Wo hat der Meister seinen Sitz?
Der 1. Aufseher: Im Osten.
Der Logenmeister: Warum, mein Bruder?
Der 1. Aufseher: Um die Loge zu erleuchten und zu regieren.
Der Logenmeister: Bruder 2. Aufseher! Wo haben die Aufseher ihre Stellen?
Der 2. Aufseher: Im Westen, Hochwürdiger.
Der Logenmeister: Warum, mein Bruder?
Der 2. Aufseher: Gleichwie die Sonne im Westen ihren Tageslauf schließt, so müssen auch die Aufseher im Westen sein, um die Loge zu schließen, die Arbeiter zu bezahlen und sie nach Hause zu entlassen.
Der Logenmeister: Bruder 2. Aufseher! Da es jetzt Mitternacht ist, der Meister seinen Sitz im Osten hat, um die Loge zu erleuchten und zu regieren, auch beide Aufseher ihre Stellen im Westen haben, um die Loge zu schließen, die Arbeiter zu bezahlen und sie nach Hause zu entlassen, so benachrichtigen Sie die Bruder, daß wir jetzt die Loge zu schließen beabsichtigen!
Der 2. Aufseher: Meine Brüder! Auf Befehl des Hochwürdigen zeige ich Ihnen an, daß wir jetzt gesonnen sind, die Loge zu schließen.
Der Logenmeister: Bruder Zeremonienmeister, lassen Sie die Arbeitstafel verdecken!
Der Zeremonienmeister begibt sich mit gezogenem Degen an die südöstliche Säule der Arbeitstafel. Auf seinen Wink treten die beiden Johannis-Lehrlinge im Logenzeichen zunächst rechts und links neben die Aufseher, gehen in gleicher Höhe zur Arbeitstafel, bedecken sie von Westen nach Osten und gehen im Logenzeichen auf demselben Wege auf ihre Plätze. Das Lehrlingszeichen wird nicht gemacht, auch nicht nach dem Verdecken der Tafel.
Der Logenmeister: Meine Brüder! Welches ist das Lehrlingszeichen?
Nach dieser Frage stecken beide Aufseher ihre Degen ein.
Die Brüder lassen die rechte Hand sinken und machen zweimal mit den Aufsehern das Lehrlingszeichen.
Dabei richten die Brüder ihren Blick auf den 2. Aufseher.
Der Logenmeister macht das Zeichen nicht. Er schließt die Bibel und steckt sein Schwert ein. Die Aufseher verweilen im Logenzeichen.
Der Logenmeister: Bruder 2. Aufseher, zeigen Sie an, daß die Loge jetzt geschlossen ist!
Der 2. Aufseher: Meine Brüder! Die Loge ist jetzt geschlossen.
Der Logenmeister: Und welches ist das Lehrlingszeichen?
Nach dieser Frage lassen die Brüder die rechte Hand sinken und machen, mit den Aufsehern, ohne den Logenmeister zum drittenmal das Lehrlingszeichen.
Der Logenmeister: Bruder 1. Aufseher! Welche Zeit ist es jetzt?
Der 1. Aufseher: Es ist Hochmitternacht.
Der Logenmeister und alle Brüder nehmen die Hüte ab, und der erstere betet: Gelobt seist Du, O Herr, der Du unsere Arbeit regierst! Stärke uns, daß wir das Ziel erlangen, zu welchem Du uns versammelt hast! Gepriesen sei Dein heiliger Name vom Osten zum Westen, vom Süden zum Norden! Sei Du mit uns jetzt und immerdar! Amen!
Alle Brüder wiederholen das Amen und bedecken das Haupt.
Der Logenmeister klopft die drei Freimaurerschläge, welche die Aufseher auf den Knopf der Degen wiederholen, und spricht: Brüder Aufseher! Lassen Sie uns die Kerzen auslöschen!
Hierauf löscht der 2., dann der 1. Aufseher und zuletzt der Logenmeister diejenige Kerze aus, welche er angezündet hat.
Sobald der Logenmeister wieder seinen Platz am Altar eingenommen hat, spricht er: Bruder 2. Aufseher! Welche Stunde ist es, wenn die Bruder auseinandergeben?
Der 2. Aufseher gibt die Uhrzeit an.
Der Logenmeister klopft auf den Altar einen harten Schlag, welcher von den Aufsehern nicht beantwortet wird, und sagt: Die Loge ist geschlossen. Friede, Freude und Einigkeit begleite Sie, meine Brüder!


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